Kunst kommt an

Das Studio Rose in Schondorf gehört bekanntlich zu den wenigen permanenten Ausstellungsräumen an der Westküste des Ammersees. Unter der Kuratorin Dr. Silvia Dobler haben heuer zwei Veranstaltungen gezeigt, dass sich bei uns mit Kunst auch ein breites Publikum ansprechen lässt. Die von ihr organisierten Ausstellungen zu Paul Paede und Heinz Rose zählten 1.300, bzw. 800 Besuche im Studio Rose. Ob die Kunsthistorikerin ihre Arbeit im nächsten Jahr fortsetzen kann, ist allerdings noch ungewiss.

Neue Ideen für das Studio Rose

Die von Dr. Silvia Dobler kuratierte Paul Paede Ausstellung im Studio Rose, Schondorf am AmmerseeDas ehemalige Atelier von Heinz Rose genießt auch überregional einen ausgezeichneten Ruf für seine Präsentationen zeitgenössischer Kunst (http://www.studio-rose-schondorf.de/). Diese werden an den Ausstellungswochenenden regelmäßig von Dutzenden Menschen aus dem ganzen Landkreis besucht und finden auch in der Presse ein lebhaftes Echo (http://schondorfer-kreis.de/archiv/).

Allerdings fällt auf, dass man dabei immer wieder dieselben Gesichter sieht. Mit neuen Konzepten hat das Studio Rose heuer gezeigt, dass sich auch über den Kreis der „üblichen Verdächtigen“ hinaus Menschen für Kunst begeistern lassen.

Kuratorin Dr. Silvia Dobler

Dr. Silvia Dobler führt durch die Heinz Rose Ausstellung
Dr. Silvia Dobler führt durch die Heinz Rose Ausstellung

Alles begann damit, dass die Gemeinde Schondorf 2017 das Wohnhaus, Atelier und rund 150 Bilder Heinz Roses von dessen Witwe erbte. Die Bilder besitzen nicht nur einen ideellen, sondern auch einen materiellen Wert, und der musste für das Finanzamt geklärt werden. Deshalb beauftragte die Gemeinde die Kunsthistorikerin Dr. Silvia Dobler mit der Sichtung, Katalogisierung und Einschätzung der Kunstwerke. Wegen der reichlich chaotischen Lagerung der Bilder war das aufwändiger als ursprünglich gedacht.

Erfolgreiches Ausstellungskonzept

Paul Paede Ausstellung im Studio Rose, Schondorf am Ammersee
Angelika Teichmann, Bürgermeister Alexander Herrmann, Dr. Silvia Dobler, Dr. Jörg Dauer und Henrike Paede

Frau Dr. Dobler nutzte ihre Zeit in Schondorf, um auch noch einen weiteren Maler (wieder) ans Licht der Öffentlichkeit zu holen. Der zu Lebzeiten ausgesprochen erfolgreiche Impressionist Paul Paede war nach seinem Tod etwas in Vergessenheit geraten. Mit einer großen Retrospektive würdigte das Studio Rose im Sommer diesen Künstler, der einen beträchtlichen Teil seiner Bilder in Schondorf und am Ammersee gemalt hat (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/kunst-der-impressionist-vom-ammersee-1.4491192).

Das Thema kam beim Publikum sehr gut an. Über 1.300 Kunstinteressierten besuchten die Ausstellung während der dreiwöchigen Laufzeit. Etliche davon reisten extra aus München, Augsburg und anderen Städten an. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war auch, dass Silvia Dobler mehrere Dutzend Führungen durch die Ausstellung veranstaltete, um die Hintergründe der gezeigten Arbeiten zu erläutern.

Mythologische Bilder

Heinz Rose: Achill und Priamos
Heinz Rose: Skizze zu Achill und Priamos

Dieses erfolgreiche Konzept wurde im Oktober auf die große Heinz Rose Ausstellung Mythologische Bilder übertragen: Ein klarer thematischer Fokus, durchgängige Öffnung der Ausstellung über zwei Wochen, und zahlreiche Führungen für die interessierte Öffentlichkeit. Roses Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie lockte über 800 Leute in das Studio in der Bahnhofstraße. Ein Erfolg, mit dem im Vorfeld niemand gerechnet hatte (http://schondorfer-kreis.de/events/heinz-rose-mythologische-bilder/).

Inzwischen interessieren sich auch andere Museen für die beiden eng mit Schondorf verbundenen Maler. Die Heinz Rose Ausstellung wird im Januar auch in Weilheim zu sehen sein. Die Werkschau von Paul Paede kommt zu Pfingsten nach München, und für beide Ausstellungen gibt es auch Interesse aus Herrsching.

Wie geht es weiter?

Im November entscheidet der Schondorfer Gemeinderat über die Verlängerung des Vertrags mit Silvia Dobler für nächstes Jahr. Mir erscheint es seltsam, dass hier mit einer Entscheidung bis zum letzten Moment gewartet wird. Ich frage mich, ob so etwas auch in anderen Bereichen als der Kulturpolitik vorstellbar wäre. Einen Baufachmann oder eine IT-Spezialistin würde man wahrscheinlich nicht so lange in der Luft hängen lassen.

Jedenfalls wünsche ich mir, dass die Fortführung der Tätigkeit von Frau Dobler im Gemeinderat breite Zustimmung findet. Der Erfolg der bisherigen Arbeit spricht eigentlich für sich.

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