Reparatur statt Umbau

Nach jahrelangem Stillstand kommt jetzt Schwung in die Diskussion um den Güterschuppen am Schondorfer Bahnhof. Anfang des Monats hat das Büro WSM Architekten seine Ideen für eine Neugestaltung der Ortsmitte im Gemeinderat präsentiert (Spaziergang durch die Ortsmitte). Jetzt hat auch der Künstler Andreas Kloker ein Konzept für den Umbau der Schondorfer Güterhalle vorgestellt.

Umbau der Schondorfer Güterhalle

Die Ideen für eine Nutzung der Güterhalle hatte Kloker schon länger in der Schublade. In der zeitweise emotional sehr aufgeheizten Diskussion wollte er damit aber nicht an die Öffentlichkeit. Nachdem nun die stadtplanerischen Ideen von WSM Architekten in der Gemeinde sehr positiv aufgenommen wurden, stellte auch Kloker sein Konzept im Gemeinderat vor. Sein Ansatz steht dabei unter dem Motto „reparieren statt umbauen“. Im Prinzip bin ich davon wirklich begeistert, sehe aber auch einen Haken an der Sache.

Andreas Kloker
Andreas Kloker

Ich schätze Andreas Kloker nicht nur als Menschen und Künstler, sondern auch als kompetenten Handwerker. Immerhin hat er sein Haus komplett selbst gebaut. Auch an einigen anderen Gebäuden in Schondorf finden sich Stahl- und Glaskonstruktionen von ihm. Er hat sich die Güterhalle genau angeschaut und kam zu dem gleichen Schluss, wie auch die Architekten von WSM: Die Substanz des Gebäudes ist gut, man kann es erhalten.

Das Erhalten ist ein Aspekt, der mir sehr wichtig ist. Meiner Meinung nach wird heute viel zu viel abgerissen und neu gebaut. Inzwischen setzt sich auch unter Architekten die Ansicht durch, dass es ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, alte Gebäude schonend zu reparieren (Der Pritzker-Preis und der Ammersee).

Box-in-Box Lösung

Um die rund 60 m2 große Güterhalle nutzbar zu machen, hat Kloker zusammen mit dem Zimmermann David Bensmann eine kostengünstige Lösung ausgearbeitet. In die sonst unveränderte Halle wird einfach ein Holzkubus hineingestellt. Solche Box-in-Box Systeme wurden schon erfolgreich bei anderen denkmalgeschützten Bauten eingesetzt, z. B. in Amsterdam (https://www.bba-online.de/fachartikel/innenausbau/innere-verwandlung-2/#slider-intro-1) oder bei der Tabakfabrik Linz (https://tabakfabrik-linz.at/2016/01/aufschwung-durch-transformation/).

Box-in-Box Lösung für Schondorfer Güterhalle
Box-in-Box Lösung. Bild @Andreas Kloker

Mit dieser Konstruktion wird eine effektive Wärmeisolation erreicht, ohne dass Dach und Wände aufwendig gedämmt werden müssen. Außerdem bleibt die Substanz der denkmalgeschützten Halle unverändert erhalten. Die Box kann bei Bedarf jederzeit wieder ausgebaut werden.

Der entstehende Raum könnte beispielsweise als Fremdenverkehrsamt oder als Büroraum für die Gemeinde genutzt werden. Um Tageslicht ins Innere zu bringen, würde Kloker die beiden großen Holztore an den Längsseiten durch Glastüren mit filigranem Stahlrahmen ersetzen.

Hebebühne und mutige Farben

Eine Herausforderung bei jeder Nutzung des Gebäudes ist ein barrierefreier Zugang. Im Vorschlag von WSM Architekten wäre dafür der Fußboden entfernt und auf Straßenniveau abgesenkt worden. Kloker will die bestehende Zugangsrampe erhalten. Eine Hebebühne ermöglicht dann den Zugang mit Rollator oder Rollstuhl.

Auch über die Außengestaltung hat Kloker bereits nachgedacht. Er plädiert für mutige Farben und orientiert sich dabei an Annunciata Forestis ehemaligem Stellwerk am Dießener Bahnhof (https://www.foresti-kunst.de/)

Kunst im Stellwerk Dießen
Das ehemalige Stellwerk am Bahnhof in Dießen

Wo ist der Haken?

Von dem ganzen Entwurf wäre ich restlos überzeugt, wenn es sich um ein Privathaus handeln würde. Leider wird bei öffentlichen Bauvorhaben alles gleich viel komplizierter. Vom Brandschutz über die Wärmedämmung bis zur Altlastensanierung gibt es hier eine lange Liste von Vorschriften zu beachten. Ganz zu schweigen von den Vorgaben für Ausschreibung und Auftragsvergabe, die heute ganze Legionen von Anwälten und Bauplanern beschäftigen.

Kurz gesagt, ich habe meine Bedenken, ob es am Ende tatsächlich so einfach und günstig wird wie erhofft. Grundsätzlich überwiegt bei mir aber der Optimismus. Es gibt bei uns sicher etliche Leute, die bei dem Projekt ehrenamtlich mitmachen würden. Dabei denke ich nicht nur an Baufachleute oder Handwerker, sondern auch an freiwillige Helfer für einfache Arbeiten. Sollte Klokers Umbau der Schondorfer Güterhalle Wirklichkeit werden, dann melde ich mich jetzt schon zum freiwilligen Ziegelschupfen.

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