Bloggen für Anfänger

Der Autor des Schondorf Blogs
Photo © Jürgen Oliver Blank

Der Landsberger Kultursalon hat mich eingeladen, einen Vortrag über das Thema zu halten: „Warum sollte man bloggen?“
Ich meine ja, wer bloggen will, soll das gerne tun, wer nicht, kann es auch bleiben lassen. Das ist für einen halbstündigen Vortrag aber ein bisschen wenig. Deshalb habe ich mich tiefer mit dem Thema beschäftigt. Erstaunlicherweise fand ich dabei mehr Gründe gegen, als für das Bloggen. Aber beginnen wir am Anfang: Was ist eigentlich ein Blog?

Was ist ein Blog?

Das Kunstwort Blog entstand Mitte der 90er Jahre aus WEB und LOG(buch), also ein im Internet (World Wide Web) veröffentlichtes Log- oder Tagebuch. Wegen dieser Herleitung von „das Logbuch“ heißt es korrekt das Blog und nicht der Blog, auch wenn mir das nur schwer über die Zunge geht. Das Blog ist eine laufend wachsende Sammlung von chronologisch geordneten Einträgen. Das war eine Gegenposition zu den damals sehr statischen Websites.
Websites zu programmieren war in den 90er ziemlich zeit- und arbeitsaufwendig. HTML-Code schreiben, Grafiken optimieren, Dateien in die richtigen Verzeichnisse hochladen, Hyperlinks definieren, testen, Fehler finden und beseitigen, Kompatibilität mit den verschiedenen Browsern prüfen … Wenn man endlich fertig war, fasste man die Website am liebsten nicht mehr an, bis eine Aktualisierung unvermeidbar wurde.
Im Gegensatz dazu lebt das Blog von der laufenden Aktualisierung. Neue Inhalte werden wöchentlich, täglich oder sogar noch öfter veröffentlicht. Eben wie bei einem Logbuch.

Blogger Plattformen

Für das Erstellen eines Blogs gibt es zwei dominierende Plattformen, mit denen schätzungsweise 80% aller Blogs weltweit geschrieben werden. Das sind WordPress (https://de.wordpress.org/) und Blogger (https://www.blogger.com). Beide sind kostenlos und – einmal eingerichtet – sehr einfach zu bedienen. Wie bei einem Textverarbeitungsprogramm schreibt man Text, definiert Haupt- und Zwischenüberschriften, platziert Grafiken und Photos, und setzt Hyperlinks zu anderen Inhalten im Netz. Irgendwelche Programmierkenntnisse braucht man dazu nicht.

Gestaltung mit Templates

Für beide Plattformen gibt es eine Fülle von Designvorlagen, sogenannten Templates oder Themes (https://de.wordpress.org/themes/). Man muss sich also nicht mit der Programmierung herumplagen, um ein mehrspaltiges Layout zu erzeugen, das Navigationsmenü zu platzieren, oder Farben und Schrifttypen festzulegen.

Gestaltungsvorlagen für WordPress
Designvorlagen für WordPress

Man sucht sich einfach ein Template aus, passt es nach eigenen Vorstellungen an, und fertig. Dadurch kann man das Aussehen auch jederzeit ändern. Ich kann mein Blog heute in einem puristischen Schwarz-Weiß Layout publizieren. Wenn ich morgen lieber ein romantisches Design mit floralen Elementen hätte, wechsle ich einfach die Vorlage. Die erstellten Inhalte bleiben dabei erhalten.
Eine sehr praktische Sache. Man muss dadurch nicht schon ganz zu Anfang Festlegungen treffen, die später nicht mehr zu ändern sind. Man kann das Blog mit einem halbwegs passenden Design starten, und das dann im laufenden Betrieb immer weiter optimieren.

WordPress oder Blogger?

WordPress ist das am meisten verbreitete System und dadurch noch besser unterstützt. Wo es für Blogger Dutzende Zusatzmoduls gibt, sind es bei WordPress Hunderte, und statt Hunderter Templates stehen Tausende zur Auswahl. WordPress lässt sich bis ins kleinste Detail an die eigenen Wünsche anpassen, bei Blogger muss man in manchen Aspekten mit den voreingestellten Funktionen leben. Ein weiterer Unterschied ist die Art der Installation. WordPress wird üblicherweise auf einem eigenen Webserver installiert. Einige Webhosting-Anbieter haben Pakete mit vorinstalliertem WordPress im Angebot, z. B. Host Europe, bei denen das fünf Euro pro Monat kostet (https://www.hosteurope.de/Wordpress-Hosting/).
Man kann sich dann den eigenen Domainnamen aussuchen und hat vollständige Kontrolle über das eigene Blog. Ein bisschen technisches Grundwissen sollte man dafür schon haben. Falls nicht, findet sich aber dank der weiten Verbreitung recht leicht jemand, der einem dabei hilft.
Blogger (https://www.blogger.com), ein Produkt von Google, ist etwas für Leute wie mich, die sich mit der technischen Seite am liebsten gar nicht beschäftigen wollen.

