Zugegeben, die Frage wo Oberschondorf liegt, klingt ein bisschen idiotisch. Zum einen gibt es seit 1970 nur noch ein Schondorf. Damals wurden die beiden Orte Ober- und Unterschondorf zusammengelegt. Trotzdem ist die Unterteilung in vielen Köpfen noch präsent, weshalb auch die Planung der faktischen Ortsmitte nicht recht vorankommt (Schade).
Zum anderen haben wohl alle in Schondorf eine ungefähre Vorstellung davon, wo die beiden Ortsteile liegen. Oberschondorf ist die Gegend rund um St. Anna, Unterschondorf ist – wie der Name schon sagt – unten am Ammersee. Aber wo genau verläuft eigentlich die Grenze zwischen beiden?
Streit um den Maibaum
Interessiert hat mich das Thema zum ersten Mal, als es im Schondorfer Gemeinderat Knatsch um den Standort des Maibaums gab (https://www.pressreader.com/germany/landsberger-tagblatt/20200212/282514365537801).
Bei der Gestaltung der Ortsmitte rund um den Bahnhof hatte Bürgermeister Herrmann ins Gespräch gebracht, den Maibaum vielleicht künftig dort aufzustellen. Das kam bei der CSU-Fraktion gar nicht gut an. Die Generation unserer Eltern und Großeltern hätte sich bei dem Standort schon etwas gedacht. Er sei bewusst so gewählt, dass der Maibaum direkt auf der Gemarkungsgrenze zwischen Ober- und Unterschondorf steht.
Der Bürgermeister ruderte zurück und versprach in der nächsten Gemeinderatssitzung öffentlich, von sich aus nicht an dem traditionellen Standort zu rütteln.
Die Gemarkungsgrenze
Den kleinen Zank habe ich nicht weiter ernst genommen und unter Wahlkampfscharmützel abgelegt. Aber mein Interesse war geweckt. Steht unser Maibaum gegenüber vom Gasthof Schondorfer tatsächlich genau auf der Gemarkungsgrenze? Und wie verläuft diese Grenze eigentlich? Vom Gefühl her hatte ich immer angenommen, dass die Bahnlinie oder die Staatsstraße den Ort teilen. Eine Karte mit dem genauen Grenzverlauf konnte ich im Internet aber nicht finden.
Gemeinderat Martin Wagner hat mich dann an die richtige Stelle verwiesen. Auf der Website der Gemeinde kann man unter dem Menüpunkt „Bauleitplanung“ den Flächennutzungsplan herunterladen: https://www.schondorf.de/aktuell/bauleitplanung/
Der Flächennutzungsplan
Wenn man genau hinschaut, entdeckt man auf diesem Plan eine schwarze Strich-Punkt-Linie. Das ist die alte Gemarkungsgrenze. Sie ist aber von verschiedenen anderen Linien und Farbflächen überlagert und deshalb nicht leicht zu verfolgen. Darum habe ich den Plan mit Photoshop etwas nachbearbeitet und die Grenzlinie nachgezeichnet.
Vom südlichen Ortseingang her verläuft die Gemarkungsgrenze etwas westlich der Staatsstrasse bis zur Schule. Ab hier folgt sie recht genau dem Verlauf der Uttingerstrasse, zumindest bis zur Bahnhofstrasse.
Ab der Bahnhofstrasse wird der Verlauf dann abenteuerlich. In einigen Biegungen geht es hinunter bis zum Landheim Schondorf. Mir war nicht bewusst, dass ich praktisch täglich bei meinen Spaziergängen nach Oberschondorf komme. Ab dem Landheim geht es in einer großen Schleife zurück bis zum Trinkwasserbrunnen. Ab hier folgt der Grenzverlauf dem Waldrand bis zur Staatsstrasse, die er etwa beim Aldi erreicht.
Soweit man es auf dem Flächennutzungsplan erkennen kann, steht der Maibaum wohl nicht genau auf der Gemarkungsgrenze. Dazu hätte man ihm schon eine eigene Verkehrsinsel bauen müssen. Aber ich will da nicht kleinlich sein, er steht zumindest sehr nahe an der Grenze, wenn auch eigentlich in Oberschondorf.