Das ungeliebte Denkmal bleibt

Der Bahnhof von Schondorf am Ammersee ist ein denkmalgeschütztes Ensemble. Es besteht aus dem Bahnhofsgebäude, der daran anschließenden Sommerwartehalle und dem etwas abgesetzten Güterschuppen. Letzteren hätte eine Mehrheit der Schondorfer gerne abgerissen. Daraus wird aber nichts, weil das Denkmalamt Widerspruch einlegt.

Die Güterhalle beim Bahnhof Schondorf am Ammersee

Bürgerentscheid für Abriss 

Was mit der Güterhalle am Bahnhof passieren soll, sorgte in Schondorf schon für viele hitzige Diskussionen. Um das Thema endgültig zu klären, fand am 25. Mai 2014 ein Bürgerentscheid statt. Dabei sprachen sich 51,9% für einen Abriss aus (siehe Ergebnis des Bürgerentscheids).
Es mag schlaumeierhaft klingen, aber anschließend passierte genau das, was ich erwartet hatte: Das Landesamt für Denkmalschutz verbietet den Abriss (das Landsberger Tagblatt berichtet) und die Emotionen gehen hoch, dass hier der Bürgerwille übergangen werde (noch einmal das Landsberger Tagblatt).

Argument Verkehrssicherheit

Man kann sicher lange darüber streiten, warum ein bestimmtes Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird (hier eine komplette Übersicht der geschützten Bauten in Schondorf). Wenn es aber denkmalgeschützt ist, kann es der Eigentümer nicht einfach nach Belieben abreißen (andernfalls würde es um unser bauliches Erbe wahrscheinlich düster aussehen). Jetzt ist der Denkmalschutz aber durchaus so flexibel angelegt, dass Ausnahmen möglich sind, wenn gewichtige Gründe dafür sprechen. Genau das war in diesem Fall die Argumentation der Gemeinde Schondorf.

Busspur am Schondorfer Bahnhof

Die Güterhalle sollte weg, um eine Busspur mit Haltebucht einzurichten. Das sollte die Verkehrssicherheit am Bahnhof, speziell für Schulkinder, verbessern. Auch hier könnte man wieder lange streiten, ob die Verkehrssituation an dieser Stelle tatsächlich so unsicher ist, und ob sie durch eine Haltebucht besser würde.
Jedenfalls zeichnete sich schon im November 2014 ab, dass aus der geplanten Busspur nichts werden würde (siehe Funkmast rettet Denkmalschutz). Für die dafür erforderlichen Flächen hat die Gemeinde Schondorf nämlich gar keine Planungshoheit. Diese liegt bei der Deutschen Bahn, und die wollte dem Projekt nicht zustimmen.

Entscheidung nach über zwei Jahren

Damit entfiel das Argument für einen Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes, und es ist nicht verwunderlich, dass das Landratsamt nun die Zustimmung verweigert (Verwunderlich ist höchstens, dass man für diese Entscheidung mehr als zwei Jahre gebraucht hat).
Ebenfalls nicht überraschend ist nun der Ärger bei vielen Schondorfern. Immerhin gab es zu der Frage ein Bürgerbegehren, ein Ratsbegehren und schließlich einen Bürgerentscheid mit klarem Ergebnis. Alles das ist nun Makulatur. Meiner Meinung nach war der Bürgeentscheid vor zwei Jahren etwas unglücklich formuliert. Man hätte vielleicht klar herausstellen sollen, dass weder die Gemeinde noch die Bürger einfach den Abriss eines denkmalgeschützten Gebäudes beschließen können. Der Abbruch war immer an die Zustimmung des Landratsamtes gebunden.

Ausatmen und entspannen

Es täte uns wahrscheinlich allen gut, uns bei dem Thema ein bisschen zu entspannen. Der Güterschuppen ist kein Baudenkmal vom Rang des Kölner Doms, aber auch kein katastrophaler Schandfleck für Schondorf. Die Entscheidung ist gefallen, und nun sollten wir das Beste daraus machen.
Es gibt so viele kreative Menschen in Schondorf, da fällt uns doch sicher eine schöne Nutzungsmöglichkeit für den schuppen ein.

4 Gedanken zu „Das ungeliebte Denkmal bleibt“

  1. Ins das Dach könnten Glasstreifen eingebaut werden, sodass selbst bei Tageslicht hell in der Güterhalle wäre.
    Das ist selbst mit Denkmalschutz zu machen.

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  2. Ja, ich glaube die Idee stand schon einmal im Raum. Ist sicher nicht ganz einfach, weil der Zugang nur über die Rampe möglich ist und der Schuppen innen stockfinster ist. Es gibt aber genug kreative Architekten bei uns, denen würde sicher eine Lösung einfallen.

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  3. Wenn ich mich richtig erinnerere, war mal angedacht, daraus eine kleine Galerie zu machen. Ich fände das eine ganz wunderbare Idee! Am Ammersee leben so viele Künstler, die das Häuschen bestimmt gern für die Präsentation ihrer Objekte nutzen würden. Ich plädiere unbedingt dafür!!!

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