Grundeinstellungen Blogger
Einfache Einrichtung von Blogger

Man meldet sich auf www.blogger.com an, erstellt ein Benutzerkonto, und kann ein Blog einrichten, ohne Software hochladen oder installieren zu müssen. Nach etwa einer Stunde ist das eigene Blog erstellt. Allerdings erscheint dieses Blog immer als Unterdomain von Blogspot, also z. B. schondorf.blogspot.de. Man hat auch nicht die vollständige Kontrolle über die Daten, denn diese liegen ja auf einem Server von Google.
Bei allen Unterschieden bleibt die Gemeinsamkeit beider Plattformen: Man muss kein Computerfreak sein, um ein Blog zu betreiben.

Bloggen macht Arbeit

Mit dem Einrichten ist es logischerweise nicht getan. Ein Blog lebt ja von den regelmäßigen Veröffentlichungen. Wie diese Blog-Beiträge aussehen, kann jeder selbst bestimmen, entsprechend der Eignung für das Thema, nach den eigenen Vorlieben und Talenten. Hier einige Beispiele:
Das „Landsberg Blog“ (https://landsbergblog.wordpress.com/) schreibt über die Lokalpolitik in der Stadt. Ein, zwei Mal pro Woche erscheint ein gut recherchierter und sorgfältig geschriebener Text in der Länge eines Zeitungsartikels. Hier macht dem Autor das Schreiben sichtlich Spaß, und er verfügt auch über die handwerklichen Fähigkeiten dafür.
Das Weilheimer Kunst-Blog „Galerie auf Zeit“ (http://galerie-auf-zeit.blogspot.de/) geht einen anderen Weg. Regelmäßig werden Neuigkeiten, vor allem Videos zum Thema Kunst im Netz gesucht. Das neue Video eines Künstlers, einer Vernissage oder eines Museums wird dann in einen Blogbeitrag eingebettet, und manchmal kurz kommentiert. Der Inhalt ist also sehr schlank gehalten, dafür wird das Blog täglich, manchmal auch mehrmals am Tag, aktualisiert.
Ein Blog kann auch größtenteils aus Bildern bestehen. Für „Humans of New York“ (http://www.humansofnewyork.com/) streift der Photograph Brandon Stanton mit der Kamera durch die Stadt. Er photographiert interessante Leute, die ein oder zwei Sätze über ihr Leben sagen.

HONY
Photoblog Humans of New York

Durch dieses kommentierte Photoblog entsteht ein charmantes Bild des vielseitigen Lebens in New York.
Es gibt also verschiedenste Möglichkeiten, wie ein Blog aussehen kann, und wieviel Arbeit man in das Projekt stecken möchte.

Reich und berühmt?

Wenn man Arbeit in etwas steckt, fragt man sich natürlich, wozu man das tut. Wird man mit einem Blog reich? Höchstwahrscheinlich nicht. Es gibt Möglichkeiten, um mit einem Blog Geld zu verdienen. Die gängigste ist, Werbeanzeigen auf der Seite des Blogs zu schalten. Darum muss man sich nicht einmal selbst kümmern, sondern kann am AdSense Partnerprogramm der Firma Google teilnehmen (https://www.google.de/adsense/start/).
Dabei stellt man im eigenen Blog leere Werbeflächen zur Verfügung, die von Google dann mit Anzeigen gefüllt werden. Klickt ein Leser auf diese Werbebanner, dann berechnet Google diesen Klick an den Anzeigenkunden, und gibt zwei Drittel der Einnahmen an den Blogbetreiber weiter.

