Hop-on/Hop-off Lesung im Bahnhof

Heute einmal Werbung in – zumindest teilweise – eigener Sache. Das Künstlerduo einpaarkünstler organisiert eine Lesung im Bahnhof Schondorf, und hat meine Frau und mich eingeladen, dabei als Vorleser mitzumachen. Das Ganze trägt den Titel Wir Viecher, dreht sich also um Tiere.

Von Lyrik bis Lexikon

Im Speziellen geht es um ausgestorbene, bedrohte, fantastische und erfundene Tiere. Wir hören unter anderem von Riesenschildkröten, Werwölfen, Walfischen und Einhörnern, und die Rampensau wird sicher auch einen Auftritt haben. Wie man es heutzutage von Kunst erwartet, ist das ganze Projekt immersiv, partizipativ und windschief, also etwas schräg. Die Veranstaltung ist der Auftakt zur Reihe Klangräume, die von Mai bis Juni im Bahnhof stattfindet.

Gregor Netzer und Elke Jordan im Ammersee
einpaarkünstler: Gregor Netzer und Elke Jordan

Elke Jordan, Gregor Netzer, meine Frau und ich lesen aus einem ausgesprochen buntem Programm. Das geht von Adams bis Zweig, von Gedichten bis zu Romanausschnitten, von Kinderbüchern bis zu Lexikoneinträgen. Der Ort dafür ist die Winterwartehalle des Schondorfer Bahnhofs, die sich schon mehrfach als Kulturraum bewährt hat, beispielsweise bei Nichtstun oder bei Fußballrasen im Bahnhof.

Klangräume in der Wartehalle

Die Lesung ist der Auftakt zur Reihe Klangräume, die der Urban-Art-Künstler Erwa.One im Mai und Juni in der Wartehalle veranstaltet. Dazu hat er den Raum mit einigen seiner ornamentalen Spray-Grafiken geschmückt, ein Beschallungssystem installiert, und sogar ein – natürlich ebenfalls mit Graffiti verziertes – Klavier aufgestellt.

Die Idee dazu hat er aus der Zeit, als er in Frankreich lebte. Dort ist es anscheinend nicht unüblich, dass in den Bahnhöfen Klaviere zur freien Nutzung stehen. Falls jemand Lust hat, kann er oder sie unsere Lesung also spontan musikalisch begleiten.

The Abstract Truth Jazzband spielt zur Lesung im Bahnhof Schondorf
The Abstract Truth: Clauspeter Marker, Stefanie Eikemeier und Uli Venzl

Falls nicht, ist trotzdem für Musik gesorgt. Die Jazzband The Abstract Truth (https://abstract-truth.de/) spielt in den Lesepausen (oder wir lesen in den Pausen der Musik, ganz wie man es sehen will).

Das Trio rund um Pianistin Stefanie Eikemeier etabliert sich langsam als Hausband der örtlichen Kunstszene. Mit ihrer Mischung aus Swing, Cool Jazz, Bossa Nova und Blues haben sie schon das Publikum des Regionalverband Bildender Künstler in Landsberg und während Ausstellungen im Grafrather Bella Martha begeistert.

Einstieg nach Belieben

Der Abend wird mit Lesung, Musikeinlagen, Publikumsbeteiligung und Improvisation etwa drei Stunden dauern. Aber keine Angst: man ist deswegen nicht stundenlang im Warteraum eingesperrt.

Wie schon gesagt, ist es eine Hop-on/Hop-off Lesung im Bahnhof. Man kennt das Prinzip von Stadtrundfahrten. Auch dort kann man an beliebigen Stellen auf- oder abspringen, sich etwas anschauen, solange man Lust dazu hat, und dann wieder weiterziehen. Vielleicht macht man zwischendrin einfach eine Pause mit einem Bier oder einem Glas Wein im offenen Wartebereich. Getränke gibt es auf Spendenbasis. Oder man isst zuerst im Schondorfer, und kommt dann auf ein literarisch-musikalisches Dessert in die Bahnhofshalle. Hop-on/Hop-off eben.

Klangräume in der Wartehalle

Die Lesung im Bahnhof ist erst der Auftakt für die Reihe Klangräume. Im Mai und Juni wird Erwa.One den Raum noch mit verschiedenen Künstlerfreunden bespielen. Bereits zugesagt hat der Musiker Sorocean. Sein neues Album Vimana wird unter der Woche den Warteraum beschallen.

Urban Art Künstler ERWA.ONE mit einer seiner Arbeiten im Bahnhof Schondorf am Ammersee
Erwa.One verschönt die Wartehalle mit seiner Urban Art.

Das Programm der Klangräume ist bewusst nicht bis ins Letzte durchorganisiert. Dazwischen gibt es noch genug Raum für spontane Jam Sessions oder künstlerische Improvisationen. Was aktuell geplant ist, erfährt man rechtzeitig im Blog von Erwa.One: https://www.buymeacoffee.com/erwa.one/posts

Wir Viecher – Lesung im Bahnhof Schondorf

20. Mai 2023, 18:00 bis 21:00 Uhr
Wartehalle des Bahnhofs
Schondorf am Ammersee

5 Gedanken zu „Hop-on/Hop-off Lesung im Bahnhof“

  1. Für all die Deppen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind (ich zähle mich zu den Deppen), hier die Erklärung, was „immersiv“ und „partizipativ“ bedeutet. Musste natürlich erst googeln …

    Die Bezeichnung „immersiv“ leitet sich vom Wort „Immersion“ ab, das so viel wie Einbetten, Eintritt, Eintauchen bedeutet. Bis in die 2000er Jahre wurden damit vor allem Computerspiele beschrieben, in die der Spieler regelrecht eintauchte. Er wurde also in seiner eigenen Wahrnehmung ein Teil der Spiele-Welt (Erklärung in Wikipedia).

    Partizipativ: Bedeutungen: durch Beteiligung, Teilhabe oder Einbindung aller Betroffenen bestimmt. Sinnverwandte Wörter: demokratisch, gleichberechtigt beteiligt, kooperativ.

    Bei einer intellektuell geprägten Veranstaltung bedarf es wohl auch intellektuellen Begriffen, die keine Sau kennt.
    Nun, so ist es halt.

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    • Da hast Du allerdings Recht: Ohne „immersiv“ und „partizipativ“ kommt heute keine Beschreibung einer Kunstveranstaltung aus.

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