Bedarfsbus statt Linienbus

Wie viele andere Gemeinden auch, hat Schondorf ein Problem mit dem Autoverkehr. Der nimmt ständig zu und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind oft keine Alternative, weil Fahrpläne und Streckennetz zu dünn sind. Eine mögliche Lösung könnte hier ein Bedarfsbus sein, auf Neudeutsch auch Ride Sharing genannt.

Alleine im Bus

Mit den Linienbussen im Landkreis ist das so eine Sache. Am Anfang und Ende eines Schultags ist in den Zwölf-Meter-Bussen kaum ein Stehplatz frei. Wenn ich aber Untertags mit der Linie 40 nach Landsberg fahre, habe ich den Bus praktisch für mich alleine und kann gemütlich die Beine ausstrecken. Das ist auch gut so, denn die Fahrt dauert eine Dreiviertelstunde. Unterwegs werden ja auch Windach, Schöffelding, Schwifting und noch ein paar Orte abgeklappert, an denen allerdings nur selten jemand zusteigt.

Alleine im Linienbus

Das müsste sich doch auch effizienter organisieren lassen, haben sich die schlauen Köpfe vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gedacht. Für die Stadt Schorndorf in Baden-Württemberg entwickelten sie ein Konzept für bedarfsgerechten Nahverkehr. Erstmals aufmerksam wurde ich darauf durch einen Bericht in der Stuttgarter Online-Zeitung Kontext: https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/402/bus-auf-bestellung-5557.html

Außerhalb der Stoßzeiten fahren dort zwei Kleinbusse ohne feste Linie. Sie planen ihre Route jeweils nach den Zielen der Fahrgäste. Besser gesagt planen nicht die Busse die Route, sondern eine vom DLR dafür entwickelte Software. In Schorndorf wurde dieses Konzept zwei Jahre lang in der Praxis erprobt, anscheinend mit Erfolg.

Bedarfsbus IsarTiger

Bedarfsbus IsarTiger
Photo © MVG

Ähnliche Bedarfsbusangebote gibt es bereits in Hannover und seit neuestem unter dem Namen IsarTiger auch in München (https://www.mvg.de/services/mobile-services/mvg-sod.html). Dort ist es allerdings nicht ein schnöder Bedarfsbus, sondern ganz weltmännisch ein „innovativer Service, der Fahrgästen Mobilität nach Maß bietet“. Das Prinzip ist allerdings das gleiche wie in Schorndorf. Die Fahrt wird per App bestellt und erfolgt auf einer individuellen Route. Je nach Bedarf werden in den VW Caddy Mehrsitzern unterwegs auch andere Fahrgäste mitgenommen. Die IsarTiger sind momentan noch in der Testphase.

AST Landsberg

Im Landkreis Landsberg gibt es heute schon ein Anruf Sammel Taxi (AST) als Ergänzung zu den Linienbussen (http://ast-landsberg.de). Allerdings kommt man damit aktuell von Landsberg nicht an den Ammersee.

Das Buchungssystem wirkt gegenüber dem IsarTiger ausgesprochen altbacken. Die Routen sind festgelegt und man muss das AST mindestens 45 min im Voraus bestellen, und zwar telefonisch. Neumodische Techniken wie eine App, SMS oder WhatsApp sind beim Landsberger AST verpönt. Ebenso wie EC oder Kreditkarte, denn hier gilt noch: Nur Bares ist Wahres. Die Mobilität im 21. Jahrhundert sieht anders aus.

Trotzdem wäre es schon ein Fortschritt, wenn das AST auch Schondorf anfahren würde. Es mag umständlich und zeitaufwändig sein, aber immer noch besser als gar keine Verbindung. Bürgermeisterkandidatin Bettina Hölzle von der CSU hat solche Sammeltaxis in ihrem Wahlprogramm und unserem grünen Bürgermeister Alexander Herrmann ist die Reduzierung des Autoverkehrs sicher auch ein Anliegen. Das sollte doch nach der Wahl eine große Koalition für intelligenten öffentlichen Nahverkehr ergeben.

Mobilitätsforum

Ich hatte diesen Beitrag gerade fertig geschrieben, da flatterte mir eine Einladung ins Haus. In Windach (nicht in Greifenberg, wie ich ursprünglich geschrieben habe) findet am 15. Februar das zweite Mobilitätsforum der Ammerseeregion statt. Die erste Ausgabe im Jahr 2018 (Mobilitätsforum in Dießen) gab wichtige Impulse und brachte einige Projekte auf den Weg. Aus den Diskussionen auf diesem Forum entstanden später beispielsweise die Mitfahrbänke im Landkreis oder das Carsharing am Ammersee (Mein Fuhrpark). Diese Themen werden auch heuer wieder diskutiert. Darüber hinaus gibt es noch weitere Themenkreise, unter anderem auch zum Nahverkehr mit Bedarfsbussen und AST.

Mobilitätsforum 2020

15. Februar 2020, 14:00 bis 17:00 Uhr
Pfarrsaal, Maria am Wege 1
86949 Windach
https://www.mobi-ll.de

2 Gedanken zu „Bedarfsbus statt Linienbus“

  1. Die Verbindung zu Landsberg via öffentliche Verkehrsmittel (sprich Bus) ist in der Tat erbärmlich, zumal in den Schulferien. Dennoch genieße ich immer die vierzigminütige Landpartie. –
    „… und unserem grünen Bürgermeister Alexander Herrmann ist die Reduzierung des Autoverkehrs sicher auch ein Anliegen“, sagst Du. Der äußert sich zu diesem Thema in der Broschüre „Bürgermeister Alexander Herrmann. Mit Erfahrung weiter“ (Bürgermeisterwahll/Bündnis 90/Die Grünen), p. 12 f.

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