Google AdSense
Leere Anzeigenflachen für Google AdSense

Zwei Drittel der Einnahmen von Google klingt erst einmal gut, bis man sich die Zahlen anschaut. Erfahrungsgemäß muss ein Banner 500 bis 1000 mal gesehen werden, damit einer auf die Anzeige klickt. So einen Klick verkauft Google für etwa 20 Cents bis 1 Euro. Im Durchschnitt braucht die Blogseite also 1.000 Aufrufe, um einen Euro damit zu verdienen. Oder 100.000 Aufrufe im Monat, um 100 Euro einzunehmen. 100.000 Seitenaufrufe im Monat sind für ein Blog eine ganze Menge. Zum Vergleich: Mein eigenes Blog hat zwischen 5.000 und 10.000 Aufrufe im Monat.
Natürlich kann man die Werbeanzeigen auch selbst vermarkten. Mit Kundenakquise, Angebote erstellen, Anzeigen einbinden, Rechnungen und Auswertungen schreiben, wird aber schnell ein Vollzeitjob daraus, mit Einnahmen unter der Schwelle der Grundsicherung.
Eine andere Möglichkeit ist, sich an dem Affiliate Programm des Online-Händlers Amazon zu beteiligen (https://partnernet.amazon.de/). Man schreibt im Blog über bestimmte Produkte, und setzt einen Link für den Kauf bei Amazon. Kauft dann ein Leser das besprochene Produkt, bekommt man von Amazon zwischen 1% und 10% Prozent des Kaufpreises. Das funktioniert eigentlich nur mit bestimmten Produktgruppen wie Bücher, Software oder Mode, und selbst da bleibt das Einkommen ein kleines Zubrot.
Angeblich gibt es in Deutschland über 70.000 Blogs (ich habe das nicht nachgezählt). Davon verdienen aber nur die 15 oder 20 meistgelesenen wirklich Geld damit. Für alle anderen bleiben die Anzeigenumsätze meistens im einstelligen Euro-Bereich. Das reicht dann gerade, um den Webserver zu bezahlen.

Prominente Blogger

Wenn man als Blogger schon nicht reich wird, wird man dann wenigstens berühmt? Gegenfrage: Kennt jemand einen berühmten Blogger?

Nach einigem Nachdenken fällt einem vielleicht Sascha Lobo ein (http://saschalobo.com/). Das ist der Mann mit der roten Irokesenfrisur, der immer ins Fernsehen kommt, wenn es um Themen wie Internet und Netzpolitik geht. Er ist aber inzwischen durch seine Zeitungsartikel und seine Talkshow-Auftritte bekannter, als durch sein eigenes Blog. Die Wahrscheinlichkeit, mit einem Blog berühmt zu werden, ist verschwindend gering. Es gibt einfach viel zu viele Inhalte im Netz, da fällt es schwer wahrgenommen zu werden.
Am ehesten schafft man das noch, indem man sich auf eine klar definierte Nische konzentriert. Wer ganz allgemein über Kunst und Kultur bloggt, geht vermutlich in der Masse gleichartiger Veröffentlichungen unter. Wer sich auf gegenständliche Malerei im 21. Jahrhundert konzentriert, kann zumindest innerhalb dieser Szene eine gewisse Aufmerksamkeit erreichen.
Deshalb lieber ein klar definiertes, persönliches Herzensthema für das Blog aussuchen, als zu versuchen, der Süddeutschen Zeitung oder Spiegel Online Konkurrenz zu machen.

Aus Freude am Bloggen

Wenn ich also damit weder reich noch berühmt werde, warum blogge ich dann? Ich persönlich tue es vor allem wegen der – sehr angenehmen –  Nebenwirkungen. Als erste Nebenwirkung bemerkte ich, dass sich durch das Blog mein Blick auf die Welt ausweitete. Seit ich das Schondorf Blog schreibe, sehe ich meine Gemeinde ganz anders. Da sind jetzt viel mehr Eindrücke und Geschehnisse, die ich bewusst wahrnehme, eben weil sie Material für einen Blogbeitrag sein könnten. Es ist ein bisschen so, wie wenn man mit dem Photographieren anfängt. Die Welt steckt plötzlich voller Photomotive, man schaut achtsamer und die Perspektive erweitert sich.
Das Bloggen hilft mir auch, klarer zu denken. Wenn ich im Blog meine Meinung zu etwas verbreiten will, dann muss ich mir zuallererst über diese Meinung selbst klar werden. Das Bloggen ist hier der Gegenentwurf zum knappen „Like“ in sozialen Netzwerken. Der Landsberger Kultursalon gefallt mir? Auf Facebook ist da schnell der Daumen hoch geklickt und fertig. Als Blogger muss ich mir überlegen, wie ich meine Gedanken verständlich ausdrücken kann. Warum mag ich den Landsberger Kultursalon, was geschieht dort, welche Leute sind dabei, welche Themen werden besprochen, wann ist die nächste Veranstaltung …
Und schließlich die wunderbaren Möglichkeiten der Interaktion. Es sind immer die schönsten Erlebnisse, wenn ich von den Lesern eine Rückmeldung bekomme. Ich erfahre mehr über ein Thema, über das ich geschrieben habe, ich werde manchmal in meiner Meinung korrigiert, ich lerne andere Standpunkte und andere Leute kennen.
Wegen dieser schönen Erfahrungen kann ich durchaus empfehlen, es einmal mit einem eigenen Blog zu versuchen. Aber wie Eingangs schon gesagt: Wer mag soll es gerne probieren, wer nicht, kann es auch lassen.

