Wer eine verhältnismäßig günstige Wohnung am ehemaligen Prixgelände haben möchte, muss sich beeilen. Die Antragsfrist für sozialgerechtes Wohnen in Schondorf geht nur noch bis zum 15. Juni. Korrektur: Die Frist wurde jetzt bis zum 6. Juli verlängert. Die entsprechenden Formulare gibt es auf der Website der Gemeinde: https://www.schondorf.de/aktuell/prix-gelaende/sozialgerechtes-wohnen/
Wohnen am Prixgelände
Bekanntlich wurde das ehemalige Prixgelände zwischen Schul- und Ringstraße an die Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH verkauft: https://schondorf.blog/2018/03/10/prix-geht-an-wuestenrot/. Diese wird hier demnächst mit dem Bau des A Riva genannten Wohnquartiers beginnen.
Zur Vereinbarung zwischen Gemeinde und Wüstenrot gehört, dass ein Drittel der Wohnungen zu sozialverträglichen Preisen angeboten werden muss.
Sozialgerechte Preise
Für diese Wohnungen hat die Gemeinde das Vergaberecht. Als sozialgerecht wurde ein Quadratmeterpreis von € 3.500 für die Reihenhäuser und € 3.350 für die Eigentumswohnungen festgelegt.
Das ist immer noch ein Haufen Geld, aber doch deutlich günstiger, als die Wohnungen, die Wüstenrot auf dem freien Markt anbietet: https://www.whs-wuestenrot.de/Neubauprojekt-MFH-Renditeobjekte-in-Schondorf-am-Ammersee-Schondorf-am-Ammersee/WHS-0205.htm. Da bewegen sich die Quadratmeterpreise nämlich im Bereich über € 8.000. Eine Zweizimmerwohnung mit 82 Quadratmetern kommt dann auf € 669.000. Mit der Preisgestaltung für sozialgerechtes Wohnen ist eine Wohnung dieser Größe für € 275.000 zu haben.
Wohnungen für Normalverdiener
Bewerben kann sich prinzipiell jeder und jede (Aktualisierung 14. Juni 2020: Ein Leser hat mich zu Recht darauf hingewiesen, dass das nicht korrekt ist. Um sich zu bewerben, muss man bestimmte Kriterien erfüllen. Beispielsweise muss man volljährig sein, und das Einkommen und das vorhandene Vermögen dürfen bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten). Die Vergabe erfolgt dann nach einem Punkteschlüssel. Ein Kriterium ist dabei, wie lange jemand schon in Schondorf lebt. Allerdings ist das sozialgerechte Wohnen kein Einheimischenmodell. So etwas ist nach der Rechtssprechung des europäischen Gerichtshofes heute nicht mehr möglich. Gemeinden dürfen nicht einfach vergünstigten Wohnraum an Alteingesessene vergeben.
Soziales Gefüge erhalten
Was in engem Rahmen erlaubt ist, ist bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen, um das soziale Gefüge am Ort zu erhalten. Das gilt für Gemeinden, in denen ein besonders hoher Siedlungsdruck herrscht. Damit ist gemeint, dass Wohlhabende von außerhalb dabei sind, Normalverdienende im Ort zu verdrängen. Das trifft bei uns mit Sicherheit zu, und deshalb wurde das Modell des sozialgerechten Wohnens in Schondorf geschaffen.
Für die Vergabe werden auch Kriterien wie Einkommen, Vermögen, Kinder oder Pflegebedürftigkeit mit eingerechnet. Der Wohnraum soll den Personengruppen zugutekommen, die auf dem freien Markt kaum eine Wohnung finden, beispielsweise junge Familien mit Kindern oder ältere Menschen mit kleinem Einkommen. Wer zu diesen Gruppen gehört, kann sich noch bis 6. Juli um eine Wohnung bewerben.
