Kurz vor der heurigen Bürgerversammlung landete ein anonymes Flugblatt in meinem Briefkasten. Darin macht der Verfasser Stimmung gegen das geplante Glasfaser-Internet für Schondorf (siehe Scotty, gehen Sie auf Warp-Geschwindigkeit).
Das sei extrem teuer, die Firma würde schlampig arbeiten und auf ihren Baustellen Dumping-Löhne bezahlen.
Mir ist es schleierhaft, warum man so etwas anonym verbreiten muss. Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann kann ich doch offen zu meiner Meinung stehen?
Was ist dran an den Gerüchten?
Weil ich sehr für eine offene Aussprache bin, war ich froh gleich am nächsten Tag Gelegenheit dazu zu haben. Auf der Schondorfer Bürgerversammlung waren nämlich auch Vertreter der Deutsche Glasfaser anwesend, um ihr Projekt vorzustellen.
Nach der Versammlung habe ich mich mit Herrn Rainer Staar unterhalten, der für die Projektentwicklung Bayern zuständig ist. Ich habe Herrn Staar auf die Bedenken im Flugblatt angesprochen, hier sind seine Antworten.
1. Kosten
Flugblatt: Extrem teuer. € 800 Anschlusspreis und Kosten von mindestens €70 pro Monat.
Rainer Staar: „Jeder Bürger kann im Ausbaugebiet die Glasfaser nutzen, es besteht selbstverständlich kein Anschlußzwang. Die aktuelle Preisstruktur in der jetzigen Projektphase ist mit ‚Vorteile in der Nachfragebündelung‘ gekennzeichnet.„
Dieser Preisstruktur entnehme ich, dass die Anschlussgebühr €50 ist, den benötigten Router gibt es für €39,95. Die monatlichen Kosten sind €34,95 und eine Festnetz-Flatrate gibt es für zusätzlich €5.
Diese Preise bietet die Deutsche Glasfaser jetzt an, um möglichst viele Haushalte anzuschließen, sonst lohnt sich die Verlegung der Glasfaser nicht. Wer sich erst später für einen Anschluss entscheidet, zahlt in der Tat mehr.
2. Dumping-Löhne
Flugblatt: ln Gangelt (Ort in NRW) wurden osteuropäische Roma mit 2,30 € die Stunde entlohnt.
Rainer Staar: „Die genannten Probleme zum Mindestlohn resultierten seinerzeit nicht aus einem unkorrekten Vorgehen von Deutsche Glasfaser sondern dem eines beauftragten Bauunternehmens, das die vereinbarten Bedingungen und gesetzlichen Grundlagen gezielt missachtet hat. Wir haben umgehend alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt und das von uns seinerzeit beauftragte und verantwortliche Generalunternehmen aus den Verträgen genommen. Wir bedauern sehr, dass es zu einer für die Arbeiter dieses GU’s untragbaren Situation kam und dadurch ein Zusammenhang zu unserem Unternehmen vermutet wurde. Wir haben den Sachverhalt juristisch und öffentlich klarstellen können, seither führen wir strenge Kontrollmechanismen.“
Ja, ich glaube Herrn Staar seinen guten Willen, und dass die Deutsche Glasfaser nicht absichtlich gegen Recht und Gesetz verstößt. Andererseits mache ich mir über die Zustände in der Baubranche keine großen Illusionen. Der Wettbewerb ist hart und die Behörden erwischen regelmäßig Schwarzarbeiter. Alleine bei einer bundesweiten Razzia auf Großbaustellen fand der Zoll letztes Jahr 2.200 Hinweise auf illegale Beschäftigung.
Ich kann nur hoffen, dass Deutsche Glasfaser dieses Problem jetzt im Griff hat und die Arbeiter ordentlich entlohnt werden.
3. Schlampige Arbeit
Flugblatt: Peter Jansen, Bürgermeister der Stadt Erkelenz (NRW) sagt, die Ausführung der Tiefbauarbeiten ist mangelhaft.
Rainer Staar: „Noch vor Beginn der Tiefbauarbeiten werden sämtliche Oberflächen im zukünftigen Trassenbereich mittels Kamerabefahrung aufgenommen. Während der Tiefbauarbeiten ist der Generalunternehmer verpflichtet regelmäßig Nachweise zur u.a. ordnungsgemäßen Verdichtung der wiederverfüllten Aushubmaterialien in den Trassenausabschnitten vorzulegen. Jeder Trassenabschnitt wird nach Wiederherstellung der Oberflächen abschließend mit der Gemeinde abgenommen, dabei festgestellte Mängel werden mit Fristsetzung zur Abstellung der Mängel beseitigt.“
Ich habe mich auch ein bisschen im Internet umgesehen, wie die Deutsche Glasfaser so von den Kunden bewertet wird. Natürlich gibt es da auch Kritik, aber nach meinem Eindruck nicht mehr (eher weniger) als bei anderen Anbietern.
Genau auf die Finger schauen
Ohne Frage ist ein Glasfaseranschluss die zukunftssicherste Lösung für schnelles Internet. Die Preise von Deutsche Glasfaser erscheinen mir angesichts der gebotenen Leistung vernünftig.
Dabei erwarte ich nicht, dass alles wie am Schnürchen läuft. Probleme gibt es bei Telefon und Internet immer wieder. Ich habe auch schon mit der Telekom und anderen Anbietern leidvolle Erfahrungen gemacht (wer nicht?).
Man wird also sicher auch der Deutsche Glasfaser genau auf die Finger schauen müssen: Werden die vereinbarten Abmachungen und Termine eingehalten, wird beim Bau ordentlich gearbeitet und werden die Trassen einwandfrei wiederhergestellt?
Diese Kontrolle traue ich aber unserer Gemeinde schon zu.
Grundlagen einer fundierten Entscheidung
Ob jemand diese Zukunftsinvestition Glasfaser für sein Haus will, muss jeder selbst beurteilen. Ich werde das Thema sicher weiter aufmerksam beobachten und Informationen suchen, um mich vernünftig entscheiden zu können (Ich habe durch meinen Beruf einige Kontakte zu Firmen in der Netzwerktechnik).
Wenn Dir noch weitere Fragen oder auch Bedenken einfallen, würde ich gerne davon hören.
Ich habe schnell mal gegoogelt: Die mih GmbH ist anscheinend der Bauunternehmer für das Netz von Deutsche Glasfaser in Borken, Münsterland.
Seit 4 Wochen baut die mih GmbH im Auftrag der DG an meinem Hausanschluß. Ergebnis bis jetzt nicht fachgerecht wiederhergestellte Pflasterflächen, großflächig beschädigtes Leerrohr, offene tiefe Baugrube.
Es ist richtig, dass schlechte Erfahrungen z.B. mit Telekom fast schon jeder hatte.
Ein Faktencheck bei erwähntem Flugblatt ist durchführbar und offensichtlich korrekt.
Die Antworten der Dt. Glasfaser sind ebenfalls nachvollziehbar.
Die Entscheidung sich für oder gegen die Dt. Glasfaser auszusprechen, obliegt jedem Bürger und ich denke, dass diese Abwägung auch die meisten selbst vornehmen können.
Dennoch: Derzeit sind die Bürger im Landkreis aufgrund äußerst schlechter Information verunsichert, bestätigt z.B. durch Artikel im Kreisboten vom 18. 05. 2016, Seite 5, Landsberg, Altöttinger Straße.