Das Geisterhaus am Ammersee

In den letzten Tagen habe ich mich noch einmal mit den Plänen für die Neugestaltung der Schondorfer Seeanlage beschäftigt (Minigolfplatz auf der Kippe). Im Rathaus sind aktuell die drei siegreichen Entwürfe ausgestellt. Auf diesen Entwürfen ist am Nordende der Seeanlage ein Gebäude eingezeichnet, das jetzt dort nicht steht. Dieses Geisterhaus könnte das zukünftige Bootshaus für die Wassersportvereine sein.

Bootshaus für die Wassersportvereine

Zugegeben, ich selbst hatte es gar nicht bemerkt, erst eine Leserin hat mich darauf aufmerksam gemacht: Im siegreichen Entwurf von lohrer hochrein landschaftsarchitekten ist am gemeindlichen Seglersteg ein Gebäude eingezeichnet. Heute steht dort noch nichts. Der Steg ist von der Seeanlage aus zugänglich, und daneben steht die lange, nach Süden ausgerichtete Sitzbank.

Neues Bootshaus in der Schondorfer Seeanlage und jetziger Stand
Links der Siegerentwurf von lohrer hochrein landschaftsarchitekten, rechts die aktuelle Ansicht auf Google Maps.

In dem Entwurf endet der Steg nun an diesem neuen Gebäude. Was hat es mit diesem Haus auf sich? Offensichtlich war es keine spontane Idee der Landschaftsplaner. Im zweit- und drittplatzierten Entwurf ist dieses neue Gebäude nämlich auch zu sehen: https://www.schondorf-ammersee.de/bauen-wohnen/staedtebaufoerderung/wettbewerb-seeanlage

Ein Haus für Yacht-, Segel- und Ruderclub

Wie ich aus der Gemeinde höre, handelt es sich dabei um ein mögliches Bootshaus für die Wassersportvereine. Bekanntlich wollen Yachtclub, Segelclub und der Ruderclub Wilde Woge schon länger ein Vereinsheim am Wasser. Gedacht ist an ein eigenes Bootshaus mit Toiletten, Duschen, Küche und einem Gemeinschaftsraum. Anscheinend hat man die beteiligten Planer aufgefordert, das schon mal mit einzuplanen, falls dieses Bootshaus tatsächlich einmal realisiert wird.

An dieser Stelle könnte das Bootshaus für die Wassersportvereine entstehen
Heute ist an der eingezeichneten Stelle die Sonnenbank

Über einer möglichen Realisierung schwebt nämlich ein großes Fragezeichen. Zuständig ist hier nicht die Gemeinde Schondorf alleine, sondern auch die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung. Die Gemeinde hat das Seegrundstück 1926 dem Freistaat Bayern abgekauft. In diesem Kaufvertrag ist anscheinend eine Bebauung des Grundstücks ausgeschlossen.

Ein Bootshaus für die Wassersportvereine an dieser Stelle müsste also erst vom Freistaat genehmigt werden. Soweit ich weiß, hat die Gemeinde in dieser Richtung bereits bei der Schlösser- und Seenverwaltung nachgefragt, ohne dass es bislang zu einer Entscheidung gekommen wäre. Bei der Planung der Neugestaltung ist es trotzdem bereits berücksichtigt.

Voraussicht oder Salamitaktik?

Ich weiß nicht so recht, was ich von der Sache halten soll. Einerseits ist es vielleicht vernünftig, die Planer schon frühzeitig über eine mögliche zusätzliche Bebauung zu informieren. Dann können sie das in ihre Vorschläge einarbeiten, so wie es hier geschehen ist.

Neues Bootshaus für die Wassersportvereine im Entwurf von
Bootshaus im Entwurf von Schegk Landschaftsarchitekten

Andererseits steht das angedachte Bootshaus für die Wassersportvereine am Rand der Seeanlage, würde also die vorgeschlagene Gestaltung ohnehin nicht grundlegend durcheinander bringen. Wenn man misstrauisch ist, könnte man hinter dem Ganzen auch eine Salamitaktik vermuten. In kleinen, unauffälligen Schritten nähert man sich dem gewünschten Ergebnis, bis die Entscheidung am Ende alternativlos wirkt. Erst wurde unverbindlich bei der Schlösser- und Seenverwaltung angefragt, jetzt ist das Haus schon mal im Plan der Seeanlage eingezeichnet.

Verständliche Wünsche

Damit man mich nicht falsch versteht: Ich kann den Wunsch der Ruder- und Seglervereine nach einem eigenen Bootshaus gut verstehen. Allerdings bedeutet er letztlich, dass ein Stück des – ohnehin sehr knappen – öffentlichen Seezugangs für private Zwecke abgeschlossen wird. Das ist eine Entscheidung, die meiner Meinung nach sehr gründlich diskutiert werden muss, ohne schon im Vorhinein Fakten zu schaffen. Ich bin zuversichtlich, dass unser Gemeinderat das ausführlich besprechen und letztlich eine gute Lösung finden wird.

1 Gedanke zu „Das Geisterhaus am Ammersee“

  1. Geisterhaus durch die Hintertür – obwohl 2 der 3 Präsidenten der Segel-/Yacht-/Ruder-Clubs bereits jetzt Bootshäuser der Gemeinde für den Privatgebrauch pachten!? Das sollte auch dem Gemeinderat zu denken geben!

    Besser kann man es aber kaum beschreiben …

    „bedeutet er letztlich, dass ein Stück des – ohnehin sehr knappen – öffentlichen Seezugangs für private Zwecke abgeschlossen wird. Das ist eine Entscheidung, die meiner Meinung nach sehr gründlich diskutiert werden muss, ohne schon im Vorhinein Fakten zu schaffen.“

    … wäre wirklich zu begrüßen, wenn die Mehrheit der Schondorfer Bürger bzgl. solcher Entscheidungen mit umfasenden Informationen versogt und aktiv in Entscheidungen eingebunden würden, was leider (wieder einmal mehr!) nicht der Fall war – daran ändert auch die öffentliche Präsentation der Vorschläge nichts.

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