Heuer starten zwei Programme für Artists-in-Residence am Ammersee, eines in Schondorf und eines in Inning. In der Größe unterscheiden sich die beiden Projekte sehr deutlich, aber sie haben dasselbe Ziel: Sie wollen junge Kunstschaffende an den Ammersee holen.
Das studioRose in Schondorf hat das Walter Rose Atelierstipendium für Studierende (https://studiorose.de/2021/02/07/walter-rose-atelierstipendium-fuer-studierende/) gestartet. Angehende Künstlerinnen und Künstlern können das atelierRose zwischen Juli und Oktober 2021 für drei Monate als Arbeitsstätte nutzen. In Inning dagegen entsteht als Kooperation zwischen dem Kunstverein München und dem Immobilienentwickler Euroboden eine Artist Residency im Gewerbegebiet Billerberg.
Artist Residency am Billerberg
Der Standort der Artist Residency im Inninger Gewerbegebiet Billerberg ist eine eher unscheinbare Halle. Diese wurde zu Wohnräumen und Ateliers umgebaut. Hier werden über eine einjährige Laufzeit 20 Kreative aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Konzept- und Performancekunst arbeiten. Darüber hinaus steht den Artists-in-Residence das weitläufige Areal inklusive eines ehemaligen Pferdestalls zur Verfügung. Euroboden unterstützt die Arbeit der Kunstschaffenden mit über 25.000 Euro.
Land und Stadt künstlerisch verknüpft
Stefan Höglmaier, Gründer und Geschäftsführer von Euroboden, sagt, man möchte Künstlerinnen und Künstler finanziell und mit Raumangeboten unterstützen: „Zugleich interessiert es uns, gemeinsam mit ihnen herauszufinden, wie Land und Stadt künstlerisch verknüpft sind oder verknüpft werden können.“
Hintergrund der Aktion ist, dass Euroboden am Billerberg einen Neubau mit rund 150 nutzungsoffenen Ateliers und Gemeinschaftsflächen plant. Dieser ist als Plattform für Kreativwirtschaft, Handwerk und Gewerbe in der Region gedacht. Das modulare Gebäude von Muck Petzet Architekten sieht im Entwurf ziemlich spektakulär aus. Es soll als Baugemeinschaft realisiert und 2022 fertiggestellt werden.
Natürlich ist die Artist Residency ein Prestigeprojekt von Euroboden, um den eigenen Ruf aufzupolieren. Mich stört das nicht, im Gegenteil. Mir ist es lieber, wenn das Geld für eine Imagekampagne in Kunst und Kultur fließt, anstatt dafür das eigene Logo auf einen Rennwagen zu kleben oder irgendwelche Instagram-Influencer anzuheuern.
Kleiner und intimer in Schondorf
Die Dimensionen des Artists-in-Residence Programms in Inning sind natürlich ganz andere als in Schondorf. Inning gehört bekanntlich zu Starnberg, und da ist alles ein paar Nummern größer. Die Rolex sind goldiger, die Gartenzäune höher, die Porsche porschiger und die Ateliers weiträumiger. Ich bin da keineswegs neidisch. Erstens tut es der ganzen Ammerseeregion gut, wenn sie wieder mehr in den Fokus der Kunstszene rückt. Es muss nicht immer Berlin, Köln oder Hamburg sein. Zweitens tun wir uns gegenseitig nicht weh. Schondorf bietet ein ganz anderes, intimeres Umfeld.
Das atelierRose
Anscheinend hat Dr. Silvia Dobler, Kuratorin des studioRose und des atelierRose, bereits jetzt etliche Anfragen für ihr Artists-in-Residence Programm. Wer sich noch bewerben möchte, findet hier weitere Details zum Walter Rose Atelierstipendium für Studierende: https://studiorose.de/2021/02/07/walter-rose-atelierstipendium-fuer-studierende/
Der ehemalige Arbeitsraum von Walter Rose hat sich bereits letztes Jahr als Kreativzelle bewährt. Im Sommer 2020 konnte man hier Jan Davidoff beim Malen über die Schulter gucken (Jan Davidoff im atelierRose). Im Herbst arbeitete dann der Photograph Yorck Dertinger im atelierRose an seiner Serie Schondorfer Portraits (Schondorf sucht die Durchschnittsbürger).
Beide waren sehr angetan von der gemütlichen Atmosphäre des alten Hauses mit seinem riesigen, nordgerichteten Atelierfenster. Darüber hinaus fanden beide den Austausch mit den Menschen im Ort inspirierend. Das atelierRose liegt eben sehr zentral in Schondorf. Da kommen Leute vorbei, die bei klassischen Galerien oder Ateliers gewisse Schwellenängste haben.
Außerdem liegt direkt nebenan die Kindertagesstätte Ein Platz für Kinder. Alleine schon dadurch ist für eine lebendige Atmosphäre gesorgt. Die Richtigen werden das zu schätzen wissen.
„…….. man möchte Künstlerinnen und Künstler finanziell und mit Raumangeboten unterstützen „- das ist natürlich nicht eigennützlich gedacht. Wenn du ein Projekt hast, das kein Leben hat – setz ein paar Künstler rein und du kannst nach ein paar Jahren Geld scheffeln.
Schon klar, dass das nicht völlig altruistisch gedacht ist. Aber wie schon gesagt, lieber jemand macht mit Kultur Werbung für sein Projekt als mit irgendwelchen Pseudo-Promis. Freuen wir uns einfach, dass hier Kunst am Ammersee unterstützt wird, auch wenn wirtschaftliche Überlegungen dahinterstehen.
richtig Leo!
Tolle Idee in Inning!! Aber das in Schondorf auch toll. Wir hatten es in Dießen auch im Taubenturm, eine zeitlang jährlich….das war aber nur etwas für Künstlerinnen mit bestem Immunsystem: ohne Dusche, Bad, Heizung und Kochgelegenheit, mit einer winzigen Toilette…aber es war begehrt!
Das atelierRose ist ja auch recht rustikal, hat aber zumindest einen großen Ofen. Ich kann mir aber vorstellen, dass manchen genau dieses urige Arbeitsumfeld gefällt.