Letztes Jahr schockierte der tragische Tod einer SUP-Paddlerin den Ammersee. Die junge Frau war vor Eching von ihrem Board gefallen, und konnte trotz sofortiger Suche erst nach drei Tagen geborgen werden (https://www.merkur.de/lokales/starnberg/inning-ort377112/vermisst-tot-16-jahre-alte-jugendliche-wird-seit-freitagabend-im-unfall-ammersee-91751690.html). Das Stehpaddeln ist nicht das völlig harmlose Freizeitvergnügen, als das es auf den ersten Blick wirkt. Ich habe mir deshalb von einigen Fachleuten Sicherheitstipps für das SUP geholt.
Stand-up-Paddeln
Im Prinzip ist Stand-up-Paddeln ist eine ausgesprochen unkomplizierte Sportart. Man stellt sich auf ein SUP Board und fährt aufs Wasser hinaus. Im Gegensatz zum Wind- oder Kite-Surfen braucht es kein langes Training, um mit dem Gerät zurechtzukommen.
So kam auch ich zum SUP-Paddeln. Ich lieh mir in Eching ein Board aus, und fuhr damit auf den Ammersee. Erst einmal nur in Ufernähe, damit ich im flachen Wasser nach einem Sturz leichter wieder auf das Brett kam. Beim dritten oder vierten Mal machte ich mich dann schon auf den Weg zur Ostküste.
Über Sicherheit habe ich mir dabei keine großen Gedanken gemacht. Wenn ich ins Wasser falle, dann klettere ich eben wieder auf das Brett, habe ich mir gedacht. Der tragische Unfall in Eching hat gezeigt, dass es nicht so problemlos ist, wie man meinen möchte. Deshalb habe ich mich zum Thema Sicherheit von einigen Leuten beraten lassen, die etwas von der Sache verstehen.
Sicherheitstipps von der Wasserwacht
Meine erste Station ist die Wasserwacht Schondorf (https://www.wasserwacht-schondorf.de/). Dort spreche ich mit dem Vorsitzenden Thomas Eder und mit Franziska Königl, stellvertretende Jugendleiterin. Die beiden wissen aus Erfahrung, wann es auf dem Wasser zu kritischen Situationen kommen kann.
Natürlich sollte man schwimmen können, erklären sie mir. Aber auch dann ist es wichtig, sich ein Bild vom jeweiligen Paddel-Revier zu machen: Wie ist das mit der Wassertiefe und eventuellen Strömungen, mit welchen Windverhältnissen muss ich rechnen? Genauso wichtig ist es, die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Dabei spielt auch die Tagesform eine Rolle. Man ist vielleicht einmal nicht ganz fit, der Wind frischt plötzlich auf, und schon wird es ein quälend langer Weg zurück zum Ufer.
Thomas Eder stellt aber auch klar, dass SUP-Paddeln keine hochriskante Sportart ist. Im Prinzip kann sie jeder ohne aufwändiges Training betreiben, und die Zahl schwerer Unfälle ist sehr niedrig. Trotzdem betont der Vorsitzende der Schondorfer Wasserwacht die allerwichtigste Voraussetzung für Sicherheit auf dem SUP, nämlich den gesunden Menschenverstand: „Wenn dunkle Gewitterwolken aufziehen, dann fahre ich nicht auf den See hinaus, egal wie viel Sicherheitsausrüstung ich dabei habe.“
Eine Leash für das SUP
Als Sicherheitsausrüstung empfehlen Königl und Eder auf jeden Fall eine Leash, also eine Fangleine, die den Fuß mit dem SUP Board verbindet. Damit wird sichergestellt, dass man nach einem Sturz ins Wasser das Brett in greifbarer Nähe hat. Ich selber bin die erste Zeit ohne eine solche Leash gepaddelt.
Dann habe ich – natürlich im flachen Wasser – einen Selbstversuch gemacht. Es ist wirklich verblüffend, wie schnell das Board bei Wind abtreibt. Gar nicht so einfach, da hinterher zu schwimmen, besonders wenn man in einer Hand das Paddel halten muss.
