Spaziergang durch die Ortsmitte

Ich spaziere durch die neue Ortsmitte Schondorf. Im Café in der ehemaligen Güterhalle am Bahnhof trinke ich einen Espresso. Mit einem Bekannten spreche ich dabei über den Dokumentarfilm zum ehemaligen Pfitzner-Denkmal in der Seeanlage, der neulich nebenan im Bürgerhaus zu sehen war. Jetzt muss ich mich aber beeilen. Meine Frau wartet mit den Enkelkindern am Wasserpark auf dem Marktplatz. Wir lassen uns auf den Sitzstufen nieder und schauen auf die Kinder, die ringsherum spielen. Das Wetter ist mild und sonnig an diesem Tag im Mai 2030.

Neue Ortsmitte Schondorf

Die ehemalige Güterhalle am Schondorfer Bahnhof beschäftigt uns jetzt schon seit etlichen Jahren. Nun hat sich das Büro WSM Architekten aus Pöcking auf Einladung der Gemeinde einige Gedanken zur möglichen Nutzung des Gebäudes gemacht. Aufgrund der Erfahrung mit ähnlichen Projekten wurde dabei das Thema Güterhalle konsequent weitergedacht: Könnte hier eine neue Ortsmitte Schondorf entstehen?

Was die Architekten sich dabei ausgedacht haben, hat die Ratsmitglieder sichtlich beeindruckt. Alle Fraktionen betonten, wie erfrischend es sei, einmal eine neue Perspektive von außen zu sehen.

Umbau Güterhalle Schondorf am Ammersee
Die kleine Lösung für die Güterhalle mit Espressobar und Touristeninformation (© WSM Architekten)

WSM Architekten haben für die Präsentation gleich ein ganzes Bündel an Vorschlägen mitgebracht. Das beginnt bei einer kostengünstigen, kleinen Variante für den Umbau der Güterhalle nach dem Box-im-Box-System. Hier könnte man dann immerhin ein kleines Café und eine Touristeninformation mit interaktiven Touchscreens unterbringen.

Alle Ideen kann man sich in der Studie zur neuen Ortsmitte Schondorf anschauen: http://www.wsm-architekten.com/images/stories/BHS-Schondorf-Machbarkeitsstudie_2022-05-02_Presse.pdf

Gute Bausubstanz

Weitere Varianten umfassen ein Zwischengeschoss, einen Anbau zu beiden Seiten der Güterhalle, eventuell sogar mit Dachterrasse, oder eine Umschließung mit einer begrünten Gitterkonstruktion.

Neue Ortsmitte Schondorf mit umgebauter Güterhalle
Neue Ortsmitte mit ehemaliger Güterhalle (© WSM Architekten)

Von der Bausubstanz her sehen die Architekten keine Probleme, Die Dachkonstruktion sei stabil, und das Mauerwerk nur an einer Stelle durchfeuchtet. Das liegt anscheinend am dort angebrachten Schutzdach der Fahrradständer, von dem der Regen entlang der Wand abläuft.

So weit, so gut. Das sind Ideen, die in ähnlicher Form schon in der Vergangenheit diskutiert wurden (Da lässt sich was machen). Die umgebaute Güterhalle könnte als Café, Fremdenverkehrsbüro, Bürgerhaus, Restaurant, Hofladen, Standesamt, oder für den Schondorfer Brauverein (Hopfen und Malz) genutzt werden.

Städtebauliche Ideen

Wirklich interessant wird es dort, wo WSM Architekten über die Güterhalle hinaus gedacht haben. Diese wird in den Entwürfen zu einem zentralen Element einer neugestalteten Schondorfer Ortsmitte. Dazu würde über dem jetzigen Edeka Parkplatz ein zentraler Platz entstehen, auf dem auch der wöchentliche Dorfmarkt ein angemessenes zuhause hätte. Der Parkplatz wird dafür etwas tiefer gelegt, und mit einer Decke überdacht.

Neue Ortsmitte Schondorf nach Plänen von WSM Architekten
Neue Ortsmitte mit größerem Edeka und erweiterter Güterhalle (© WSM Architekten)

Die stadtplanerische Phantasie geht aber noch weiter. Könnte man den jetzigen Edeka nicht durch ein zweistöckiges Gebäude mit Tiefgarage ersetzen? Das würde die Parkplatzsituation entspannen, und Raum für eine kleine Ladenzeile entlang des neuen Marktplatzes schaffen. Optisch würde das schon passen, denn auch Feuerwehr- und Rathaus sind mehrstöckig.

Das liebe Geld

Natürlich wurden bei der Präsentation im Gemeinderat auch Bedenken angesprochen. Zum einen kostet so eine neue Ortsmitte einen Haufen Geld. Geld, das Schondorf zurzeit nicht hat, weil die notwendige Erweiterung des Kindergartens ein tiefes Loch in den Haushalt reißt. Generell ist Schondorf aber finanziell gut aufgestellt und wir sprechen hier von einem Bauvorhaben, das ohnehin viele Jahre der Planung in Anspruch nehmen wird.

Planung ist dann auch der zweite kritische Punkt. Zu großen Teilen erstreckt sich diese neue Ortsmitte Schondorf auf Gelände, das in Privatbesitz ist. Die Gemeinde kann nicht einfach festlegen, dass der Edeka neu und eventuell etwas größer gebaut, und der Parkplatz überdacht wird. Da muss man mit den Besitzern ins Gespräch kommen. Genauso wie mit dem Denkmalschutz, der bei jedem Umbau der Güterhalle ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.

Ich hoffe, die Gemeinde packt das an und führt die nötigen Gespräche, um die Chancen einer Realisierung abzuklären. Falls das klappt, könnten wir vielleicht 2030 wirklich durch die neue Ortsmitte Schondorf spazieren. Diesen Spaziergang kann man sich übrigens heute schon auf YouTube als Computeranimation ansehen: https://youtu.be/2zTU4yPcFpU

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