Wenn ich den Leuten in Schondorf zuhöre, dann fällt mir ein Unterschied zwischen den Alteingesessenen und den Zuagroasten auf. Die Eingeborenen orientieren sich gerne anhand der Hausnamen in Schondorf. „Gegenüber vom Drexl-Haus“, „neben der Kaminsky-Villa“, oder „hinter dem Raffler-Haus“ sind so typische Ortsangaben. Wir Zugezogenen halten uns dagegen brav an Straßennamen und Hausnummern. Jetzt verschwinden einerseits die Häuser selbst. Alle drei Beispiele oben sind in den letzten Jahren abgerissen worden. Selten genug kommt es vor, dass alte Hausnamen wiederbelebt werden, wie kürzlich beim Projekt Jaudelschuster.
Aussterbendes Wissen
Aber auch wo die Bauten erhalten bleiben, verschwindet zunehmend das Wissen um die Namen. Es ist nun mal eine Tatsache, dass die Zugezogenen einen immer größeren Teil der Bevölkerung ausmachen, und wir verwenden wie gesagt eher Hausnummern als die Hausnamen in Schondorf zur Orientierung. Ich weiß zwar, dass wir im Lim-Haus wohnen, aber den meisten Leuten, die ich kenne, sagt das nichts.
Häuser erzählen Geschichte(n)
Das ist natürlich kein spezielles Schondorfer Phänomen, sondern betrifft den ganzen Ammersee. Der Verein Kulturlandschaft Ammersee-Lech (http://www.kulturlandschaften.eu) will dieses historische Wissen erhalten. Für sein Projekt Hausnamen – Häuser erzählen Geschichte(n) hat er eine Förderung durch das europäische LEADER Programm beantragt. Das Ziel ist, historische Hausnamen und die dazugehörigen Daten ortsweise zu sammeln, geschichtsträchtige Häuser in ihrem früheren und jetzigen Zustand abzubilden, und die Hausnamen im geschichtlichen Zusammenhang zu erklären. Eine Online-Plattform soll die gesammelten Informationen dann öffentlich zugänglich machen.
Der Steuerkreis der LAG Ammersee (https://lagammersee.de/) hat dem Projekt sein okay gegeben, sodass Kulturlandschaft Ammersee-Lech jetzt eine Förderung beantragen kann.
Eine Aufgabe für die Kultainer?
Ich musste bei dem Projekt an die in Schondorf für den Herbst geplanten Kultainer denken (Kultur + Container = Kultainer). Diese mobilen Kultur-Container bieten die Ausrüstung, um die eigene Geschichte vor Ort zu erforschen und zu dokumentieren. Hier könnte man Bilder oder sogar Filme von alten Schondorfer Häusern sammeln, mit den Bewohnern über die Geschichte dahinter sprechen, und dieses Wissen für zukünftige Generationen bewahren.
Ob dann eine eigene Online-Plattform oder die Landsberg History App diese Informationen präsentiert, ist letztlich egal. Hauptsache wir dokumentieren die Hausnamen in Schondorf, solange die Häuser noch stehen und die Zeitzeugen noch leben.