Eine Leserin hat mich auf die Website Brauchwiki hingewiesen, die Brauchtum aus ganz Bayern sammelt. Dort wird auch das traditionelle Schondorfer Maschkerer-Betteln beschrieben, von dem ich noch nichts gehört hatte: https://www.brauchwiki.de/maschkerer-betteln/
Die Sammlung Brauchwiki
Die Seite Brauchwiki wird vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege betrieben, in Zusammenarbeit mit BR Heimat und der Uni Augsburg. Sie will traditionelle und neue Bräuche dokumentieren, und so zu einer Quelle für Brauchtum in Bayern und darüber hinaus werden (https://www.brauchwiki.de/).
Staatsminister Albert Füracker schreibt dazu in einem Grußwort: „Es ist keine Bestandsaufnahme, die irgendwann abgeschlossen ist, sondern ein lebendiges Projekt im stetigen Wandel und ein Schatz, der täglich wächst.“
Brauchtum und Traditionen
Ein Schatz ist diese Sammlung tatsächlich. Kalendarisch und alphabetisch geordnet finden sich hier hunderte Veranstaltungen und Bräuche. Den Großteil bilden natürlich die traditionellen bayerischen Sitten, es sind aber auch etliche fremdländische aufgeführt, die im Zuge der Globalisierung zu uns kamen.
Die Sammlung ist bei der Auswahl nicht pingelig. Die vorgestellten Bräuche müssen nicht unbedingt aus frühchristlicher Zeit stammen. Es werden auch so relativ neue Veranstaltungen wie die Herkomer Konkurrenz (Oldtimer am Ammersee) im Landkreis Landsberg vorgestellt.
Maschkerer am Faschingsdienstag
Innerhalb dieser langen Liste findet sich auch das Maschkerer-Betteln in Schondorf am Ammersee. Laut Beschreibung ziehen am Faschingsdienstag verkleidete Kinder von Tür zu Tür, und sammeln gegen das Aufsagen eines Verses Süßigkeiten oder kleine Geldspenden. Ein bisschen also wie Halloween im Winter.
Ich als Zugezogener kannte diesen Brauch noch nicht. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass unsere Kinder diesem Alter längst entwachsen sind, und unsere Enkel leider fernab vom Ammersee wohnen. Deshalb würde mich interessieren: Kennt ihr das Maschkerer-Betteln? Zieht ihr mit euren Kindern durch Schondorf, und seid ihr vorbereitet, falls am Faschingsdienstag ein paar kleine Maskierte an die Tür klopfen?
Ich werde auf jeden Fall vorsorgen, und einige Tüten Bonbons und Gummibärchen zu Hause haben. Falls ihr also am Faschingsdienstag mit euren Maschkerer-Bettlern unterwegs seid, schaut gerne bei uns vorbei.
Nachtrag 28. Januar 2018: Erst jetzt habe ich erfahren, dass die Zeitschrift Jezza! schon 2018 einen sehr ausführlichen Beitrag zu diesem Brauch veröffentlicht hat. Der Verlag hat mir freundlicherweise erlaubt, ein Pdf dieses Artikels hier bereitzustellen: https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2023/01/Jezza-2018-Maschkerer.pdf
Ich bin selbst noch Maschkerer gegangen.
„I bin a gloana Maschkerer und hob an großn Sog (Sack) und weil i no nix drinna hob drum bitt i um a Gob (Gabe).“
Ich kann mich erinnern, als ich vor ca 22 Jahren das letzte Mal gegangen bin, wurden wir eigentlich nur noch bei den Alteingesennen empfangen. Viele Leute, die frisch nach Schondorf gezogen sind, haben uns abgewiesen und gefragt, was das soll.
Ich glaube, das war dann auch das Ende des Brauchs, weil nach uns niemand mehr Maschkerer gegangen ist.
Die Zeitschrift Jezza! hat schon vor ein paar Jahren einen ausführlichen Artikel über diesen – leider aussterbenden – Brauch veröffentlicht: https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2023/01/Jezza-2018-Maschkerer.pdf
Ich kenne diesen Brauch zwar nicht aus Schondorf, kann es mir aber gut vorstellen. In meiner Heimat (Lausitz) wird das auch gemacht und heißt dort „Zampern“.
Man zieht mit seinem Faschingskostüm von Tür zu Tür und bekommt Süßes.
Werde mich auch vorbereiten und reichlich Süßes zu Hause haben.