Noch einmal: Dinge

Was mich immer besonders freut ist, wenn mich Kommentare zu meinen Beiträgen zum Weiterdenken bringen. So geschehen bei Invasion der Dinge. Ich hatte da zwar nicht über Konsumfasten, aber über eine Art Konsumkontrolle geschrieben (Ich habe mir dafür den schönen Anglizismus Preemptive Decluttering einfallen lassen). Dazu erreichte mich zum einen ein Kommentar aus Berlin (!) mit einem Link zu einer Sendung auf Deutschlandradio Kultur: https://www.deutschlandfunkkultur.de/weihnachtsgeschenke-die-kraft-der-dinge.1005.de.html?dram:article_id=489657

Die Freundschaft der Dinge

Die Ethnologin Petra Beck setzt sich in diesem Beitrag kritisch mit dem modischen Konsumfasten und Ausmisten auseinander. Aussortieren sei gerade in Mode und Minimalismus sei zum Statussymbol geworden. Dagegen plädiert Beck für einen respektvollen Umgang mit den Dingen, die uns umgeben. Sie zitiert dazu Rainer Maria Rilke, der „beim Abstauben der Möbel mit einem gewissen schelmischen Anstand die Freundschaft, die einem die erholten, gut behandelten Dinge zuwarfen, erwidert“.

Nicht der Typ fürs Konsumfasten

Es ist ein kluges, lesenswertes Essay, das meine Meinung recht gut trifft. Ich weiß die Dinge um mich herum nämlich durchaus zu schätzen. Ich freue mich an der schlichten Eleganz meines iPhones, genieße unsere handgemachten Trinkgläser (https://glasatelier-westphal.de/), und trage liebend gerne das Tweed-Sakko, das mir meine Frau hat schneidern lassen.

Tringlas Glasatelier Westphal

Für ein puritanisches Konsumfasten bin ich einfach nicht der Typ. Mich hatte nur interessiert, wie sich die Dinge in unser Haus schleichen und sich ständig vermehren.

Was und woher?

Ein zweiter Kommentar bemängelt (zu Recht), dass ich nichts über das Wie und Woher geschrieben habe. Interessierte Lesende wissen jetzt zwar, dass ich im Jahr 2020 insgesamt 138 Dinge gekauft habe, aber nicht, was das für Dinge waren. Weil ich mir eine gewisse Privatsphäre erhalten will, liste ich das nicht einzeln auf. Ich habe es aber mal in Gruppen zusammengefasst. Die 50 Rasierklingen und 20 Batterien habe ich dabei als jeweils einen Einkauf gerechnet, sonst würden sie das Ergebnis verzerren. Nach Kategorien waren das im letzten Jahr:

Geschenke56%
Haushalt22%
Unterhaltung und Kunst12%
Hygiene7%
Kleidung3%

„Geschenke“ steht wahrscheinlich deswegen so weit vorne, weil wir 2020 mit zwei entzückenden Enkelkindern gesegnet wurden. Bei Kleidung muss ich erklären, dass ich nur Dinge erfasst habe, die ich selbst gekauft habe, und keine Sachen, die mir geschenkt wurden. Hauptsächlich achtet meine Frau darauf, dass ich nicht zerzauselt durch die Gegend laufe. Oft genug ist sie es, die mich bei Bedarf mit einem neuen Pullover oder einer neuen Hose versorgt.

Die teuersten Investitionen waren 2020 ein neuer Backofen (Ärgerlich) und ein Laptop. Die geringste erfasste Ausgabe waren € 5,- für einen Karabinerhaken für unsere Hängematte.

Macbook statt Konsumfasten

Lokal oder online

Interessant ist vielleicht auch, wo ich die Sachen gekauft habe. Ich habe das aufgeschlüsselt nach lokalen Geschäften im Landkreis, Ladengeschäften in anderen Städten, Online-Käufen bei lokalen Händlern, und Online-Einkäufen bei internationalen Plattformen wie Amazon.

Geschäft lokal64%
Geschäft auswärts10%
Online lokal14%
Online international12%

Dass ich 14% meiner Einkäufe online bei lokalen Händlern gemacht habe, ist natürlich Covid geschuldet. In normalen Jahren käme ich gar nicht auf diese Idee, da würde ich einfach in den Laden gehen. Derselbe Umstand erklärt auch, warum ich nur 10% meiner Einkäufe in anderen Städten gemacht habe. Wenn man gleich gar nicht in andere Städte kommt, kauft man dort natürlich auch nichts ein.

Bleibt die letzte Frage, ob die 138 Dinge, die ich letztes Jahr gekauft habe, nun eigentlich viel oder wenig sind. Dazu habe ich leider keinen Vergleich gefunden. Es gibt in Deutschland zwar Statistiken für alles Mögliche, aber nicht darüber, wie viele Dinge die Menschen pro Jahr kaufen. Zumindest habe ich nichts dazu gefunden. Wenn jemand von euch Zahlen darüber hat, würde mich das interessieren.

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