„Du suchst Ruhe im Wald? Wir auch.“ mit diesen Schildern wird heuer im Wald zwischen Schondorf und Eching auf die dort lebenden Wildtiere hingewiesen. Es ist eine Aufforderung, die Natur möglichst zu schonen und die Wege nicht zu verlassen. Aufgestellt hat die Schilder die Kreisgruppe Starnberg des Bayerischen Jagdverbandes (http://www.jagd-starnberg.de/).
Schilder und Wald
Als ich die Hinweistafeln zum ersten Mal gesehen habe, musste ich etwas schmunzeln. Zumindest eine Art von Wald gedeiht in Schondorf offensichtlich prächtig. Der Schilderwald in der Seeanlage breitet sich jetzt schon in das Gehölz aus.
Ansonsten fand ich die Tafeln aber recht nett und charmant gemacht. Zumindest sind es keine drohenden Aufzählungen unter der Überschrift „Verboten“. Es bleibt bei der Ermahnung: „Bitte bleib auf den Wegen, sensibilisiere auch deine Kinder, und nimm deinen Hund an die Leine.“
Das mit der Sensibilisierung der Kinder sei nicht so einfach, hat mir eine Leserin geschrieben. Schließlich müsse man den so sensibilisierten Kleinen später erklären, warum die riesigen Harvester bei der Holzernte brachial ihre Schneisen durch den Wald schlagen. Durch genau den Wald, den die Kinder vorher möglichst nicht betreten sollen, um die empfindlichen Wildtiere nicht zu stören. Tja, da haben die Eltern einiges zu erklären über Waldbewirtschaftung, Brutzeiten, Jahreszyklen usw.
Zwergenhöhlen und Tipis
Und die Leserin stellt auch die berechtigte Frage: „Wo sollen Kinder sich denn noch in „erwachsenenfreier Zone“ bewegen und sich erproben? Wo können Kinder denn noch schreien und toben, ohne dass sich jemand beschwert?“
Ich erinnere mich noch gut, was der Wald einmal für mich und auch für unsere Kinder war: ein großer Abenteuerspielplatz. Da wurde getobt und erkundet, Zwergenhöhlen, Feengärten und Tipis gebaut, Cowboy und Indianer gespielt. (Ja, Indianer gespielt. Den Begriff der kulturellen Aneignung und die Kritische Weißseinsforschung kannte ich damals noch nicht. Der Shitstorm kann kommen.)
Sollte man Kindern alles das verbieten? Ich denke nicht. Die heimischen Wildtiere werden nicht aussterben, weil irgendwo im Wald eine Höhle aus Ästen gebaut wird. Auch mit dem ein oder anderem Trampelpfad oder frei laufendem Hund kommen die Tiere schon zurecht. Bedenklich wird es erst, wenn der ganze Wald ein Rummelplatz wird, wenn kreuz und quer Wandergruppen, Mountainbikes und Sportbegeisterte unterwegs sind. Davon sind wir zum Glück aber weit entfernt. Für die meisten gilt tatsächlich, dass sie Ruhe im Wald suchen, und auch den Tieren gerne ihre Ruhe gönnen.
Der Wald gehört nicht nur den Förstern und den Jägern. Die Tiere wissen ganz genau zu unterscheiden wer ihnen Gutes will und wer nicht. Geht in den Wald, genießt ihn und lernt. Hunde die nicht abrufbar sind gehören im Wald an die Leine, besonders Jagdhunde.
Wenn wir in den Wald gehen, dann suchen wir eigentlich eher Pilze und haben bei dieser Gelegenheit noch kein einziges Mal tobende Kinder angetroffen. Vielleicht sind wir im falschen Wald unterwegs.
Ich sehe im Wald auch keine tobenden Kinder – Pilze allerdings meistens auch nicht 🙂