Bezahlbares Wohnen in Schondorf

Schondorf: Noch Dorf oder bald Stadt?
Bleibt in Schondorf alles wie anno dazumal?

Bei der Gemeinderatssitzung am 11. Februar stellte Architekt Helgo von Meier (www.vonmeiermohr.de) erste Entwürfe für die Bebauung des Prix-Geländes vor. Das ist das Areal zwischen Schule, Bahnlinie, Schul- und Ringstrasse.
In diesem neuen Siedlungsgebiet mit dem schönen Namen ‚Campus‘ soll bezahlbarer Wohnraum entstehen. Damit will die Gemeinde verhindern, dass junge Menschen und Familien aus Schondorf abwandern, weil sie sich hier keine Wohnung leisten können.

Gefahr der Starnbergisierung

Richtig ist sicher, dass Wohnungen und Häuser in Schondorf teuer sind. Richtig ist sicher auch, dass sich Schondorf nicht zu einem Millionärsghetto entwickeln soll (Stichwort Starnbergisierung). Darum haben Begriffe wie soziale Verantwortung, familiengerecht und bezahlbares Wohnen letztes Jahr auch in keinem Wahlprogramm gefehlt.

Der Preis des bezahlbaren Wohnens

Bezahlbarer Wohnraum hat aber seinen Preis, und zwar in doppeltem Sinn. Einmal muss die Differenz zu den hohen, marktüblichen Preisen von irgendjemand bezahlt werden. In diesem Fall von der Gemeinde.
Der bezahlbare Wohnraum hat aber auch den Preis der baulichen Verdichtung. Wenn die Grundstücke teuer sind, sind günstige Wohnungen nur möglich, indem man die vorhandene Fläche maximal ausnutzt.

Gefahr der Germeringisierung

So sind dann auch im Entwurf für den Campus teilweise dreistöckige Wohnblöcke vorgesehen. Auf dem 18.000 m2 Gelände sollen Wohnungen für 350 – 400 Menschen entstehen. Mit Dorfcharacter hat das sicher nichts mehr zu tun.
Gemeinderat Rainer Jünger hat dazu auf seiner Facebook-Seite eine Diskussion angestoßen (https://www.facebook.com/pages/Rainer-J%C3%BCnger/1432736686959055): „Wie viel Bedarf an günstigem Wohnraum haben wir?
Er sieht die Gefahr, dass sich Schondorf in ein ‚Klein-Germering‘ verwandelt. Germeringisierung statt Starnbergisierung. 

Welches Schondorf wollen wir?

Ich finde es gut und richtig, wenn dieses Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Zwischen Klein-Starnberg und Klein-Germering gibt es sicher auch einen Mittelweg.
Was meinst Du, wie sich Schondorf entwickeln sollte? Wie können wir den dörflichen Charakter erhalten und trotzdem soziale Ausgewogenheit erreichen?
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16 Gedanken zu „Bezahlbares Wohnen in Schondorf“

  1. Also der Highspeed-Ausbau steht ja für dieses Jahr auf der Agenda. Von Untertunnelung und Umfahrung halte ich nicht so viel. Letztlich führen mehr Straßen erfahrungsgemäß zu mehr Verkehr. Lieber die örtliche Wirtschaft stärken, um so den Pendlerverkehr zu reduzieren.

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  2. Na da wird sich Airbnb aber freuen….wenn es plötzlich ganz viele neue Ferienwohnungen in Schondorf zu vermarkten gibt. Bei dem Mangel an Kapitalanlagemöglichkeiten will ich nicht wissen welcher "Notleidende" da nicht versucht so eine Wohnung zu bekommen.

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  3. "Wie sieht denn das moderne Dorf aus?"

    1. 300 Mbit/s Download, 30 Mbit/s Upload
    2. Der Durchgangsverkehr im Tunnel oder umgeleitet

    Da sind wir leider bei beiden Punkten meilenweit entfernt. Schondorf wird also nie ein modernes Dorf und immer Ammersee-West-Transit-Strecke bleiben.

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  4. Der Forderung nach einer realistischen Bedarfsanalyse kann ich mich nur anschließen!
    Davon sollte die weitere Vorgehensweise abhängig gemacht werden!
    Peter Zylla.

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  5. Mit dem Prixgelände wird eine Industriebrache in ein Wohngebiet umgewandelt.
    Das Grundstück gehört heute der Gemeinde Schondorf. Da wir als Gemeinde unseren Grundbesitzern nicht vorschreiben wollen und können zu welchen Preisen sie ihre Grundstücke verkaufen, haben wir nur bei den eigenen Grundstücken die Möglichkeit über den Verkaufspreis und den entsprechenden Bebauungsplan Einfluss auf die spätere Bebauung und die geforderten Mieten oder Kaufpreise zu nehmen. Und nur so können wir unserer sozialen Verantwortung nachkommen.

    Wie viele „Prix-Gelände“ haben wir?

    Aktuell nur eines! Und das wird sich auch in naher Zukunft nicht signifikant ändern. Schondorf ist die Flächenkleinste Gemeinde im Landkreis. Weiteres Bauland auszuweisen wird schwer. Also können wir nur an dieser Stelle dafür Sorge tragen, dass bezahlbarer Wohnraum für Familien, junge Menschen aber auch Senioren entsteht.

    Wieviel bezahlbaren Wohnraum brauchen wir in Schondorf?

    Ist die Frage wirklich ernst gemeint? Wir brauchen so viel bezahlbaren Wohnraum wie möglich.

    Wieviel bezahlbaren Wohnraum können wir auf dem Prixgelände realisieren?

    Jetzt wird es interessant.
    Die Rechnung von Helgo von Meier mit einer Zahl von 350 Menschen ist, wie auch seine drei städtebaulichen Studien, erstmal nur überschlägig. Er geht von einem Bewohner pro 30 m² aus. Die kleinste Einheit für ein Einzimmer-Appartement würde ich im Moment auf ca. 45 m² festlegen. Und eine 4-köpfige Familie wird heute auch gerne mehr als ein 120 m² Haus haben wollen. Die Zahlen sind also eher eine Orientierungshilfe, sie sind nicht als wörtlich zu nehmen. Und, sie bedeuten auch nicht, dass plötzlich 350 Neubürger nach Schondorf kommen. Wir wollen diesen bezahlbaren Wohnraum ja in erster Linie für die Menschen bauen die bereits in Schondorf wohnen.
    Niemand will also auf diesem Gelände ein zweites Neuperlach bauen. Und trotzdem kann man den hohen Grundstückspreisen in Schondorf am ehesten über kleine Einheiten entgegenwirken. Ein kleines Haus auf kleinem Grund kostet einfach weniger. Das bedeutet aber auch Verdichtung im Innenbereich. Und, das bedeutet auch, dass man Mehrfamilienhäuser mit Geschoßwohnungen erstellen wird. Häuser mit drei Vollgeschoßen sind selbst in Schondorf schon gebaut worden und es wird in erster Linie eine Frage der Gestaltung sein, ob diese Gebäude zu unserem Dorf passen oder nicht. Kombiniert man diese Gebäude mit Reihenhäusern oder auch Kettenhäusern kann man durchaus eine städtebauliche Gestaltung erreichen die nicht urban sondern dörflich ist.

    Wie sieht denn das moderne Dorf aus?

    Natürlich können wir in einer Art bayerischem Disneyland eine Postkartenidylle nachbauen. Ich meine aber, dass das der falsche Ansatz ist. Zwischen unseren Vorstellungen und unseren Ansprüchen klafft leider eine große Lücke. Das beginnt mit dem zu kleinen Angebot des geliebten „Tante-Emma Ladens“ und hört beim Parkplatzangebot auf. Unser Leben hat in der Regel mit bäuerlichem Leben der früheren Jahre nichts mehr zu tun. Und trotzdem soll unser Dorf lebenswert sein und nicht Kulisse. Hier müssen wir also ansetzen wenn wir uns Bürgerbeteiligung wünschen. Wie soll unser Dorf aussehen? Welche Anforderungen soll es erfüllen?

    Oder kurz: Wie wollen wir wohnen und leben?

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  6. Bevor wir über Baupläne sprechen, sollten wir über eine Vision und die zukünftige Entwicklung der Gemeinde in den nächsten 20 Jahren sprechen, das haben wir in der Legislaturperiode noch nicht getan. Eine tatsächliche Bedarfsermittlung gehört für mich dazu, bevor ich mich in ein Großbauprojekt stürze.

    Eine Klarstellung von meiner Seite: Das ganz Schondorf "klein Germering" wird ist ein Missverständnis. Ich meinte damit isoliert betrachtet das Prix-Gelände und wenn man die Besiedlungsdichten ansieht ist das auch nachvollziehbar.

    Im nächsten Schritt müssen wir uns unsere Infrastruktur ansehen. Ist die für so viele Neubürger ausrechend?

    Zusammengefasst: Bezahlbarer Wohnraum? Ein klares ja. Die Eingliederung in den dörflichen Charakter ist bei den jetzigen Entwürfen nicht gegeben. Bedarfsanalyse und Bürgerbeteiligung steht an um einen breiten Konsens zu finden.

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  7. Ich denke die Probleme sind überall am Ammersee identisch.
    Ob Schondorf oder Diessen oder anderswo.
    Aber Schondorf ist hier auf dem richtigeren Wege:
    Und das ehemalige Prix-Gelände hatte ja auch nichts dörfliches.
    Es entsteht hier ja kein Neuperlach.
    Hohe Mietpreise kann man marktwirtschaftlich am besten bekämpfen
    mit einem Angebotsüberhang. Soviel zum Thema marktgerechte Preise.
    Und 3 (!) Stockwerke kann man auch im Landhausstil bauen.
    Das Hotel zum See in Diessen hat mehr Stockwerke:
    http://www.hotel.info/media/hotel/pictures/359/359640/359640_642098_634957572425017379.jpg.
    Da ist noch mehr Luft nach oben.
    Ich denke die hier dagegen wettern haben handfeste eigene finanzielle Interessen. Da ist der Erhalt des Dorfcharakters nur ein Vorwand.

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