No Country for Poor Men

Villa Schwarz in Schondorf am Ammersee

Mit dem Thema bezahlbares Wohnen hatte ich mich im Zusammenhang mit dem Prix-Gelände (bzw. Campus Schondorf) schon ein paar Mal beschäftigt.
Die Politik ist sich einig, dass Wohnen kein Luxus sein darf.
Wie gravierend ist das Problem in Schondorf und was will die Gemeinde unternehmen?

Preisniveau wie München

Über einen Facebook-Beitrag von Immobilien Veltrup wurde ich auf den Capital Immobilien Kompass aufmeksam. Dieser gibt für Schondorf Mieten von 12 – 13 €/m2 an. Für Häuser mit normaler Ausstattung muss man mit einem Kaufpreis von € 6.000 pro m2 rechnen.
Damit liegen wir deutlich über Dießen (8-10 € bzw. 4.500 pro m2) und etwa auf dem Niveau guter Wohnlagen in München. Man muss schon recht gut verdienen, um sich das leisten zu können.

Zu teuer für junge Familien?

Die demographische Entwicklung deutet darauf hin, dass bezahlbarer Wohnraum bei uns tatsächlich ein Thema ist: In der Altersgruppe von 18 bis 49 Jahren haben wir prozentual weniger Einwohner als der Durchschnitt in Oberbayern. (Mehr dazu im Beitrag Wie familienfreundlich ist Schondorf?)

Thema rangiert nur im Mittelfeld

Erstaunlicherweise scheinen das die Schondorfer aber nicht als sehr großes Problem zu sehen. Als der CSU Gemeinderat Rainer Jünger letztes Jahr als Bürgermeister kandidierte, startete er vor der Wahl eine Umfrage: Welche Themen sind den Schondorfern wichtig? Auf einer Skala von 1 bis 5 konnten die Befragten ihre Prioritäten für insgesamt 12 Bereiche angeben.
Jetzt bin ich bei Umfragen generell etwas skeptisch, aber ich war schon überrascht, dass der Punkt „Bezahlbarer Wohnraum“ unauffällig im Mittelfeld rangierte. Mit einem Wert von 2,4 kommt das Thema auf Platz Sieben.

Informationsabend zum Campus Schondorf

Auch bei der anstehenden Bebauung des Prix-Geländes haben sich die Vorgaben im letzten Jahr gewandelt. Anfänglich war die Prämisse „so viel Wohnraum wie möglich“. In den ersten Entwürfen wurde noch für bis zu 400 Leute geplant. Mittlerweile wurde die Einpassung in das Ortsbild stärker berücksichtigt, und es ist nun von Wohnraum für 200-250 Menschen die Rede.
Wie es mit dem Campus Schondorf (so der Projektname) weitergeht, präsentiert die Gemeinde bei einer Informationsveranstaltung am 16. September in der Aula der Grundschule.

Informationsabend Prix-Gelände
Mittwoch, 16. 9. 2015
Aula der Grundschule
Schulstrasse 13
Schondorf

5 Gedanken zu „No Country for Poor Men“

  1. Erst einmal vielen Dank für die Blumen.
    Wir können ja einen Tausch machen, und gegenseitig auf die emotionalen Begriffe "Millionärsghetto" und "Aktionismus" verzichten.
    Ich finde es schon in Ordnung, wenn die Gemeinde versucht, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu beeinflussen. Schondorf wird tendenziell älter und reicher, ich würde aber gerne weiter in einem gut gemischten Ort leben. Einem Ort, in dem für Jung und Alt, für Kinder und Senioren, und auch für Normal- und Besserverdienende Platz ist.
    Die Idee, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, finde ich also gut. Ich sehe aber auch die angesprochenen Probleme, ob ein Investor wirklich so mitzieht, wie die Gemeinde das gerne hätte.

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  2. Vollkommen richtig erkannt Herr Ploner !

    Der freie Markt wird auch im Prix-Gelände den Mietpreis bestimmen und Ihre Bedenken sind vollkommen angebracht.

    Ein seriöser Investor wird sich auf den geplanten Deal mit der Gemeinde bezüglich Mietobergrenze nicht einlassen. Andere Investoren finden immer Wege dies später zu ändern. Die Spielregeln auf dem Immobilienmarkt sind anders und hebeln vertragliche Vereinbarungen relativ problemlos wieder aus.

    Es wird also, egal wie man es dreht und wendet, immer einen Verlierer geben, nämlich den Mieter.

    Diese soziale Aktion der Gemeinde, die ja nun auch eine Veränderung bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse bezweckt, ist zwar als Ziel genau definiert, jedoch mit den möglichen Konsequenzen nicht zu Ende gedacht.

    Ein anderer und treffender Begriff als Aktionismus fällt mir dazu nicht ein.

    Ihr Begriff von Millionärsghetto ist dagegen deplatziert, weil dies die Stimmung beeinflusst, auch wenn wahrscheinlich gar nicht gewollt.

    Aber wie sind wir doch froh, dass es einen Herrn Ploner gibt, der viele sinnvolle Anregungen gibt und sehr ausgewogen lobt und kritisiert.

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  3. Dass Immobilien in Schondorf stark gefragt sind eben weil es ein schöner Platz zum Leben ist, das ist erst einmal eine positive Entwicklung. Es ist aber auch gerade deshalb so ein schöner Ort, weil die Mischung stimmt, und es kein Millionärsghetto ist. Wenn die Gemeinde nun etwas unternimmt, damit sich auch in Zukunft normale Arbeiter oder Angestellte das Wohnen leisten können, sehe ich das nicht als Gschaftlhuberei. Ich habe allerdings Bedenken, ob die Bebauung am Prix-Gelände mehr sein kann als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Auf Dauer wird sich wohl eher der freie Markt durchsetzen und die Preise weiter nach oben treiben.

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  4. Wir Immobilienbesitzer freuen uns natürlich über die positive Entwicklung der Immobilienpreise in Schondorf. Dies unterliegt natürlich spezifischen Kriterien und einer branchenüblichen Methodik ( http://immobilien-kompass.capital.de/schondorf , Absatz Legende ).

    Niedrige Mieten und Sozialwohnungen sind fraglos überall erforderlich, aber es kommt immer auf die richtige Dosierung an.

    Was ist schlimm daran, wenn ich günstig wohnen möchte und dann auch mal auf Orte in der Nähe ausweichen muss ( lt. Immobilien -Kompass z.B. Beuern, Türkenfeld, Windach, Finning etc.).

    Wenn ich die Wohnlagen-Kategorie und Bewertung von Schondorf mit seinen Spitzenwerten lt. aktuellen Immobilien-Kompass mit vielen anderen Orten am Ammersee oder sogar Starnberger See vergleiche , dann hat doch die Gemeinde mit ihren Bürgermeistern und Gemeinderäten in den letzten 25 Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen, um diesen bemerkenswerten Status quo zu erreichen.

    Diesem Thema „billiges Wohnen in großem Ausmaß“ muss daher nicht unbedingt aus reinem Aktionismus ( auf bayrisch: Gschaftlhuberei ) eine solche Priorität eingeräumt werden.

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  5. Es wird sich erst etwas grundsätzlich ändern, wenn nicht mehr die "Besserverdienenden" – eigentlich muss man ehrlich sagen, die Vermögenden – die Politik bestimmen.

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