Lieb und teuer

Der Skulpturenweg entlang des Seeufers ist schon größtenteils abgebaut (Pfiat di Skulpturenweg). Bislang ist noch unklar, was mit den Kunstwerken in der Schondorfer Seeanlage passieren soll. Jetzt diskutierte der Gemeinderat darüber, ob die Gemeinde die Liegende ankaufen soll.

Die Liegende am Ammersee-Skulpturenweg

Die Liegende ist eine Bronzeplastik des Dießener Bildhauers Matthias Rodach (http://www.matthias-rodach.de/). Viele haben die Figur über die letzten Jahre lieb gewonnen. Ich auch. Ich mag die unerschütterliche, selbstvergessene Ruhe die sie ausstrahlt. Egal ob an den Wochenenden Scharen von Kindern durch die Seeanlage toben, gefeiert wird oder die Böllerschützen das Neue Jahr einläuten – sie liegt einfach da und nimmt es ganz gelassen. Fast ein Symbol für die Schondorfer Lebensart.

Liegeplatz am Dampfersteg

Auch im Gemeinderat schien man anfänglich nicht grundsätzlich abgeneigt, die Liegende in Schondorf einzubürgern. Das änderte sich allerdings schlagartig, als Bürgermeister Herrmann den Preis nannte. € 20.000 würde es kosten, der Dame am Dampfersteg einen festen Liegeplatz zu geben.

Da war sich eine Mehrheit schnell einig, dass man heuer schon genug Geld für Kunst und Kultur ausgegeben habe. Außerdem sind für nächstes Jahr bereits weitere Kosten für Renovierung und Betrieb des Studio Rose (http://www.studio-rose-schondorf.de/) eingeplant. Die Gemeinde dürfe, trotz der guten Haushaltslage, nicht immer die Spendierhosen anhaben.

Der Wert von Kunst

Jetzt sind € 20.000 natürlich eine Stange Geld. Andererseits ist so eine Bronzeskulptur ausgesprochen haltbar und wäre eine Investition für mehrere Jahrzehnte. Und wie in der Sitzung richtig gesagt wurde, steht Schondorf finanziell sehr gut da. Die Mittel für Investitionen sind also vorhanden.

Um es vielleicht mal etwas in Perspektive zu setzen: Der Stromverteiler, der für den Weihnachtsmarkt angeschafft wurde, kostet rund € 10.000. Diese Investition wurde in einer der letzten Sitzungen einstimmig angenommen. Mir ist schon klar, dass ich hier Äpfel und Birnen vergleiche, bzw. Stromverteiler und Bronzeskulpturen. Das eine ist nützlich, das andere ist Luxus. Die alte Frage, wie viel das Luxusgut Kunst kosten darf oder soll, werde ich hier auch nicht beantworten können.

Der Bildhauer Matthias Rodach

Matthias Rodach: Mann mit FischEin Kunstwerk ist eben kein Stromverteiler, kein Handy und kein Auto, wo man ein Angebot mit Dutzenden ähnlichen vergleichen kann. Jedes ist individuell und die Schönheit – wie auch der Wert – liegt im Auge des Betrachters. So hat heuer irgendjemand bei Christie’s 91 Millionen ausgegeben, um die Skulptur Rabbit von Jeff Koons zu ersteigern.

In dieser Preisklasse ist Matthias Rodach (zum Glück) noch nicht. Am Ammersee kennt man ihn vor allem wegen des neue Dießener Wahrzeichens, dem Mann mit Fisch am Untermüllerplatz. Er hat sich aber schon längst einen Ruf über die Region hinaus erarbeitet. Seine Skulpturen stehen auch in München oder Hamburg, wo er ein Denkmal für den Astronomen Tycho Brahe gestaltet hat.

Öffentlich-private Partnerschaft

In der Diskussion gar nicht angesprochen wurde die Möglichkeit einer privaten Beteiligung. Das ist mir selber allerdings auch erst hinterher eingefallen. Die Schöne am See hat ja viele Freunde in Schondorf. Vielleicht könnte man da Firmen oder Privatpersonen als Mäzene gewinnen, die sich an der Anschaffung beteiligen. Ob so eine Public Private Partnership in diesem Fall Erfolg haben könnte? Ich weiß es nicht.

Der Gemeinderat verblieb jetzt so, dass man sich das Thema Kunst am See noch einmal ansehen will. Die Gemeinde soll klären, welche der Kunstwerke des Skulpturenwegs zu welchem Preis zu haben sind. Dann will man entscheiden, ob etwas angekauft werden soll und wo das dann stehen könnte.

Schreibe einen Kommentar