Wasser ist im Kino zurzeit voll im Trend. Demnächst erscheint Avater 2, der Nachfolger des erfolgreichsten Films aller Zeiten, unter dem Titel The Way of Water. Die Theatergruppe ELLE Kollektiv war etwas schneller als Erfolgsregisseur James Cameron, und feierte bereits am 3. Dezember die Weltpremiere ihres Films Be Water my Reporterin.
Die Reporterin Rosalie Rosenberger
Der Film entstand aus der Theater-Trilogie, die das ELLE Kollektiv in den letzten Jahren in Schondorf und Utting verwirklicht hat. Ursprünglich waren die Aufnahmen Teil des Theaterstücks Das Meditier (Antonin Artaud trifft Weißes Rössl).
Die Reporterin Rosalie Rosenberger (Elisabeth-Marie Leistikow) will herausfinden, was da auf dem Ammersee vor sich geht, und warum so viele Menschen nachts mit Tretbooten auf den See hinausfahren. Diese fiktive Reportage des Senders Ammersee Kurier TV war eigentlich nur für kurze Einspielungen während der Theateraufführung gedacht.
Wie es aber so geht, wenn kreative Köpfe zusammen sind, entstanden während des Drehs ständig neue Ideen für weitere Szenen. Am Ende war genug Material für einen abendfüllenden Spielfilm zusammen, und der hatte nun in der Kinowelt Dießen Premiere.
Bruce Lee und das Wasser
Der Titel des Films bezieht sich auf den Karate-Star Bruce Lee. Der hat in den 1970er-Jahren das Genre der Martial Arts Filme weltweit populär gemacht hat. Einer seiner bekanntesten Aussprüche heißt: „Be water, my friend.“ Man soll wie das Wasser sein, das genau deshalb so unbändig ist, weil es sich jeder Umgebung anpasst.
Ein makaberes Detail am Rande: Wie ich bei der Filmpremiere erfahren habe, gibt es neue Erkenntnisse zum mysteriösen Tod Bruce Lees im Jahr 1973. Ein Team spanischer Wissenschaftler hat im Clinical Kidney Journal eine Studie dazu veröffentlicht. Demnach könnte die Ursache gewesen sein, dass der Filmstar zu dieser Zeit ungewöhnlich viel Flüssigkeit zu sich nahm. Die Nieren konnten das überschüssige Wasser nicht verarbeiten, was zu einer tödlichen Hirnschwellung geführt haben soll. Be water, my death.
Tornadoartige Spielwut
Auch in seiner Struktur erinnert mich die Produktion des ELLE Kollektivs durchaus an die Filme von Bruce Lee. In denen ging es nicht unbedingt um eine schlüssig erzählte Geschichte, sondern um eine Aneinanderreihung möglichst spektakulärer Szenen.
Bei Be Water my Reporterin ist es ganz ähnlich. Was da eigentlich genau passiert, bleibt bis zum Schluss mysteriös. Dafür sind die einzelnen Episoden voll überbordender Fantasie. Rosalie Rosenberger und ihr Kameramann zappen sich mit einer Art außerirdischer Strahlenpistole rund um den Ammersee, und haben dabei die seltsamsten Begegnungen.
Sehr treffend als „tornadoartige Spielwut“ beschrieb das bei der Premiere Anton Gruber, der Besitzer der Buchhandlung Colibri in Dießen. Er spielt in dem Film auch mit, und zwar in der Rolle eines Buchhändlers am Ammersee, der – mit vollstem Körpereinsatz – aus Moby Dick vorliest.
Generell stößt man auf viele bekannte Gesichter und Figuren, wenn man das ELLE Kollektiv und seine Theaterproduktionen bereits kennt. Man muss den Erleuchthund, die Blondierte Stierin oder das Meditier aber nicht unbedingt gesehen haben, um seinen Spaß an diesem Film zu haben.
Wie geht’s weiter?
Natürlich hoffe ich, dass ich euch auf Be Water my Reporterin neugierig gemacht habe. Allerdings gibt es momentan keine Gelegenheiten, den Film zu sehen. Nach der Weltpremiere in Dießen wurde er noch im Schwere Reiter in München gezeigt, und das war’s erst einmal.
Die Filmemacher überlegen noch, wie es mit dem Streifen weitergehen soll. Falls ihr zufällig Kinobetreiber seid oder sonst eine zündende Idee habt, gebt bitte dem ELLE Kollektiv Bescheid: http://ellekollektiv.de/kontakt/