Sozialgerechtes Wohnen in Schondorf
Antragsformular unter: https://www.schondorf.de/fileadmin/__DOKUMENTE_Schondorf/Prix/Antrag_Vergabe_von_Grundstuecken_und_Wohnungen.pdf
Aus Kreisbote vom 19.6.20: „Wie Vize-Bürgermeister Martin Wagner bei der Gemeinderatssitzung ausführte, seien „laut einer Grobsichtung bereits vernünftige Bewerbungen“ eingegangen. Es fielen aber auch Bewerber aus dem Raster, denn die Prix-Objekte seien weder Sozialwohnungen noch Einheimischen-Modelle, sondern Angebote für den heimischen Mittelstand.“ https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/frist-prix-bewerbungen-schondorf-juli-verlaengert-13804311.html
Wie kann man sich bewerben oder Bewerber auswählen, wenn noch nicht einmal die Zielgruppe klar definiert ist. Wenn mit Mittelstand Gewerbetreibende gemeind sind, dann sollte das irgendwo stehen. Denn Mittelstand muss ja nicht Mittelschicht sein. Wer also soll sich bewerben? Mittelschicht oder Mittelstand? Oder die Mittelschicht im Mittelstand? Und nach was wird ausgewählt? Fliegen alle raus, die nicht Gewerbetreibende sind? Und wie kann das sein, dass es sich hier nicht um ein Einheimischenmodell handelt? Chaos.
Ich glaube nicht, dass bei den Bewerbungen die große Verwirrung ausgebrochen ist, nur weil unser Zweiter Bürgermeister (oder der Kreisbote) einmal Mittelstand und Mittelschicht durcheinander gebracht hat.
Was ich aber wie Herr Heigl schon richtig sagte auch sehe ist, dass ein Paar im mittleren Einkommen gegenüber einem alleinstehenden im Hintertreffen ist da ja noch Bonuspunkte auf das Einkommen vergeben werden. Zumindest liest sich dass aus den Vergaberichtlinien so raus. Hier würde man sich doch ein wenig Transparenz wünschen. Die Frage ob nur das Einkommen des Antragstellers zur Vergabe der Punkte berechnet wird bleibt unbeantwortet. So bekommt jeder mit einem einzelnen Einkommen mehr Punkte als zb. ein mittelständisches Ehepaar. War der Wunsch der Gemeinde nicht junge Familien mit Kindern Wohnraum zur Verfügung zu stellen?
Entschuldigen Sie bitte dass ich mich nun doch zu Wort melde… Seit Jahren ist bekannt dass dieses Projekt kommt. Dies hat Herr Plonner ganz richtig beschrieben. Ich glaube nicht dass die Schondorfer Bevölkerung noch wirklich einen Mittelstand hat, der keinen Grund oder Immobilienbesitz hat.
Und alle die es wirklich interessiert hat wussten bescheid und konnten jederzeit nachfragen.
Aber jetzt wo die Preise doch Recht „günstig“ hergehen will plötzlich jeder ein Stück vom Kuchen…. Und bei 3350/3500,- pro qm muss sich ein Paar mit Kind und mittlerem Einkommen schon gewaltig strecken.
Herzliche Grüße
Also ich glaube schon, dass es in Schondorf noch einen Mittelstand ohne Immobilienbesitz gibt. Das liegt daran, dass kaum Wohnungen auf dem Markt sind. Ich habe gerade auf einem Immobilienportal nachgeschaut: Außer auf dem Prixgelände wird aktuell in Schondorf keine einzige Wohnung zum Kauf angeboten.
Das glaube ich auch. Mittelstand (/-Schicht?) ist ja eher unscharf, aber ich würde mich dazu zählen und ich habe keine Immobilie, wie viele in meinem Bekanntenkreis. Es ist einfach zu teuer hier…
Bisher habe ich kein aktuelles Projekt gefunden, dass sich nicht an die 5-Jahres-Regel hält. Die Informationen sind ja online verfügbar. In all den Projekten die ich online einsehen konnte, würde immer die Alleinstehende mit zwei Kindern und Mutter in Pflege mit geringem Einkommen und wenig Vermögen den Zuschlag bekommen. Das Konzept in Schondorf ist schon hervorstechend unsozial und rechtsunsicher. Sind die Millionen mal vergeben, was dann? Ein Prozess kostet sehr viel und dauert Jahre. Mich würde mal interessieren, wer für den Schaden haftet. Wir Bürger? Die Verantwortlichen? Mir persönlich wäre der Sieg der Vernunft lieber. D.h. die Vergabekriterien werden an die aktuelle Gesetzeslage angepasst. Das Projekt wird dann auch zwangsläufig sozial.
