Der Heimat auf den Versen

Schade, dass der Begriff „Lyrik“ anscheinend abschreckend wirkt. Jedenfalls fanden nur wenige Zuhörer am 3. Juli den Weg ins Landheim Schondorf, zur Lesung „Der Heimat auf den Versen“. Dabei zeigten hier vier Poeten, dass Heimatlyrik weder verstaubt noch verkopft sein muss, sondern richtig Spaß machen kann.

Die Lyrikerin Anna Münkel bei den Kreiskulturtagen Landsberg
Anna Münkel

Anna Münkel brachte jugendlichen Schwung in die Bude. Sie stellte ihre Heimat, das 5-Seen-Land munter auf den Kopf. Sie lässt die Sonne blau scheinen, den Hahn muhen und die Kuh krähen. Und sie findet einen eigenen Sound aus der heimischen Jugendsprache, beispielsweise mit einem Gedicht, das nur aus Variationen von „Mann“ besteht. Das klingt bei ihr einfach frisch, ungekünstelt und voller Lebensfreude. Ihren Gedichtband „Dein Gedicht“ gibt es hier:
https://www.epubli.de/shop/buch/Gedicht-von-Anna-M%C3%BCnkel-Anna-M%C3%BCnkel-9783844285680/35228

Schnabelgwax

Einen frischen Blick auf die Heimat hat auch Anton G. Leitner. Dass er sein Zuhause liebt, blitzt aus jeder Verszeile seines „Schnabelgwax“ (der Titel seines aktuellen Gedichtbandes) hervor. Er zeichnet aber keine heile Welt, sondern schaut kritisch auf die geliebte Heimat. Der Bauer auf dem hochsubventionierten Traktor bekommt genauso sein Fett ab, wie die affektierte Dame mit Gucci-Kostüm und Schoßhündchen. Sollten die Wellküren oder Biermösl-Blosn einmal einen Librettisten suchen, Leitner wäre genau der Mann dafür.
Der Poet aus Wessling scheut sich auch nicht, an die dunklen Seiten heimatlicher Geschichte zu rühren. Seine „KZ-Rosl“ erinnert an eine Frau, die als Kind Opfer medizinischer Experimente wurde. Während sie ein Leben lang verunstaltet bleibt, machen ihre ehemalige Peiniger später als honorige Mediziner Karriere.
http://www.antonleitner.de/

Lyrik kompakt

Melanie Arzenheimer entpuppte sich als Meisterin der knappen Form. Mehr als zehn Zeilen braucht sie kaum, um etwas genau auf den Punkt zu bringen, selbst wenn es eine „Hochalpine Tragödie“ ist:

Gerät der Preuß bergab in Eile
dann kommt das von des Weges Steile.
Liegt er zerschmettert dann im Tal
so war der Bergsteig doch zu schmal.
Fortan heißt man den Todes-Gipfel
im Volksmund nur mehr Preußen-Zipfel.

Ihre Gedichte haben meistens eine ziemlich schwarzhumorige Färbung. Außerdem kreiert sie herrliche Wortbilder, wie das von den SUV-Fahrern, die sich mit dem Schlachtruf „Allrad Akbar“ in den Straßenkampf stürzen.
https://melaniearzenheimer.wordpress.com/

Das Paarungsverhalten der Amöben

Georg „Grög“ Eggers schloß den Kreis zu Anna Münkels munteren Sprachspielereien. Auch er hat eine sichtliche Freude am Phantastischen und Absurden. Seine Lyrik ist bevölkert mit sinnsuchenden Krokodilen, depressiven Tofuschnitzeln, und Amöbenpärchen im Paarungsstress.
Letztere wurden von dem geübten Poetry Slammer sogar in Form von zwei Plüschamöben auf die Bühne gebracht, die er noch schnell bei Edeka Schmidt besorgt hatte. Ja, in Schondorf gibt es beim Edeka Plüschamöben, sogar in verschiedenen Farben. Zumindest in der Welt von Georg Eggers.
http://www.groeg.de/

Der Lyriker Anton G. Leitner bei den Kreiskulturtagen Landsberg
Anton G. Leitner

Die Lyrikerin Melanie Arzenheimer bei den Kreiskulturtagen Landsberg
Melanie Arzenheimer

Der Lyriker Georg Eggers bei den Kreiskulturtagen Landsberg
Georg „Grög“ Eggers

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