Blog Leseempfehlungen:

Fragen zum Bloggen?

Fragen gerne unten im Kommentarfeld eingeben, ich werde versuchen sie zu beantworten.


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3 Gedanken zu „Bloggen für Anfänger“

  1. Guter Punkt, Renate. Durch das regelmäßige Bloggen entsteht mit der Zeit eine Menge Inhalt, der auch von Google erfasst wird. Das erhöht die Chance, dass man gefunden wird, wenn jemand nach einem bestimmten Thema sucht.

    Antworten
  2. Lieber Leo, du hast einen wichtigen Punkt vergessen. Mit einem gut geführten Blog, also ein Blog mit relevanten Inhalten, kann man Kunden generieren.

    Über mein Verlagsblog zum Beispiel hat ein Unternehmer zu mir gefunden, der auf der Suche nach jemandem war, der seine Biographie schreibt. (Die Biografie erscheint übrigens im Laufe dieses Frühjahrs.)

    Auch den Großteil meiner Autoren habe ich über mein Blog generiert. Das liegt daran, dass ich im Blog Themen aufgreife, die Autoren interessieren. Und da meine Themen rechtvielfältig sind, stoßen immer mehr Autoren über Google-Suchbegriffe auf mein Blog.

    Was viele auch nicht wissen, dass die Struktur eines Blogs mittlerweile anders aussehen kann, als noch vor 15 Jahren (solange blogge ich bereits). Damals war ein Blog tatsächlich ein Blog, also der letzte Beitrag war auf der Startseite.
    Mittlerweile gibt es Templates mit einer "statischen" Startseite (mein Verlagsblog zum Beispiel), wo der Besucher eine Themen-Übersicht findet, die man nach Belieben und je nach Designvorlage (Theme) gestalten kann. Zum Blog gelangt man dann übers Menue.

    Mein Verlagblog habe ich vor 7 Jahren ins Netz gestellt und mittlerweile hat es täglich zwischen 300 und 500 Besucher. Und es werden ständig mehr, weil ich Artikel schreibe, die für Autoren relevant sind. Heute zum Beispiel werde ich zeigen, was für Auswirkungen unterschiedliche Schriftarten in einem Buch haben.

    Alles in allem: Ein gut geführtes Blog ist ein gutes, preiswertes (kostet nur Zeit) und sehr effektives PR-Istrument. Jeder, der zu seinem Produkt oder seiner Dienstleistung etwas zu sagen hat (ich kenne kein Produkt und keine Dienstlesitung, zu der es nichts zu sagen gäbe) und auf der Suche nach Kunden ist, sollte sich ein Blog zulegen. Denn Blogs werden von den Suchmaschinen ganz anders wahrgeommen, als statische Websites. Denn Letztere werden in der Regel nur einmal mit Inhalt gefüllt und danach in Ruhe gelassen. Auf einem (gut geführten) Blog hingegen, ist ständig was los. Und genau das mögen Suchmaschinen. Besonders dann, wenn man beim Bloggen auch noch ein paar Dinge beachtet. Dafür gibt es zum Beispiel das Plugin "Yoast Seo", das den Blogger auf suchmaschinen-relevante Dinge hinweist.Zum Beispiel auf das Einsetzen eines Focus-Keyword" und auf die "Metabeschreibung" … und noch einiges mehr.

    Wie du weißt, bin ich auch auf Facebook. Dort generiere ich so gut wie keine Aufträge, und wenn, dann nur im Zusammenhang mit meinen Blogs – auf die ich dort verlinke.

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