So nett kann man informieren:
https://pfaffenhofen.de/dokumente/573/PAF_Einheimischenmodell_Infobroschuere_ONLINE.pdf
Prix-Gelände: Es wird sicher eine zweite Ausschreibung geben
1. Weil die Gemeinde weder im Einhorn, noch in einem Flugblatt, noch auf dem Terminkalender der Homepage der Gemeinde den Normalbürger über die Vergabe und den Termin informiert hat. Die Förderung richtet sich an die Mittelschicht und damit an die Hälfte der Bevölkerung. Das ist ein Verstoß gegen die bei solchen Mittelvergaben geforderte Transparenz.
2. Weil die Vergabekriterien nicht den Leitlinien vom Freistaat Bayern entsprechen. Diese wurden mit der EU ausgehandelt. „Bio-Einheimischen-Modelle“ gibt es nicht mehr. Mehr als 5 Jahre Ortsansäßigkeit als Punktekriterium sind sind nicht mehr zulässig. Es geht auch um die letzen 5 Jahre und nicht um die 70er oder 80-er Jahre. In der EU geht man davon aus, dass bayerische Bürger durch Ausbildung, Ortswechsel und Beruf an verschiedenen Orten in der EU für eine bestimmte Zeit „ortsansäßig“ sind.
Eine Alleinerziehende mit zwei Kindern und einer pflegebedürftigen Mutter mit geringem Einkommen hätte keine bessere Chance als eine gut verdienende vierköpfige Familie, ohne Mutter in Pflege und mit einem Jahreseineinkommen von 107.000 Euro – nur weil einer der beiden Elternteile vor 40 oder 50 Jahren in Schondorf geboren wurde. Das Schondorfer Modell ist eher ein Rückkehrermodell für Bergdörfer in der Schweiz. Vielleicht wird auch deswegen der schweizer Begriff Mittelstand für Mittelschicht benutzt 😉
Es werden ca. 15-20 Milllionen Euro von der Gemeinde an wenige Bedürftige verteilt. Das ist gut, wenn die Gemeinde das sozial macht. So wie jetzt, handelt es sich eher um einen Insidergeschäft.
Auszug Schondorfer Kriterienkatalog:
“ 3.1.7 Zeitdauer: Hauptwohnsitz des Bewerbers zum Bewerbungsstichtag in der Gemeinde Schondorf
– bis 10 Jahre je vollendetes Jahr 10 Punkte
– ab 10 Jahren je weiteres vollendetes Jahr 5Punkte
maximal jedoch 150 Punkte
Es werden auch Bewerber berücksichtigt, die nicht mit Hauptwohnsitz im Gemeinde-gebiet gemeldet sind, aber früher mindestens 5 Jahre – auch mit Unterbrechungen- im Gemeindegebiet gemeldet waren und ihren Hauptwohnsitz nicht länger als 10 Jahre vor Antragstellung aufgegeben haben.“
https://www.schondorf.de/fileadmin/__DOKUMENTE_Schondorf/Richtlinien/Richtlinien_fuer_die_Vergabe_von_gemeindeeigenen_Grundstuecken_und_Wohnungen_an_die_ortsverbundene_Bevoelkerung_mit_besonderem_Bedarf_18-05-2017.pdf
Leitlinien für Einheimischenmodelle vom Freistaat Bayern:
https://www.stmb.bayern.de/buw/staedtebau/einheimischenmodell/index.php
Was die Vergabekriterien angeht, hat sich die Gemeinde sicher bei ähnlichen Projekten in Bayern schlau gemacht. Die Kriterien hat man sich vermutlich nicht selbst ausgedacht, sondern von anderen Einheimischenmodellen adaptiert. Das bedeutet natürlich noch nicht, dass nicht vielleicht doch jemand dagegen klagt, weil er sich zurückgesetzt fühlt. Wir werden sehen.
Die Informationen rund um das Prix-Gelände und die Vergabekriterien sindseit gut einem Jahr auf der Website der Gemeinde und der Termin wurde in den öffentlichen Schaukästen angekündigt. Wer davon nichts mitgekriegt hat, der interessiert sich offensichtlich keinen Deut dafür, was in der Gemeinde vorgeht (und sucht wohl auch nicht ernsthaft nach einer Wohnung).
Es kann sich nicht jeder bewerben, es gibt u.a. Gehalts- und Vermögensgrenzen, über deren Höhe man streiten kann. Meiner Meinung nach gibt es in der Mitte eine Lücke. Entweder man ist unter den Kriterien, oder man muss sehr viel Geld zur Verfügung haben.
Danke für den Hinweis, das hatte ich tatsächlich falsch dargestellt. Ich habe es im Beitrag jetzt korrigiert.