Die Zeit während Corona haben einige Initiativen genutzt, um am Ammersee digitale touristische Angebote zu erstellen. In Riederau gibt es nun einen Ortsrundgang per Digiwalk App, in Holzhausen wurde die Geschichte als Künstlerdorf digital aufbereitet, und auch Schondorf ist mit dabei.
Mit Digiwalk durch Riederau
Eher zufällig bin ich auf den neu erstellten Rundgang durch Riederau gestoßen. In zwanzig Stationen geht es vom Dampfersteg am Ammersee quer durch den Ort, bis man am Ende wieder in Seenähe beim Bahnhof landet. Ich habe schon gestaunt, welche geschichtlichen Spuren man in Riederau entdecken kann, von alten Bauernhöfen und Gasthäuser bis zu Kirchen und Kapellen. Zu den einzelnen Stationen gibt es erklärende Texte und oft auch historische Photos.
Der Rundgang ist mit Digiwalk.de erstellt. Um ihn zu nutzen, muss man sich die kostenlose App auf das Smartphone laden: https://www.digiwalk.de/. Dann wird man dank GPS-Navigation sehr bequem von einer Station zur nächsten geführt. Deutschlandweit gibt es auf Digiwalk aktuell rund 400 solcher digitalen Rundgänge, davon zehn im Bereich Ammersee und Starnberger See.
Die Künstlerkolonie Holzhausen
Wirklich überrascht war ich vom digitalen Angebot zur Künstlerkolonie Holzhausen am Ammersee. Ich hatte letztes Jahr gehört, dass die örtliche JES Kulturstiftung etwas in dieser Richtung plant. Binnen weniger Monate wurde aus dem Plan die sehr ansprechende Website https://kuk.art/kunstlerkolonie-holzhausen.
In einem Bereich wird das künstlerische Erbe von Holzhausen in größeren Zusammenhängen dargestellt, beispielsweise die Verbindung der Holzhausener Künstler zu damals stilbildenden Zeitschriften wie Simplicissimus oder Jugend (die dem Jugendstil seinen Namen gab).
Die Kommunistin als Engel
In einem zweiten Bereich der Website gibt es Portraits von Eduard Selzam, Walter Georgi, Eduard Thöny und anderen Künstlern, die wir heute üblicherweise mit Holzhausen in Verbindung bringen. Es gibt aber auch viel Unbekanntes zu entdecken. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass die im Spartakusbund und in der Münchner Räterepublik aktive Hilde Kramer als Engel in einer Kirche zu bewundern ist?
Der Maler Walter Georgi hatte von ihr als junges Mädchen Studien angefertigt. Diese verwendete er später für das Deckengemälde des Doms St. Blasien im Schwarzwald. So schwebt heute die „Rote Hilde“ zusammen mit anderen Engelsfiguren durch die Kirchenkuppel.
Audioguide zur Villa Rustica
Auch in Schondorf waren wir beim Thema Digitalisierung nicht untätig. Während die Kultainer in Schondorf gelandet waren, wurden fleißig Vorarbeiten geleistet, um digitale Ortsführungen zu erstellen. Beispielsweise hat der Schondorfer Kreis einen Audio-Rundgang durch die römische Villa Rustica entwickelt. Dieser soll einmal als Teil der LandsbergHistory App die Spuren römischer Besiedelung am Ammersee erklären. Leider verzögert sich die Umsetzung mit der History App noch etwas, da hier gerade an einer neuen Version gearbeitet wird.
Da Photos und Audiodateien bereits vorlagen, wurden diese nun in der oben erwähnten Digiwalk App veröffentlicht: https://www.digiwalk.de/walks/villa-rustica/de
Digitale Rundgänge selbst erstellen
Auf Digiwalk.de kann jeder kostenlos eine Tour mit bis zu 15 Stationen erstellen. Jede Station kann dabei mit Text, Bildern, Videos und Tonaufnahmen beschrieben werden. Wie ich festgestellt habe, braucht man dazu keinerlei Programmierkenntnisse.
Die Menüstruktur ist zwar manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas probieren kommt man recht schnell zurecht. Wer also Lust hat, einen digitalen Rundgang zu Schondorfer Kirchen, Baudenkmälern, Gasthäusern oder anderen besonderen Orten anzubieten, sollte es einmal ausprobieren. Wie gesagt, es kostet nichts: https://www.digiwalk.de/
(Offenlegung: Ich bin Mitglied im Schondorfer Kreis und war an der Erstellung des Audioguides beteiligt)