9 €

Nun ist es schon wieder Geschichte, das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Habe ich mir das günstige Monatsticket gekauft? Selbstverständlich, denn das rechnet sich schon bei wenigen Fahrten. Nehmen wir beispielsweise einen Ausflug von Schondorf nach Dießen.

Laut ADAC kommt unser Auto auf reale Kosten von 78,6 Cent pro km. Macht für die rund 13 km lange Strecke hin und zurück also knapp € 21. Stattdessen mit der Bayerischen Regiobahn zu fahren, ist zwar umweltfreundlicher, aber auch nicht günstiger. Üblicherweise brauchen wir Fahrkarten für zwei Erwachsene und einen Hund, und die kosten für Hin- und Rückfahrt regulär ebenfalls € 21 (https://www.brb.de/de/tickets). Da hat sich die verbilligte Monatskarte fast schon mit der ersten Fahrt gelohnt.

Große Entlastung für Pendler

Bei gelegentlichen Ausflügen am Ammersee fällt das vielleicht nicht so ins Gewicht. Eine deutliche Entlastung war das 9-Euro-Ticket aber für alle, die den öffentlichen Nahverkehr ohnehin regelmäßig nutzen. Berufspendler, die auf das Auto verzichten, durften sich über wirklich spürbare Einsparungen freuen. Wer regelmäßig von Schondorf nach Dießen pendeln muss, zahlt für eine Monatskarte laut aktuellem Tarif € 85,40. Während der drei Monate 9-Euro-Ticket konnte man sich also rund € 230 sparen.

Anreiz für Ausflügler

Selber habe ich das 9-Euro-Ticket nicht sehr oft ausnutzen können, das lag aber sozusagen an höherer Gewalt. Jedenfalls bin ich ein schlechtes Beispiel für den Erfolg dieser vergünstigten Monatskarte. Deshalb ist es interessant, auf die Analyse der Streckenbetreiber zu schauen. Die Bayerische Regiobahn berichtet von Steigerungen zwischen 40 und 60 Prozent gegenüber 2019.

Das ist der Durchschnitt aller von der BRB betriebenen Strecken. Zahlen für einzelne Linien, wie die Ammerseebahn, liegen leider nicht vor. Laut Pressemeldung seien aber speziell die Strecken Richtung Salzburg und ins Oberland an Wochenenden sehr stark ausgelastet gewesen.

Ammersee mückenfrei in der Seeanlage Schondorf
Viele nutzten das 9-Euro-Ticket für einen Ausflug an den Ammersee

Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. An den Wochenenden stiegen am Schondorfer Bahnhof deutlich mehr Menschen aus den Zügen. Viele mit Fahrrädern oder Rucksack und Wanderstöcken, sichtlich auf dem Weg zu einem Ausflug an den Ammersee. Ob dadurch der Autoverkehr weniger wurde, kann ich nicht sagen. Jedenfalls waren an schönen Wochenenden Seestraße, An der Point und Bahnhofstraße zugeparkt wie eh und je.

Tagsüber leere Busse

Mit dem 9-Euro-Ticket mit dem Bus vom Ammersee nach Landsberg
Von Schondorf nach Landsberg: Ein ganzer Bus für mich alleine.

Ganz anders sah es bei Fahrten abseits des Ammersees aus. Den Bus Nr. 40 von Schondorf nach Landsberg hatte ich bei meinen Fahrten, wie gewohnt, fast für mich alleine. Kein Wunder. Ohne Umsteigen gibt es täglich nur vier Verbindungen in die Kreisstadt. Im Alltag werden die öffentlichen Verkehrsmittel bei uns wenig genutzt. Das zeigten auch die Ergebnisse der Mobilitätsumfrage von Mobi-LL, die letztes Jahr durchgeführt wurde: Drei Viertel der Befragten nutzen Bus und Regionalbahn gar nicht oder nur selten.

Langfristige Effekte

Ob das 9-Euro-Ticket jetzt viele auf den Geschmack gebracht hat, in Zukunft öfters das Auto stehenzulassen und lieber den Zug oder den Bus zu nehmen? Schön wäre es, aber ich habe da meine Zweifel.

Auch bei der BRB ist man bezüglich der langfristigen Effekte pessimistisch. „Dass von den Neukunden viele nach Ende des 9-Euro-Tickets weiterhin den ÖPNV nutzen werden, wünsche ich mir zwar, bin aber skeptisch, denn jetzt geht es erst einmal auf dem Preisniveau weiter, das bis Ende April 2022 gegolten hat“, sagt Geschäftsführer Arnulf Schuchmann (https://www.brb.de/de/neuigkeiten/9-euro-ticket-brb-geschaeftsfuehrer-zieht-bilanz).

Schreibe einen Kommentar