Ist das Kunst oder kann das weg?

Schondorf am Ammersee: Brunnen vor dem Rathaus

Bezogen auf den Brunnen vor dem Schondorfer Rathaus heißt die Antwort: Das ist Kunst, und deshalb muss es weg.
Warum das so ist, ist eine komplizierte Geschichte, die die Schondorfer Gemeindepolitik schon seit ein paar Jahren beschäftigt.
Ich versuche hier einmal eine kurze Zusammenfassung.

Ein Brunnen – zwei Künstler

Der Brunnen besteht aus einem Block aus Carrara-Marmor, in den oben Rinnen in Form einer Hagal-Rune eingelassen sind. Über diese fließt das Wasser über den Stein, in das von Erwin Ulrich gestaltete Becken.


Nur der Block aus Carrara-Marmor bleibt – weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/Nur-der-Block-aus-Carrara-Marmor-bleibt-id35938777.html

Der Steinblock stammt von dem italienischen Bildhauer Fabrizio Lorenzani. Dass hier zwei Künstler am Werk waren, wird im weiteren Verlauf noch wichtig.

Müll und Wasserlecks

Der im Jahr 2001 eingeweihte Brunnen machte der Gemeinde viel Kopfzerbrechen. Zu- und Ablauf sind anscheinend undicht, ohne dass man das Leck genau lokalisieren konnte. Außerdem kommt man mit der Reinigung des Brunnenbeckens kaum nach, in dem immer wieder Abfälle schwimmen.
Dass sich in einem ebenerdigen Wasserbecken der vom Wind verwehte Müll sammelt ist unschön, aber nicht überraschend. Das hätte ich mir auch ohne praktisches Anschauungsbeispiel vorstellen können.

Ein Künstler ist dafür, der andere dagegen

Um dem Problem Herr zu werden, wurde sogar ein eigener Rathausbrunnenausschuss eingerichtet. Es gab die Idee, das Becken trockenzulegen und mit Kies aufzufüllen. Das wäre aber auch nicht einfacher sauber zu halten als das Wasserbecken.
Nun soll das Becken ganz weg und der Platz um den Brunnen gepflastert werden. Allerdings ist das eine Veränderung des Kunstwerks, die nur mit dem Einverständnis der Künstler erlaubt ist. Fabrizio Lorenzani wäre anscheinend dazu bereit, aber Erwin Ulrich ist strikt dagegen.


Droht dem Brunnen der Abriss? – weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/Droht-dem-Brunnen-der-Abriss-id34457202.htmlEs gab die Idee, das Brunnenbeck trockenzulegen und mit Kies aufzufüllen. Das wäre aber auch nicht leichter sauberzuhalten. Nun soll das Becken entfernt, und durch ein Kopfsteinpflaster ersetzt werden. Das Wasser rinnt dann vom Steinblock in eine umlaufende Marmorrinne.Allerdings ist das eine Veränderung des Kunstwerks, die nur mit dem Einverständnis der Künstler erlaubt ist. Fabrizio Lorenzani wäre anscheinend einverstanden, Erwin Ulrich aber nicht.

 

Verändern verboten, Abriss erlaubt

Es ist aber so, dass die Künstler zwar einer Veränderung des Kunstwerks zustimmen müssen, nicht aber einem Abriss. Das klingt unlogisch, es gibt dazu aber einen Präzedenzfall aus dem Jahr 1982 (siehe Die Zeit, 23. Juli 1982).
Genau das ist jetzt der Plan der Gemeinde: Das Brunnenkunstwerk wird abgerissen, und anschließend unter Verwendung des Marmorblocks von Lorenzani wieder aufgebaut. Das Wasser läuft dann über eine Rinne am Fuß des Steins ab und der Boden um den Brunnen herum wird gepflastert. Bei der Gelegenheit hofft man auch das Wasserleck in den Rohren zu finden und zu flicken.
Lorenzani soll auch marmorne Sitzsteine gestalten, die um den neuen Brunnen herum gruppiert werden. Für diesen Umbau (eigentlich Abriss und Neubau) werden Euro 15.000 im nächsten Haushalt eingeplant.

Kein Planschbecken für Anita Ekberg

In Zukunft werden sich also Touristinnen in heißen Sommernächten nicht mehr im Brunnenbecken abkühlen können. Ein melancholischer Rückblick auf das, was ab nächstem Jahr in Schondorf nicht mehr möglich sein wird: Video auf YouTube https://youtu.be/iGmjp8Hlvp8


Nur der Block aus Carrara-Marmor bleibt – weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/landsberg/Nur-der-Block-aus-Carrara-Marmor-bleibt-id35938777.html

3 Gedanken zu „Ist das Kunst oder kann das weg?“

  1. Ja es ist wirklich bitter, dass Herr Ulrich die Kunstwerkeinfassung als ein eigenes Kunstwerk begreift, was es ja offensichtlich nicht ist und deshalb
    abgerissen werden muss, damit es repariert werden kann…Annunciata

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  2. Wenn der Brunnen tatsächlich abgerissen wird, wäre das mal wieder ein anschauliches Beispiel für einen Schildbürgerstreich.
    Dass Herr Ulrich angesichts der Sachlage dagegen ist, dass nur das Becken entfernt wird, ist ein anschauliches Beispiel von geringem Selbstwertgefühl. Und nebenbei gesagt: eine künstlerische Glanzleistung ist dieses Becken nun wirklich nicht … das hätte wohl jeder stinknormale Maurer hingekriegt.
    P. S.: Mit den nun zu erwartenden 15.000 Euro belaufen sich die Kosten für diesen "wunderbaren" Brunnen dann so um die 80.000 Euro. Hat mir neulich nicht jemand gesagt, dass Schondorf die am meisten verschuldetste Gemeinde am Ammersee ist? Wenn so das Geld rausgeworfen wird, wundert mich das nicht …

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