Auch keine Lösung

Die Kontroverse um den Komponisten Hans Pfitzner beschäftigt Schondorf schon viele Jahre. Zuletzt hat der Gemeinderat entschieden, das Denkmal in ein Mahnmal umzuwandeln (Mögen hätten wir schon wollen …). Mindestens eine Person ist damit offensichtlich nicht einverstanden. In einer nächtlichen Aktion wurde das Denkmal am Ammersee beschmiert.

„Nazis raus“ steht jetzt über dem stilisierten Porträt des Komponisten. Etwas absurd finde ich, dass sich der oder die Täter auch die Mühe gemacht haben, den Text auf der südgerichteten Seite des Denkmals zu überpinseln. Der war aufgrund der fortschreitenden Alterung ohnehin kaum noch zu entziffern.

Unterschiedliche Meinungen aushalten

Wie ich schon geschrieben habe, hätte auch ich mir vom Schondorfer Gemeinderat in der Causa Pfitzner mehr Entschlossenheit erhofft. Die Entscheidung zur Beibehaltung des Straßennamens finde ich persönlich nicht glücklich. Das ändert aber nichts daran, dass es eine demokratisch gefällte Entscheidung ist, die ich natürlich respektiere. Wenn wir erträglich zusammenleben wollen, dann werden wir unterschiedliche Meinungen schon aushalten müssen. Die eigenen Ansichten mit Farbeimer oder Spraydose durchsetzen zu wollen, ist sicher keine Lösung.

Hans Pfitzner Denkmal in Schondorf
So sah die Pfitzner-Skulptur vorher aus

Abgesehen davon, frage ich mich auch, was der Nutzen der Aktion sein soll. Wer wird seine Meinung zu Pfitzner ändern, nur weil jetzt das Denkmal am Ammersee beschmiert ist? Es wäre ja praktisch, wenn sich politische Auseinandersetzungen einfach mit Pinsel und Farbe lösen ließen. Ich fürchte aber, so einfach geht das nicht. Die Auseinandersetzung mit totalitären Strömungen ist ein zähes Geschäft, braucht viel Diskussion, Aufklärung und vor allem das persönliche Gespräch.

Pfitzner Denkmal am Ammersee beschmiert
Das beschmierte Denkmal in der Schondorfer Seeanlage

Erfahren habe ich von der Sache durch Dorothee Mayer-Tasch, der Vorsitzenden des Vereins Schondorfer Kreis (http://schondorfer-kreis.de/). Ihr war bei einem Spaziergang am Mittwochmorgen die Schmiererei aufgefallen. Sie hat dann auch versucht, die Farbe abzuwaschen. Dabei musste sie aber feststellen, dass es ein gut haftender weißer Lack ist, dem man mit Wasser und Reiniger nicht beikommt.

Lösung à la Christo

Die Gemeinde will die Stahlplatten jetzt anscheinend per Sandstrahlen von der Farbe säubern lassen. Bis dahin wurde die beschmierte Gedenktafel erst einmal in Folie eingepackt.

Beschmiertes Pfitzner Denkmal in Schondorf ist jetzt verhüllt
Das Pfitzner-Denkmal ist jetzt verhüllt

Das erinnert jetzt an die Werke des berühmten Verpackungskünstlers Christo. Dessen verpackter Reichstag in Berlin war ein richtiger Publikumsmagnet und zog gut fünf Millionen Besucher an. Wer weiß, vielleicht gelangt das beschmierte Denkmal am Ammersee durch die Verhüllung zu ungeahnter Popularität.

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