Licht ins Dunkel
Eine Schwimmweste wäre ein zusätzliches Plus an Sicherheit. Die beiden von der Wasserwacht wissen aber, dass die praktisch nie getragen wird. Schwimmwesten sind bei SUP-Paddlern ungefähr so populär wie Vollvisierhelme bei Wanderern. Es gibt aber auch kleine Schwimmhilfen, die man als unauffälliges Täschchen am Gürtel trägt, und die sich bei Bedarf in sekundenschnelle aufblasen.
Solche Schwimmhilfen hat Luggi Braun vom Schondorfer Fachgeschäft Segeln & Mehr im Programm (https://segelnmehr-ammersee.business.site/). Neben Leash und Schwimmhilfen – sogenannten Personal Flotation Devices – hat Braun auch ein Sicherheitszubehör im Laden, an das ich in Zusammenhang mit SUP-Paddeln gar nicht gedacht hätte: Stirnlampen.
Franziska Königl von der Schondorfer Wasserwacht hat mir erzählt, dass es bereits mehrfach zu kritischen Situationen in der Dunkelheit gekommen ist, wenn Boote die Paddler fast übersehen haben. Es ist natürlich eine wunderbare Sache, an einem schönen Sommerabend auf den See hinauszufahren, und in der Stille den Sonnenuntergang zu genießen. Nur ist es auf dem Rückweg dann oft schon stockfinster.
Für den Paddler auf den ersten Blick kein Problem, weil man auch bei schwachem Mondlicht noch leicht den Weg zurück zum Ufer sieht. Nur selber wird man nicht gesehen, weil man im Gegensatz zu Booten keine Positionslichter hat. Da hilft eine Stirnlampe, um von anderen Fahrzeugen auf dem See rechtzeitig wahrgenommen und nicht überfahren zu werden.
Die Macht des Wassers
Ich hole mir auch noch ein paar Sicherheitstipps für das SUP von Silke Hohagen. Sie ist Referentin Breitensport im Deutschen Ruderverband und Trainerin beim Schondorfer Ruderclub Wilde Woge (https://wildewoge.com/), kennt sich also mit dem Ammersee und seinen Gefahren bestens aus. Sie findet es unfassbar, wie falsch die Macht des Wassers vom Menschen oft eingeschätzt wird: „Wenn wir sie erkennen, können wir wissend mit ihr umgehen. Da gehört nicht viel Wissen oder Klugheit dazu.“
Es geht einfach darum, ein wenig die Sinne zu schärfen. Die Augen und Ohren weit aufsperren, den Wind spüren, und den Verstand einschalten. Es geht gar nicht, Nichtschwimmer unbeaufsichtigt in den See gehen zu lassen. Hier am Ammersee gehöre Schwimmen genauso wie Schreiben und Lesen zur Grundbildung, die von den Eltern mit ihren Kindern geübt werden muss. Sicherheitszubehör, sagt Hohagen, sei nur das Tüpfelchen auf dem i und dürfe nicht dazu verleiten, Verantwortung abzugeben.
Die Wasserwacht entlasten
Auch wenn ich die Ratschläge von Silke Hohagen beherzige, habe ich mir bei Segeln & Mehr trotzdem noch ein Accessoire gekauft, nämlich eine wasserdichte Hülle für das Handy. Nicht weil ich meine Eindrücke vom See unbedingt in Echtzeit auf Instagram teilen muss, sondern um im Fall der Fälle einen Notruf absetzen zu können. Oder um Bescheid zu geben, wenn der Ausflug länger als geplant dauert.
Laut Schondorfer Wasserwacht ist es nämlich gar nicht so selten, dass Suchaktionen gestartet werden, weil ein SUP-Boarder länger als erwartet wegbleibt. Ich möchte nicht, dass mit großem Aufwand der Ammersee nach mir abgesucht wird, während ich gemütlich bei einem Bier in der Bayerischen Brandung sitze.