Keine Angst vor nörgelnden Egoisten

Begegnung mit Hund
„Der tut nichts, der will nur spielen.“

Bei der Schondorfer Gemeinderatssitzung am 7. Januar wurde das Konzept einer Bürgerbefragung vorgestellt. Einigen Gemeinderäten (nicht der Mehrheit, aber doch etlichen) sträubten sich bei dieser Idee sichtlich die Nackenhaare.
Es gebe leider immer mehr Egoisten, zu Wort melden sich nur die notorischen Nörgler, und die kommen dann mit unerfüllbaren Wünschen. Außerdem habe ein Gemeinderat sein Ohr ohnehin am Puls der Bürger und wisse selber am besten, was für den Ort gut sei.

Ich saß etwas betröpfelt auf der Zuhörerbank.
Der Bürger als Störfaktor. Die Gemeindeverwaltung würde laufen wie ein Uhrwerk, wenn da nicht die Leute wären.
Manchen Gemeinderäten scheint der Bürger als bedrohliches Wesen zu erscheinen, dem man am besten aus dem Weg geht.

Begegnung mit freilaufenden Bürgern

Vielleicht haben sie in der Vergangenheit schlimme Erfahrungen gemacht; vielleicht sind das auch frühkindliche Traumata oder Urängste.
Aber es gibt Hilfe. Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln lässt sich die Begegnung mit dem Bürger angst- und verletzungsfrei überstehen.

Im Ernstfall richtig reagieren

Wertvolle Tipps dazu gibt diese Website. Hier ein paar Auszüge:

Zuerst kann Entwarnung gegeben werden: Die meisten Bürger stellen keine Gefahr dar. Dennoch sollte man im Ernstfall richtig reagieren können. Die folgenden Verhaltensregeln wirken deeskalierend und präventiv.

  • Bei direkter Begegnung mit Bürgern: ruhig stehen bleiben, zumindest Tempo verlangsamen, Arme hängen lassen. Auf keinen Fall hektisch werden oder gar weglaufen, da dies den Bürger zum Hinterherlaufen animiert.
  • Wenn der Bürger in weiterer Folge positives Interesse zeigt, ist eine Kontaktaufnahme durch ruhiges Ansprechen möglich. Vermeiden Sie, sich über einen Bürger zu beugen, um ihn zu streicheln. Er kann sich dadurch in unfreundlicher Weise dominiert fühlen.
  • Steht der Bürger mit angespannter Körperhaltung, eventuell blickfixierend und mit gesträubten Haaren da und/oder knurrt, ist Vorsicht geboten. Auf keinen Fall den Bürger direkt anschauen. Am besten den Körper langsam abwenden, die Arme hängen lassen, und sich ruhig  wegbewegen. Und wichtig: bewusst normal weiteratmen!

Für besonders schwierige Fälle biete ich auch individuellen Einzelunterricht an. Anmeldungen bitte in den Kommentaren hinterlassen.

4 Gedanken zu „Keine Angst vor nörgelnden Egoisten“

  1. Danke Rainer Jünger, für die ausführliche Stellungnahme. Die Bürgersprechstunde wird leider wirklich sehr wenig genutzt. Zur Erinnerung: Eine halbe Stunde vor jeder Gemeinderatssitzung (also normalerweise ab 19:00 Uhr) kann jeder dem Bürgermeister und Gemeinderat seine Ideen, Wünsche und Anregungen vortragen.

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  2. Liebe Frau Blaes, lieber Herr Ploner, ich habe sehr bei Ihren Zeilen geschmunzelt. Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass ich ein aufmerksamer Leser Ihrer beiden Blogs bin und mir über Ihre Ideen meine Gedanken mache. Gerne würde ich die bereits vorhandenen Möglichkeiten aufzeigen, wie der Bürger seine Meinung kund tun kann, die immer ausserordentlich gewünscht ist:

    1. Schnapp' dir den Gemeinderat: Der nicht bissige Bürger identifiziert einen der ebenfalls nicht bissigen 16 Gemeinderäte oder den Bürgermeister auf der Straße, am Weihnachtsmarkt oder sonst wo und spricht in einfach an! Dabei kann man die Person nach Sympathie, grundpolitischer Ausrichtung oder einfach durch den Zufall auswählen! Keine Sorge, Gemeinderäte sind genau dafür da und sind das auch gewöhnt. Sie hören gerne zu und freuen sich. Ganz bestimmt, einfach probieren. Wenn nicht einfach den nächsten schnappen.

