Kreative Zwischennutzung

Gut, dass ich einen Hund habe. Dadurch habe ich jeden Tag Gelegenheit für einen Spaziergang durch unser Dorf, und stoße immer wieder auf interessante Sachen. Neulich zum Beispiel auf ein Art Displayment in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky in der Schondorfer Bahnhofstraße.

Kunst in der ehemaligen Gärtnerei

Art Displayment in der Gärtnerei

Diese Gewächshallen stehen ja nun schon eine ganz Zeit lang leer. Ich wundere mich direkt, dass sie noch nicht abgerissen und durch einen Appartmentblock ersetzt sind. Bis es so weit ist bieten die gläsernen Hallen aber einen wunderbaren Rahmen für kreative Zwischennutzung. Im Frühjahr gab es hier die Theater-Performance Erleuchthund (siehe Kreativität am Ammersee).
In der letzten Septemberwoche beherbergte die Gärtnerei nun, wie ich nur zufällig entdeckte, ein Art Displayment von Studio Global. Wir (Frl. Rosa und ich) steckten neugierig die Nasen hinein und entdeckten eine Kunstausstellung der etwas anderen Art.

Junge Künstler vom Ammersee

Beim Gespräch mit den beteiligten Künstlern habe ich erfahren, wer hinter der Aktion steht. Der junge Uttinger Künstler Nicolai Kovács nutzt die leerstehenden Räume wohl schon einige Zeit als Atelier. Er hatte schon länger geplant, hier eine Ausstellung zu organisieren, weil „die Räume aufgrund der großen Fläche und der ‚industriellen‘ Loft-mäßigen Stimmung prädestiniert dafür sind.
Unter dem Projektnamen Studio Global (hier auf Facebook) versammelte er einige Künstlerfreunde vom Ammersee, aber auch aus München und Düsseldorf. Zusammen verwandelten sie die Gärtnerei in eine Kunst- und Performance-Bühne.
Gezeigt wurde eine bunte Mischung aus Zeichnungen, Collagen, Holzschnitzereien, Photos und Videos. Sichtlich kamen einige der Künstler aus der Street Art und Graffiti-Szene, was den Arbeiten einen frischen, rauhen Charme gab. 

Party zur Finissage

Studio Global in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky
Photo © Valentin Hesch

Generell fiel mir auf, dass die gezeigten Arbeiten so gar nichts Dekoratives hatten. Hier hatte sich sichtlich niemand Gedanken über die Vermarktbarkeit seiner Kunst gemacht (Passt das Bild ins Wohnzimmer des potenziellen Käufers?). Mir gefiel auch der Mut zur großen Inszenierung, z.B. bei Lisah, die im stockfinsteren Keller ihre Miniaturwelten in Gläsern ausstellte.
Auffällig war außerdem, dass die beteiligten Künstler lauter junge Menschen waren. Üblicherweise sieht man in den Schondorfer Galerien ja eher Ü40-Kunst. Ich meine das nicht wertend, aber es hat gut getan zu sehen, dass es in der Ammersee-Kunstszene auch frisches Blut gibt.  
Und noch einen weiteren Unterschied zu den üblichen Kunstausstellungen gab es: Zur Finissage fand eine ordentliche Party statt. Leider habe ich diese versäumt, ich hätte mir gerne die verschiedenen DJ Sets oder Sascha Vaymer’s experimentelle Cellomusik angehört.
Jedenfalls scheint es recht lebendig gewesen zu sein, und angeblich gab es auch prompt Beschwerden einiger Nachbarn. Wo kämen wir da hin, wenn in Schondorf nicht pünktlich um 22:00 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden?
Ich hoffe, dass die Glashäuser noch eine zeitlang erhalten bleiben und ich noch mehr von Studio Global zu sehen bekomme. Beim nächsten Mal will ich die Abschlussparty keinesfalls versäumen.

Photos von Art Displayment

Hier noch einige Bilder von dieser Aktion, die mir Valentin Hesch netterweise zur Verfügung gestellt hat.

Studio Global in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky
Photo © Valentin Hesch

Studio Global in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky
Photo © Valentin Hesch
Studio Global in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky
Photo © Valentin Hesch
Studio Global in der ehemaligen Gärtnerei Dumbsky
Photo © Valentin Hesch

4 Gedanken zu „Kreative Zwischennutzung“

  1. Selbstverständlich können auch jüngere menschen künstlerisch aktiv sein. Es ist nur so, dass wir in Schondorf meistens Ausstellungen von etwas reiferen Künstlern sehen. Darum habe ich mich über das frische Blut in der Szene gefreut.

    Antworten
  2. Danke für den Hinweis! Hätte ich nicht bemerkt, weil ich – zwar nur knapp daran vorbei, aber trotzdem – beim Joggen einen anderen Weg nehme.
    Ja, und warum sollten nur Menschen Ü40 Künstler sein? Ich denke, Andreas Kloker z. B. hat auch in jungen Jahren schon seiner Kreativität freien Lauf gelassen …

    Antworten

Schreibe einen Kommentar