Pleinairmalerei auf dem Ammersee

Zwei Menschen in einem Kanu auf dem Ammersee, das ist erst einmal noch kein ungewöhnlicher Anblick. Ungewöhnlich wird es, wenn die beiden nicht sportlich dahinpaddeln, sondern im Boot zwei Staffeleien aufgestellt haben. Sie widmen sich also dem Malen in der freien Natur, auch Pleinairmalerei genannt. Es sind Stef A. Müller und Daniel Schüßler, die im Rahmen des Walter Rose Atelierstipendiums dieses traditionsreiche Genre in Schondorf neu beleben (Artists-in-Residence am Ammersee).

Daniel Schüßler und Stef Müller beim malen auf dem Ammersee

Walter Rose Atelierstipendium

Das Walter Rose Atelierstipendium wurde vom studioRose ins Leben gerufen. Es gibt Studierenden die Möglichkeit, das ehemalige Atelier von Walter Rose für eigene Projekte zu nutzen. Heuer fiel die Wahl der Stipendiaten auf Stef A. Müller und Daniel Schüßler, die beide an der Akademie der Bildenden Künste in München studieren. Was sie verbindet, ist ein Faible für die Tradition der Pleinairmalerei.

Stef Müller und Daniel Schüßler: Blick vom Ammersee aus

Die Entstehung der Pleinairmalerei

Der Ausdruck kommt vom französischen en plein air, also draußen zu malen. Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein revolutionärer Aufbruch, nicht im Atelier, sondern in der freien Natur zu malen. Es entstanden einflussreiche Bewegungen wie die Schule von Barbizon, die Künstlerkolonie Worpswede oder die Newlyn School.

Der Ammersee entwickelte sich damals schnell zu einem beliebten Ziel der Freiluftmaler. Ein Beispiel dafür ist Paul Paede. Viele seiner Werke entstanden in Schondorf, auch wenn auf den Bildern oft nicht die Landschaft, sondern andere Naturschönheiten im Vordergrund stehen.

Paul Paede: Badende
Paul Paede: Badende am Ammersee

Eine Schlüsselrolle für die Malerei im Freien spielt der amerikanischen Maler John Goffe Rand. Er patentierte 1841 ein Verfahren, mit dem malfertige Farbe in Metalltuben gefüllt werden konnte. Die Farben mussten nicht mehr aufwändig aus Pigmenten zusammengerührt werden, sondern konnten überall hin mitgenommen werden. Das war die technische Voraussetzung für die Pleinairmalerei.

Im atelierRose

Stef A. Müller und Daniel Schüßler nehmen die Tradition der Naturmalerei wieder auf. Sie erkunden die Region zu Land und eben auch auf dem Wasser. Aus den daraus entstehenden Skizzen werden anschließend im atelierRose fertige Bilder.

Pleinaiermalerei auf dem Ammersee

Mit ihrer Pleinairmalerei bilden sie die Natur nicht einfach ab, sondern versuchen Räume und Stimmungen erfahrbar zu machen. Mehr über ihre Arbeitsweise unter https://studiorose.de/2021/07/20/walter-rose-atelierstipendium/

Wer sehen möchte, wie das abläuft, kann sie im atelierRose besuchen. Wenn sie da sind, steht ein einladendes Schild am Zugang vom Roseweg her.

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