Bonjour Tristesse

Mehrere Leute haben mir den den Beitrag Neue Ortsmitten in Bayern im BR Fernsehen empfohlen (hier in der ARD Mediathek). Der Film beginnt mit der bekannten Trostlosigkeit vieler hoffnungsvoll geplanter Plätze. „Eine Piazza, wie in Italien“, hat sich der Bürgermeister von Großmehring vorgestellt. Der Platz vor dem Rathaus hat ein schönes Granitpflaster, Bänke und Bäume. Alles ist da, was man sich unter einer Piazza vorstellt, nur die Menschen fehlen. Jetzt sitzt der Bürgermeister mit der Architektin auf einer der Bänke, und schaut etwas betröpfelt auf die steinerne Ödnis: Bonjour Tristesse. Der Filmbeitrag bleibt aber nicht in der gepflasterten Traurigkeit stehen. Es folgen einige Beispiele, wie man es besser machen kann.

Ortsmitte Schondorf

Das ganze Thema ist für uns in Schondorf natürlich sehr aktuell. Gerade wurde beschlossen, welche Maßnahmen im Zuge des Ortsentwicklungsprogramms ISEK durchgeführt werden sollen (siehe Schondorfer wollen mitreden). Dazu gehört auch eine Planung für die Ortsmitte Schondorf rund um den Bahnhof. Seit ich hier lebe, ist dieser Bereich schrittweise attraktiver geworden. Ein wirklicher Treffpunkt wo man gerne hingeht, ist er aber nur am Freitag, wenn der Wochenmarkt stattfindet (Gelungene Premiere). Da könnte man schon noch mehr daraus machen.

Wochenmarkt in der ortsmitte Schondorf

Attraktive Plätze der Begegnung

Der BR Film zeigt Beispiele, wie in der Ortsmitte tatsächlich Plätze der Begegnung entstehen, und nicht nur traurige Pflasterwüsten. Dabei erkennt man ein paar Gemeinsamkeiten erfolgreicher Baumaßnahmen. Eine davon ist es, die Bürger frühzeitig mit ins Boot zu holen, und an der Planung zu beteiligen.

BR Sendung Ortsmitten in Bayern
Zum BR Beitrag in der Mediathek

Ein anderer Punkt ist, dass das Umfeld der Ortsmitte attraktiv sein muss. Die Planung des Platzes kann durchaus gut gemeint sein. Wenn es aber ringsherum keine Läden, Handwerker, Cafes oder Gastronomie gibt, dann fehlt der Anziehungspunkt.

Eine weitere Gemeinsamkeit der vorgestellten Projekte ist ein achtsamer Umgang mit den vorhandenen Altbauten. Nicht immer gleich mit der Abrissbirne anrücken, sondern auch in verfallenen Häusern den charmanten Kern entdecken und zur Geltung bringen.

Der Film zeigt auch, dass man es durchaus mit mutigen, ungewöhnlichen Ideen versuchen kann. Ein Konzerthaus in einer Gemeinde mit gerade einmal 2000 Einwohnern? Warum nicht. Blaibach im Bayerischen Wald hat es versucht, und es funktioniert.

Hoffen wir, dass sich die Planung der Ortsmitte Schondorf ein bisschen von diesen positiven Beispielen inspirieren lässt.

2 Gedanken zu „Bonjour Tristesse“

  1. Und Blaubach hat es geschafft, etwas aufregendes Neues zu schaffen, ohne dem Alten den Rücken zu kehren – durch den Trick, den Baukörper schräg in die Erde zu senken, so dass die obere Kante des Gebäudes nicht horizontal, sonden schräg verläuft und damit auf die traditionellen Satteldächer im Dorf antwortet. Genial! (Nach anfänglichen Widerständen in der Bevölkerung anscheinend akzeptiert und gut geheißen.) n.b. warum bringen wir es nicht fertig, den Schuppen neben dem Bahnhofsgebäude wenigstens mal zu streichen? Ein einfallsreicher Architekt könnte daraus sogar einen Hingucker machen, und für eine Funktion mangelt es nicht an Ideen.

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    • Ja, die Güterhalle am Bahnhof, ein hochemotionales Thema im Gemeinderat. Seit dem Bürgerentscheid vor ein paar Jahren ist hier eine Pattsituation, aus der man anscheinend nicht herauskommt. Vielleicht gibt die Stadtplanungf im Rahmen des ISEK einen Impuls, um sich wieder einmal nüchtern mit dem Thema auseinanderzusetzen.

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