Ponyhof der Pioniere

Über die Atelierräume im Inninger Gewerbegebiet Billerberg hatte ich schon einmal unter Artists-in-Residence am Ammersee geschrieben. Bevor der alte Reitstall zum Jahresende 2022 abgerissen wird, wird er heuer als Ponyhof der Pioniere Start-ups und Kreativen zur Verfügung gestellt.

Kreativquartier am Ammersee

Am 22. März wurde im Inninger Gewerbegebiet Billerberg das Projekt Ponyhof der Pioniere vorgestellt. (Lerneffekt für mich: Auch woke Hipster verzichten auf das Gendern, wenn es um einen knackigen Slogan geht). Auf dem Gelände des ehemaligen Reitstalls plant der Immobilienentwickler Euroboden ein Kreativquartier am Ammersee. Ab nächstem Jahr werden hier zwei große Gebäuderiegel gebaut, die Platz für bis zu 100 Büros, Ateliers und Gemeinschaftsräume bieten (https://billerberg.euroboden.de).

Modell Billerberg
Modell der Bebauung Billerberg

Bis der Altbestand abgerissen wird, sind die Gebäude zur Zwischennutzung freigegeben. Den ehemaligen Reitstall kann man beispielsweise für Ausstellungen, Theater oder als Atelier nutzen. Außerdem gibt es Atelierräume in einem alten Wohnhaus. Ein weiteres Haus auf dem Grundstück bietet sich speziell als abgeschlossener Projektraum an. In diesem Moonshot Haus gibt es nicht nur Arbeits- und Wohnräume, sondern auch Küche und Bad. Dadurch ist es ein perfektes Refugium, in dem kleine Teams über Tage oder Wochen ungestört an einem Projekt arbeiten können.

Euroboden will damit schon einmal ein Signal setzen, für welche Zielgruppe das Quartier letztlich gemacht wird: eher IT-Firmen und Start-ups, als Installateure und Steuerberater. Der Ponyhof der Pioniere soll jetzt schon der Adresse Billerberg das passende Image geben.

Räume für Kunstschaffende

Dafür hat man sich kompetente Partner ins Boot geholt. Gemanagt wird das Projekt von Mucbook Clubhaus (https://clubhaus.mucbook.de/). Die betreiben in München eine ganze Reihe von Coworking-Spaces an ungewöhnlichen Orten.

Mit an Bord ist auch der Kunstverein München (https://www.kunstverein-muenchen.de). Der soll den Ponyhof der Pioniere jungen Kunstschaffenden aus München schmackhaft machen. Anscheinend mit Erfolg, wie die Kuratorin des Kunstverein München bei der Vorstellung erzählte. Alleine in den vergangenen Monaten seien bereits rund 30 Personen zu Gast gewesen. Für dieses Jahr wünscht man sich eine Mischung aus Münchner, internationalen und regionalen Kreativen, die den Ponyhof mit Leben erfüllen sollen.

Auch für Schondorf interessant

Jetzt liegt Inning bekanntlich im Landkreis Starnberg, und das ist für uns an der Westküste praktisch ein anderer Kontinent. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man von Schondorf aus schneller in Augsburg als in Inning.

Trotzdem ist der Ponyhof der Pioniere auch für uns in Schondorf interessant. Zum einen gibt es sicher auch bei uns kreative Pioniere, die Räume suchen und ihre Projekte in der entspannten Ponyhof-Atmosphäre verwirklichen wollen. Beispielsweise hat das ELLE Kollektiv hier für die Theater-Performance Das Meditier geprobt (Antonin Artaud trifft Weißes Rössl).

Proben der Theater-Performance Das Meditier
Das ELLE-Kollektiv probte für „Das Meditier“ am Billerberg

Zweitens kann das auch ein Signal für die Ortsentwicklung sein. Der Immobilienkonzern Euroboden hat sich schon etwas dabei gedacht, dass man am Ammersee in ein schickes Kreativquartier investiert. Dank Vernetzung und Digitalisierung müssen Arbeitsräume in Zukunft nicht mehr unbedingt zentral in der Stadt liegen.

Vielleicht machen sich auch andere Gemeinden am Ammersee diesen Trend zunutze. Attraktive Arbeitsplätze vor Ort verhindern, dass wir zu Schlafstädten werden. Außerdem reduziert es den Autoverkehr, wenn die Leute nicht nach Landsberg oder München ins Büro pendeln müssen. Das Dießener Denkerhaus (https://ammersee-denkerhaus.de/) oder Coworking in Schondorf sind erste Schritte in diese Richtung.

Kulturfest im Mai

Bis Ende September 2022 können sich Einzelne und Teams aus den Bereichen Kreativwirtschaft, Social Business und Nachhaltigkeit kostenlos im Ponyhof einquartieren und dort ihre Projekte verwirklichen. Interessierte können sich bei mitmachen@mucbook.de melden.

Wer sich einfach einmal einen Überblick verschaffen will, sollte sich den 7. Mai im Kalender notieren. Da findet im Ponyhof der Pioniere das Kunst- und Kulturfest Maitraum statt.

2 Gedanken zu „Ponyhof der Pioniere“

  1. Hallo Leo,

    es ist grundsätzlich anerkennenswert, wenn Du dich für interessante Projekte einsetzt. Und das Inninger Vorhaben gehört sicherlich dazu. Stutzig wurde ich allerdinges beim Namen des Projektentwicklers Euroboden. Aus Erzählungen eines meiner Mieter in München kenne ich die Firma. Die ehemaligen Mieter haben sich eine Luxuswohnung in München bei Euroboden gekauft. Wenn ich dem Mieter glauben darf, ist das dortige Projekt und vor allem die Behandlung der Käufer mit Verlaub „verbesserungswürdig“. Vermutlich ist der Ausdruck „katatrophal“ eher angebracht. Die Firma hat ganz bestimmte Investitionsinteressen in Inning. Du solltest daher das Projekt beobachten und vor allem sicher sein, dass es sich dabei nicht um eine Art „Marketingkonzept“ handelt um in wirklichkeit ganz andere Interessen zu befördern. Oder wie man neudeutsch auch sagen könnte eine Art „greenwashing“.

    Liebe Grüße
    Wolfgang

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    • Was das „Greenwashing“ angeht, hast Du vermutlich recht, Wolfgang. Euroboden ist keine gemeinnützige Vereinigung, sondern will mit dem Projekt natürlich Geld verdienen. Der Standort soll ein bestimmtes Image bekommen und dadurch eine hippe, zahlungskräftige Kundschaft anziehen. Offensichtlich glaubt man an den Erfolg, und Euroboden hat wahrscheinlich die Daten und die Expertise, um zukünftige Trends richtig einzuschätzen. Als einen solchen Trend sieht man wohl, dass es Unternehmen der Kreativwirtschaft in Zukunft viel stärker in landschaftlich attraktive Gegenden wie den Ammersee ziehen wird. Ein Trend, den alle Gemeinden rund um den See genau beobachten sollten.

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