Echinger Stichwahl

Am 17. November wurde darüber abgestimmt, ob das Insektizid BTI in Eching versprüht werden soll. Es ging also darum, ob man Mückenstiche als Begleiterscheinung des Lebens am Ammersee hinnehmen soll, oder nicht. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Stichwahl (Aedes vexans im Herbst).

Ein klares Votum

Das Ergebnis war eindeutig. Eine klare Mehrheit von 80 % stimmte für den Einsatz des Insektizids gegen Stechmücken. Die Gemeinde beantragt jetzt bei der Obersten Naturschutzbehörde (ONB) das Bacillus Thurengiensis Israelensis Extrakt auf die Brutstätten der Mücken auszubringen. Das sind die Tümpel und Pfützen der Überschwemmungsflächen am nördlichen Seeufer. Geplant ist, das BTI Granulat mittels Handspritzen und Drohnen zu verteilen.

Broschüre für BTI in EchingDas Ergebnis wäre nicht ganz so klar ausgefallen, wenn das Abstimmungsverhalten analog zum Volksbegehren Artenvielfalt gewesen wäre (Ergebnisse Volksbegehren Artenvielfalt am Ammersee).

Damals haben in Eching 339 Menschen unter anderem dafür gestimmt, dass der Einsatz von Pestiziden deutlich beschränkt wird. Gegen das Versprühen von BTI waren jetzt aber nur 190 der Wahlberechtigten. Rund 150 sind also gegen den Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft, nicht aber vor der eigenen Haustüre.

Artenschutz mit Insektizid?

Das mag auch daran liegen, dass die BTI-Befürworter das Thema Naturschutz proaktiv angegangen sind. Der Verein Mückenplage? Nein, danke! (https://www.mueckenplage-nein-danke.de) hat die Umweltfreundlichkeit zuletzt stark in den Vordergrund gerückt. Anfänglich kämpfte die Gruppierung vor allem „für mehr Lebensqualität im 5-Seenland“, wie es auf der Homepage heißt. Es ging also um ungestörtes Baden, Feiern und Grillen am See.

In den letzten Wochen wurde mehr der Artenschutz thematisiert. Das Argument dabei ist, dass vor allem die privat verwendeten Mückenmittel die Artenvielfalt gefährden. Würde man die Stechmücken schon im Larvenstadium mit BTI bekämpfen, dann würden die Leute weniger Pestizide verwenden.

Insektizide im Gartenmarkt

Ich persönlich finde das eine etwas vage Aussicht. Die Gemeinde wird das BTI ja nicht in privaten Gärten versprühen. Dort kann  – leider – jeder beliebig mit der Chemokeule wüten. Ob tatsächlich weniger Chemie versprüht wird, wenn BTI eingesetzt wird, ist erst einmal nur eine Hoffnung. Belege dafür gibt es bislang nicht.

Oberste Naturschutzbehörde entscheidet

Ob die Oberste Naturschutzbehörde (ONB) die Mückenbekämpfung am Ammersee erlaubt, kann man nicht vorhersagen. Einerseits setzt man Chiemsee schon seit Jahren BTI gegen Stechmücken ein. Andererseits sind durch das erfolgreiche Volksbegehren Artenvielfalt die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Pestiziden inzwischen verschärft.

Wie das nun mit dem geschützten Ampermoos, dem Mindestabstand zum Ammersee und dem Flora-Fauna-Habitat am Seeufer ist, darüber werden sich die obersten Naturschützer jetzt den Kopf zerbrechen. Das wird vermutlich etwas dauern, schließlich ist die ONB – wie der Name schon sagt – eine Behörde.

BTI in Eching

Die Abstimmung über BTI in Eching erhielt landesweit viel Aufmerksamkeit. Alle großen Zeitungen und auch der Bayerische Rundfunk berichteten darüber (https://www.br.de/nachrichten/bayern/mueckenplage-am-ammersee-buerger-stimmen-fuer-gifteinsatz). Kein Wunder, denn der Entscheid hat natürlich Bedeutung über Eching hinaus. Mücken gibt es überall rund um den Ammersee und viele andere bayerische Gewässer.

Erfahrungen zu Mittel gegen Stechmücken

Erst einmal ist jetzt aber die Oberste Naturschutzbehörde am Zug. Falls man dort den Echinger Antrag genehmigt, wird es mit Sicherheit auch in anderen Gemeinden am Ammersee entsprechende Bürgerbegehren geben. Außerdem stehen nächstes Jahr Kommunalwahlen an. Stechmücken und BTI sind Themen, zu denen sich die Kandidaten positionieren werden müssen.

Die Entscheidung über den Einsatz von BTI in Eching ist also erst der Anfang. Über dieses Thema werde ich noch öfters schreiben können.

1 Gedanke zu „Echinger Stichwahl“

  1. Ein echtes Dilemma. Die Mückenplage kann durchaus eine Einschränkung der Lebensqualität bedeuten (ich habe Freunde, die einen Urlaub am Ammersee deshalb ausschlossen!). Dass das nicht alle Menschen als naturgegeben hinnehmen, ist verständlich. Zumindest eines kann man tun, um wenigstens in der Nacht seine Ruhe zu haben: Fliegengitter vors Fenster!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar