Die Initiative mobi-LL (https://www.mobi-ll.de/) stößt immer wieder interessante Entwicklungen an. Beispielsweise geht das mittlerweile recht erfolgreiche CarSharing am Ammersee auf eine Initiative dieses Vereins zurück (Mein Fuhrpark). Der neueste Streich ist eine Mitfahr-App für Landsberg, die 2021 im ganzen Landkreis eingeführt werden soll. Die Schondorfer mobi-LL-Initiatorin Sabine Pittroff stellte im Kreistag den Antrag zur Einführung eines solchen Angebots. Im Mobilitätsausschuss wurde das einstimmig angenommen und die Verwaltung beauftragt, das notwendigen Budget bereitzustellen. Nächstes Jahr soll es losgehen.
Carpooling im Landkreis
Es gibt inzwischen ein breites Angebot an Apps, die Mitfahrmöglichkeiten vermitteln, auf Neudeutsch Carpooling genannt. BlaBlaCar ist wahrscheinlich die bekannteste davon. Ein Haken dabei ist, dass sich alle diese Angebote irgendwie finanzieren müssen. Da gibt es einerseits die Möglichkeit, auf jede vermittelte Fahrt eine Gebühr zu erheben. Das kommt bei der Zielgruppe aber nicht gut an. Die andere Möglichkeit ist, Nutzerdaten zu sammeln, die sich dann gewinnbringend weiterverkaufen lassen. Das wollte man in Landsberg auf keinen Fall.
Die Mitfahr-App uRyde
Deshalb setzt man bei der Mitfahr-App für Landsberg auf uRyde (https://www.uryde.de). Entwickelt hat die Software das junge Team von Connect Mobility aus Erlangen. Natürlich müssen auch die Macher von uRyde irgendwie Geld einnehmen, in diesem Fall über Lizenzgebühren. Im Kreistag wurde entschieden, dass der Kreis Landsberg die Kosten für die ersten 10.000 Lizenzen übernimmt. Dafür sind rund € 180.000 vorgesehen.
Ich höre jetzt schon den Aufschrei, dass das eine Menge Geld sei. Um es mal in Perspektive zu setzen: Wenn die Sanierung von 400 m Autobahntunnel in Eching € 15.000.000 kostet, dann wird das als gottgegeben hingenommen. Da kann man auch mal 1% dieser Summe in die Hand nehmen, um ein zukunftsgerichtetes Mobilitätsprojekt zu starten.
Soweit ich es in der Vorschau sehen kann, ist uRyde ziemlich clever angelegt. Es ist einerseits eine Navigations-App die einen auf dem schnellsten Weg, an Staus vorbei, ans Ziel bringt. Verwendet wird dazu das Kartenmaterial von Here, das auch in den Navigationssystemen von Mercedes, Jaguar oder Audi zum Einsatz kommt. Falls jemand entlang der Strecke zu einem Ziel in der Nähe will, kann man sie oder ihn unterwegs aufgabeln. Am Ende können die Fahrgäste über eine integrierte Bezahlfunktion einen frei wählbaren Betrag für das Mitfahren spendieren.
Die kritische Masse
In dem obengenannten Budget sind auch € 10.000 enthalten, um die Mitfahr-App für Landsberg in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Landrat Thomas Eichinger hat schon angedeutet, dass man in dieser Beziehung vielleicht noch nachlegen will, wie der Kreisbote berichtet: https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/landkreis-landsberg-will-mit-uryde-ans-ziel-90111768.html
Das könnte durchaus notwendig sein, denn das Ziel von 10.000 Lizenzen ist recht ambitioniert. Das wären rund 10% der Menschen im Landkreis, die diese App nutzen. Diese 10% sehen die Entwickler als kritische Masse, damit genug Fahrten angeboten und nachgefragt werden.
Mitfahrbänke als virtuelle Haltestellen
Die Mitfahr-App ist nicht als Service von Haustüre zu Haustüre gedacht. Vielmehr soll es in den Ortschaften etwa alle 300 Meter virtuelle Haltestellen geben, beispielsweise an Busstationen, Geschäften oder öffentlichen Parkplätzen. Als solche virtuelle Haltestellen könnten auch die jetzt installierten Mitfahrbänke neue Attraktivität gewinnen (Mitfahrgelegenheiten).