    2. Wenn kein Gemeinderat kompetent genug für ein Gespräch ist, stell dich selber zur Wahl: Wir haben das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung. Das ist genau genommen schon eine klasse Sache: Die Bürger bestimmen über Ihre Gemeinde selbst, der Gemeinderat ist das geschäftsführende Organ. Bei vielen Parteien braucht man nicht mal ein Parteibuch um sich aufstellen zu lassen und alle sind froh über solch geistreiche und engagierte Personen wie sie beide.

    3. Geh' zur Bürgersprechstunde vor der Gemeinderatssitzung und spreche über deine Ideen: Das ist wirklich einfach und super gerne gesehen. Gut ist es vorher sein Kommen anzukündigen, aber in der Regel nutzen diese Möglichkeit ohnehin nur ganz, ganz wenige, daher kommt man auch spontan zu Wort.

    4. Schreibe einen Brief an den Gemeinderat und den Bürgermeister: Jeder Bürger kann Anträge einreichen, die behandelt, diskutiert und abgestimmt werden. Diese werden sehr erst genommen und der GR freud' sich wirklich über diese.

    5. Gehe auf Bürgerversammlungen und reiche dein Anliegen vorher ein oder melde dich einfach zu Wort! Dieses mal waren es 3 schriftliche Anliegen und nicht eine einzige Schondorferin oder ein einziger Schondorfer hat sich zu Wort gemeldet.

    Neben diesen Möglichkeiten diskutieren wir eine Befragung im Sinne einer Marktforschung (Zufriedenheit jetzt und in z.B. 4 Jahren, vergleich). Ob das vorgestellte Konzept und der Dienstleister der richtige ist wird sich zeigen. Zudem besteht ein Unterschied, ob man die Kundenzufriedenheit von Marke A und Marke B abfragt und miteinander vergleicht und daraus Markenpositionierung und Produkteigenschaften optimiert. Natürlich ist diese Denkweise auch teilweise auf eine Gemeinde übertragbar.
    Nur so viel: In einer vergangenen Gemeinderatssitzung hat Alexander Herrmann die Zuschauer (ca. 20 an der Zahl) abstimmen lassen, ob sie gerne befragt werden wollen. Wenn ich mich richtig erinnere haben ca. 6 Schondorferinnen und Schondorfer für ja gestimmt.

    Fazit: weder Bürger noch Gemeinderäte beißen! Ich freue mich auf viele gute persönliche Gespräche in der Zukunft.

    Herzliche Grüße, Rainer Jünger

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  3. Ahaa, der Gemeinderat hat sein Ohr am Puls des Bürgers. Interessant. Ich vermute, dass kein einziger Gemeinderat mich jemals zu Gesicht bekommen hat. Das ist kein Vorwurf gegen den Gemeinderat – aber auf alle Fälle weiß keiner von den Damen und Herren des Gemeinderats, wer ich bin, was ich denke und was ich gern hätte. Nun, da ich weiß, dass ich in den von dir beschriebenen Sitzungen überhaupt nicht erwünscht bin, brauche ich dort also auch nicht hinzugehen. Aber vielleicht verfügen Gemeinderäte ja auch über spezielle Fähigkeiten, nämlich die der Hellseherei.
    Die Tipps im Umgang mit Bürgern finde ich übrigens hervorragend! Trifft die Sache auf den Punkt!
    Beste Grüße an die Bürgervertreter – von Renate Blaes
    P. S.: Wenn man mich vorsichtig und behutsam streichelt, beiße ich übrigens nicht …

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