Weniger ist mehr

Auch am Ammersee ist weniger manchmal mehr. Ich mag zum Beispiel am Winter, dass der See dann weniger von Touristen überlaufen ist, und dass es weniger, genauer gesagt keine, Mücken gibt.
Um diese auch im Sommer zu dezimieren (die Mücken, nicht die Touristen) möchte eine Gruppe in Zukunft BTI einsetzen.

Ein Vogel fängt eine EintagsfliegeEingriffe in die Natur

Mit dem Bakterium BTI werden im Frühjahr die Brutflächen der Stechmücken besprüht und die Larven sterben ab (Genaueres dazu im Beitrag „Bzzzzzzz!„). Am Chiemsee wird das Verfahren schon seit einigen Jahre angewandt.
Ich bin erst einmal skeptisch bei solchen Eingriffen in die Natur, weil die Folgen oft schwer abzusehen sind. Lieber ist es mir in diesem Fall, die natürlichen Feinde der Mücken zu stärken. Auch dazu gibt es bereits eine Initiative: Die Schondorfer Ammerseemücken, die Nistkästen anbringen um wieder mehr Schwalben an den Ammersee zu locken (siehe Bericht im Landsberger Tagblatt).

Notwehr gegen Plagen

Andererseits ist mir schon klar, dass wir ständig in die Abläufe der Natur eingreifen. Täten wir das nicht, würden wir nicht so bequem und lange leben, wie das heute für uns normal ist. Wir bauen Dämme gegen Hochwasser, schützen Ackerland vor Wildschweinhorden und holen uns bei Grippe Medizin aus der Apotheke.
Wir müssen die Plagen der Natur nicht duldend ertragen. Das gilt auch für die Mückenbekämpfung. Ich bin beispielsweise durchaus für den Einsatz von BTI in Ländern wie Brasilien. Dort versprüht man es gegen die Tigermücken, um eine Zika-Epedemie zu verhindern (siehe Spiegel Online).
Auch in Burkina Faso wird das Bakterium eingesetzt, um die Übertragung von Malaria zu unterbinden.

Kampf gegen das Zika Virus in Brasilien

Wichtig erscheint mir, dass sich solche Eingriffe auf das Notwendigste beschränken und nicht zum Normalzustand werden. Am Ammersee gibt es nun mal Mücken, das alleine darf noch kein Grund für das großflächige Versprühen von Insektiziden sein.

Nur bei extremen Bedingungen

In diesem Sinne hat es mich etwas beruhigt, dass der Einsatz von BTI nicht als Dauerzustand geplant ist, sondern als Notfallmaßnahme. Das Bakterium soll nur dann versprüht werden, wenn sich im Frühjahr durch Überschwemmungen ein extremer Mückensommer abzeichnet. Am Chiemsee wurde das Mittel anscheinend zuletzt vor drei Jahren eingesetzt.
In der Facebook-Gruppe Keine Mückenplage am Ammersee wird erklärt, dass als erstes eine Kartierung der Überschwemmungsflächen erfolgen soll. Biologen sollen in diesen Gebieten die Mückenlarven zählen und die vorkommenden Arten bestimmen. Erst bei Hochwasser und einer bestimmten Anzahl von Mückenlarven wird dann BTI versprüht.

Dafür oder dagegen?

Bin ich nun für oder gegen die Mückenbekämpfung mit BTI? Vom Gefühl her bin ich immer noch dagegen, allerdings nicht mehr so entschieden wie vor einigen Monaten. Wenn das Mittel wirklich nur in extremen Mückenjahren eingesetzt wird, kann ich damit leben.
Wegen mir braucht das Bakterium allerdings nicht versprüht werden. Ich habe letztes Jahr nichts von einer Mückeninvasion gemerkt und wurde nicht öfter gebissen als frühers. Dass es am Ammersee nun mal Mücken gibt, war mir klar bevor ich hierher gezogen bin.
Deshalb gilt für mich auch beim Einsatz von Insektiziden: Weniger ist mehr.
Was meint ihr: Brauchen wir die Mückenbekämpfung am Ammersee oder ist die Situation gar nicht so schlimm?

1 Gedanke zu „Weniger ist mehr“

  1. Dass viele Eingriffe in die Natur sich irgendwann rächen, zeigt die Geschichte. Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist, dass die meisten davon nicht aus menschlichen, sondern wirtschaftlichen Gründen stattfinden. Das mag bei den Mücken nun nicht der Fall sein, aber dass mit der Einsatz von Chemie nur den Mücken schadet, glaube ich nicht.
    Ich brauche die Mückenbekämpfung nicht – obwohl ich in Seenähe wohne.

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