Natürlich schreibe ich hier im Blog am liebsten über angenehme Themen, über Kunst, Kultur und das schöne Leben am Ammersee. Andererseits schrecke ich nicht davor zurück, etwaige Missstände gnadenlos offenzulegen. Das gebietet mir das journalistische Ethos.
Letzte Woche hatten wir so einen Fall. Da stecken Kinder ihr mühsam erspartes Taschengeld in den Kaugummiautomaten am Bahnhof, drehen erwartungsvoll am Hebel, und es passiert – nichts. Das Gerät will nichts ausspucken. Unser Bürgermeister schreitet ein und geht mit Rat und Tat zu Hilfe. Aber alles klopfen, rütteln, pochen und fluchen nützt nichts. Der Automat bleibt widerspenstig.
Beschwerdebrief an den Automatenaufsteller
Darauf besorgen sich die Zweitklässler Papier und Kugelschreiber, und formulieren auf der Stelle einen Beschwerdebrief, um die Störung am Kaugummiautomaten zu melden. Den Brief geben sie unserem Bürgermeister mit, damit er ihn an den Automatenbetreiber schickt. An dem ganzen Vorgang faszinieren mich gleich drei Dinge.
Erstens haben die Kinder nicht auf WhatsApp oder Email gesetzt, sondern ganz selbstverständlich Stift und Papier zur Hand genommen. Anscheinend spüren sie instinktiv, dass bei ernsten Angelegenheiten die Schriftform zählt.
„Lieber Automarten, Mann“
Zweitens war ich verblüfft, wie gut der Brief geschrieben ist. Klar, die Orthografie zeigt eine gewisse Eigenständigkeit, aber der Ton ist höflich, das Problem wird klar genannt, und um baldige Abhilfe gebeten. In meiner gut vierzigjährigen Berufslaufbahn habe ich von Erwachsenen schon deutlich schlechtere Beschwerdebriefe gesehen.
Schließlich hat mich auch die Cleverness der Kinder beeindruckt. Es ist ein ziemlich kluger Schachzug, den Brief zum Versand dem Bürgermeister anzuvertrauen. Beim Empfänger wird das sicher mit größerer Ernsthaftigkeit aufgenommen, wenn der Brief in einem offiziellen Kuvert der Gemeinde Schondorf ankommt.
Wie reagiert Orix?
Wie gesagt, ich habe wirklich Respekt vor den Kindern. Wer von uns wüsste schon, wo man eine Störung am Kaugummiautomaten melden kann? Natürlich gehöre ich nicht zur Zielgruppe. Zuletzt habe ich mich bei meiner Bildersuche in Schondorf mit so einem Süßwarenspender beschäftigt, aber das war gewissermaßen beruflich.
Jedenfalls finde ich an dem Gerät noch nicht einmal ein Schild oder einen Aufkleber des Betreibers, an den ich mich wenden könnte. Von der Gemeinde habe ich mittlerweile erfahren, dass es sich um die Firma Orix Vertriebs GmbH (https://www.orix-automaten.de/) in Piding handelt. Jetzt bin ich mal gespannt, wie Orix auf den Beschwerdebrief reagiert, und ob der Kaugummiautomat am Schondorfer Bahnhof bald wieder funktioniert.
Lieber Leopold Ploner
Es wird dich jetzt kaum wundern, dass ich diesen Beitrag im Schondorf Blog als deinen schönsten, besten und wichtigsten erachte. Und als ein entfernter Vertreter der Warenverkaufsautomatenindustrie darf ich versichern, dass sich auf dem Landsberger Kunstautomaten natürlich eine Notfalltelefonnummer für Störungen befindet.
Natürlich wird Fa. Orix angemesser reagieren, ansonsten könnten wir den Kunden, zumindest als Trostpflaster etwas Kunst aus dem Kunstautomaten bieten.
Beste Grüße,
Gregor Netzer und Elke Jordan
https://kunstautomat.net
Das kann ich bestätigen! Falls es beim https://kunstautomat.net einmal hakt, ist der Betreiber sofort zur Stelle und löst das Problem.
klasse Beitrag!
Überlassen wir Kindern das Handeln (und helfen ihnen ein wenig) wird alles gut.
Es scheint zu funktionieren. wie ich aus der Gemeinde gehört habe, hat sich die Firma Orix bereits auf den Brief gemeldet.