Wie ich neulich schon geschrieben habe, wurden am 9. Februar die Siegerentwürfe aus dem Gestaltungswettbewerb zur Seeanlage in Schondorf vorgestellt. Leider konnte ich mir die Präsentation nicht ansehen. Inzwischen sind die drei erstplatzierten Entwürfe aber auch auf der Website der Gemeinde abrufbar: https://www.schondorf-ammersee.de/bauen-wohnen/staedtebaufoerderung/wettbewerb-seeanlage Soweit ich es erkennen kann, steht bei der Neugestaltung wohl der Schondorfer Minigolfplatz auf der Kippe.
Entscheidung der Jury
Die Vorschläge für die Neugestaltung wurden von einer Jury beurteilt, die aus Bürgermeister, Gemeinderäten und externen Fachleuten zusammengesetzt war. Diese Jury hat drei Entwürfe ausgezeichnet. Die Gemeinde wird jetzt mit allen drei Preisträgern verhandeln, welcher Entwurf am Ende umgesetzt werden soll.
Egal, für welchen Entwurf sich die Gemeinde am Ende entscheidet: Der Minigolfplatz steht dabei wohl auf der Kippe. Jedenfalls kann ich in keinem der Pläne die Anlage sehen. Korrektur 17. 2.: Wie ich inzwischen herausgefunden habe, bliebe zumindest beim drittplatzierten Entwurf von Schegk Landschaftsarchitekten der Minigolfplatz erhalten.
Eine Attraktion für Familien
Persönlich betrifft man das nicht direkt. Ich gehe dort im Sommer gerne hin, um in netter Runde ein Bier zu trinken. Die 18 Bahnen spiele ich höchstens mal in fortgeschrittener Bierlaune, und dann mit entsprechend niederschmetternden Ergebnissen.
Ich gehöre also nicht zu den fleißigen Nutzern. Andererseits stelle ich aber fest, dass der Minigolfplatz speziell bei Familien ausgesprochen beliebt ist. Im Sommer ist der Platz regelmäßig voll von Eltern, die ihren Sprösslingen den richtigen Umgang mit den Schlägern beibringen. Ganz offensichtlich gehörte der Erhalt der Anlage aber nicht zum Pflichtenheft der Ausschreibung, und damit wird sie bei einer Neugestaltung wahrscheinlich verschwinden.
Ufermauer ebenfalls auf der Kippe
Ebenfalls nicht im Pflichtenheft war anscheinend der Erhalt der historischen Ufermauer. Das hat mich überrascht, denn ich hatte gedacht, das wäre ein Teil der Vorgaben des Gemeinderats gewesen. Diese Mauer im Art-Déco-Stil wurde 1932 auf Initiative des industriellen Toni Ruhr von dem Architekten Max Joseph Gradl gestaltet.
Tatsächlich wird die Ufermauer nur im zweitplatzierten Entwurf des Büros mk.landschaft erhalten. Die beiden anderen Planungsbüros wollen die Mauer durch eine neue Betonkonstruktion mit Sitzstufen ersetzen.
Ein Stück Schondorf
Zugegeben, ich habe selber schon einmal für eine Uferbefestigung mit Sitzstufen plädiert (Ufertreppe in der Seeanlage). Allerdings dachte ich dabei an den nördlichen Teil, der heute mit einer Holzverschalung abgestützt ist. Die historische Mauer südlich vom Dampfersteg würde ich schon gerne erhalten sehen. Für mich ist sie ein Stück Schondorfer Identität, denn ich kenne im ganzen Fünf-Seen-Land keine gleichartige Uferbefestigung.
Ich bin also etwas traurig, dass Ufermauer und Minigolfplatz auf der Kippe stehen. Vielleicht bin ich aber auch nur hoffnungslos nostalgisch und stehe dem Fortschritt im Weg. Oder wie seht ihr das?
Bei der Ufermauer südlich des Dampferstegs sehe ich eigentlich nur die Möglichkeit, sie bestmöglich zu erhalten und zu sanieren. Wenn man das Andenken an den Stifter Toni Ruhr und den Gestalter Max Josef Gradl erhalten möchte. Ein gutes Beispiel hat meines Erachtens erst kürzlich die Baufirma Huber an einer Ufermauer ein paar Meter südlich verwirklicht – nämlich die Aufbauten erneuert (hier Balustrade senkrecht gestellt) und die eigentliche Stützmauer unsichtbar rückverankert. Eine kostengünstige und zugleich stilvolle Möglichkeit, mit Zeugnissen vergangener Tage umzugehen.
Auf mich wirken die Entwürfe als Selbstverwirklichungsbemühungen von Landschaftsarchitekten (und der „Jury“ – wo ist die Expertise?). Dass hier – mal wieder – über den Kopf der Schondorfer Einwohner entschieden wird, und dieses Mal in sehr großem und vor allem irreversiblen Umfang/Ausgang, finde ich sehr befremdlich. Milde ausgedrückt.
PS: Was mir noch fehlt auf den Vorschlägen: ein Hubschrauberlandeplatz. Kam mir spontan in den Sinn, weil die Entwürfe auf mich so futuristisch wirken …
Fairerweise muss man sagen, dass es im September 2021 einen Bürger-Workshop zu dem Thema gab, bei dem Wünsche und Anregungen zur Neugestaltung eingebracht werden konnten.
Treffend beschrieben – besten Dank.
So ist das in Schondorf, ein paar Wenige bringen sich ein und die Mehrheit bekommt davon nichts mit, bevor es zu spät ist.
Zeit für ein modernes Schondorf für moderne Bürger.
Auch hier möchte ich noch einmal anmerken, dass das Vorhaben öffentlich im Gemeinderat besprochen wurde, und es auch einen Bürger-Workshop dazu gab.
Die Ufermauer südlich des Dampferstegs ist meines Wissens überhaupt einmalig und müsste deshalb unbedingt erhalten bleiben.
Es sieht mal wieder so aus, als würden unser Bürgermeister und unsere Gemeinderäte*innen einmal mehr nur die Interessen der 50 Haushalte direkt am See berücksichtigen (Lobby) – die 1.550 Haushalte die nicht direkt am See wohnen sowie junge Familien mit Kindern (die keine Lobby haben) werden vergessen.
Zeit für ein modernes Schondorf für moderne Bürger!
Ehrlich gesagt kann ich nicht sehen, dass die prämierten Entwürfe speziell auf die Wünsche der Anwohner zugeschnitten wären.