Der Acker träumt den Frühling

Unter dem etwas kryptischen Titel Der Acker träumt den Frühling zeigen vier bekannte Künstler ihre Arbeiten im Blauen Haus in Dießen am Ammersee. Organisiert ist die Schau von Annunciata Foresti, die Bernd Zimmer, Matthias Rodach und Alexander Kloker zur Teilnahme gewinnen konnte.

Sprießen, wachsen, blühen

Man kann sich vorstellen, dass es in den gezeigten Bildern irgendwie um Frühling, um sprießen, wachsen und blühen gehen wird. Am deutlichsten sehe ich das Thema bei Annunciata Foresti. Vor allem ihre farbstarken Blumenbilder schreien den Frühling förmlich hinaus.

Übermaltes Blumen-Triptychon von Annunciata Foresti in der Ausstellung "Der Acker träumt den Frühling"
Übermaltes Blumen-Triptychon von Annunciata Foresti

Außerdem ist das Wachsen und die Veränderung ein wichtiger Bestandteil ihrer Malweise. Ich glaube, manche Bilder mag sie gar nicht verkaufen, weil sie immer weiter daran malen will. Typisch dafür ist ein großformatiges Blumen-Triptychon, das sie in der Ausstellung zeigen wird. Dieses Bild hat sie in den letzten vier Jahren immer wieder übermalt. Ein Vorgang, den man auf ihrer Website nachverfolgen kann: https://www.foresti-kunst.de/ubermalungen-2/

Die Überraschungen

Mit dabei ist auch Andreas Kloker aus Schondorf. Anders als bei seiner Mal-Performance Vor Ostern, werden diesmal wohl keine Wasserbilder zu sehen sein (https://studiorose.de/2023/03/31/andreas-kloker-vor-ostern/). Wie er das Thema Frühling, Acker und Traum anpackt, darauf bin ich schon gespannt. Wahrscheinlich wird man sehr konzentriert hinschauen müssen, gerade so, als ob man das Gras beim Wachsen beobachtet.

Ebenfalls auf eine Überraschung gefasst bin ich bei Matthias Rodach, der uns in Schondorf durch seine Liegende bestens bekannt ist (Wenn das Wünschen hilft).

Die Liegende von Matthias Rodach
Träumt auch Rodachs Liegende den Frühling?

Die Skulpturen und kinetischen Objekte des Dießener Bildhauers haben üblicherweise nicht viel mit Äckern oder Jahreszeiten zu tun. Da ich ihn aber als sehr ideenreichen Künstler kennengelernt habe, erwarte ich auch bei ihm eine pfiffige Umsetzung des Themas.

Der Wilde

Wieder ganz nah am wild wuchernden Wachsen ist Bernd Zimmer, dessen Maltechnik ähnlich expressiv ist, wie die von Annunciata Foresti. Seine internationale Karriere begann im Berlin der 1980er-Jahre, als die „heftige Malerei“ die Kunstwelt eroberte. An diese Zeit erinnert gerade das Barlach Kunstmuseum mit der Ausstellung Junge Wilde, in der natürlich auch Zimmer vertreten ist. Wenn bei Bernd Zimmer der Acker träumt, dann sicher in kräftigen, leuchtenden Farben.

Der träumende Acker

Witzigerweise bin ich gerade dieser Tage auf einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks gestoßen: Woher weiß das Unkraut, dass Frühling ist? (https://www.br.de/nachrichten/wissen/woher-weiss-das-unkraut-dass-fruehling-ist,TbUICr1)

Anscheinend wissen die Samen im Boden, dass sie erst nach einer längeren Kälteperiode, also am Ende des Winters, auf wärmere Temperaturen reagieren dürfen. Sonst würden sie auch an warmen Herbsttagen anfangen zu keimen, und dann erfrieren. Es ist, als ob die im Boden schlafenden Samen den Frühling im Traum spüren würden. Gewissermaßen träumt der Acker tatsächlich den Frühling.

Der Acker träumt den Frühling

Ausstellung im Blauen Haus
Prinz-Ludwig-Straße 23
Dießen am Ammersee
Eröffnung: 28. April 2023, 19:00 Uhr
Ausstellung: 29. April bis 7. Mai 2023
jeweils Donnerstag bis Sonntag, 15:00 bis 19:00 Uhr

Schreibe einen Kommentar