Entsprechend den Vorgaben der Bundesregierung sollen in der Region München in den nächsten drei Jahren 1,1 % der Fläche für Windkraftanlagen genutzt werden. Dafür hat der Regionale Planungsverband jetzt 22 Flächen in München und den umliegenden Landkreisen ausgewiesen. Welche Standorte kommen für Windkraft im Landkreis Landsberg infrage, und werden auch am Ammersee Windturbinen aufgestellt?
Nicht in meinem Hinterhof
Den Ausbau erneuerbarer Energien halte ich für eine gute Idee, egal ob es sich um Geothermie (Heizen mit Hephaistos), Windkraft oder Fotovoltaik handelt. Es ist allemal besser, Strom aus solchen Quellen zu gewinnen, als dafür unwiederbringliche Rohstoffe zu verheizen (Ich möchte Teil einer Energiebewegung sein).
Mir ist allerdings klar, dass Windkraft dabei zu den umstrittenen Energiequellen zählt, weil die großen Turbinen unübersehbar in der Landschaft herumstehen. Da greift dann ein Effekt, für den die Amerikaner die schöne Abkürzung NIMBY haben. Das steht für Not In My Backyard, also sinngemäß: „Nicht vor meiner Haustür“. Das kennt man auch von Kläranlagen oder Bahntrassen. Alle wissen, dass wir das brauchen, nur vor der eigenen Nase will man es nicht haben.
Keine Offshore-Anlagen im Ammersee
Entsprechend nervös werden viele auf den jetzt veröffentlichten Vorabentwurf des Regionalen Planungsverband München geschaut haben. Der weist insgesamt 22 Standorte für Windräder aus. Auch für Windkraft im Landkreis Landsberg wurden zwei Gebiete festgelegt (https://www.region-muenchen.com/fileadmin/region-muenchen/Dateien/Pdf_Downloads/Sitzungsunterlagen/Sitzungsunterlagen_2024/DS24_1_Praes_20240111.p).
Die gute Nachricht vorab: Es wird keine Offshore-Anlagen im Ammersee geben. Die hatte gerade die Dießener Gruppe der Satire-Partei Die Partei in einer ironischen Pressemeldung eingefordert (https://aloys.news/de/global/pressemitteilung-der-partei-partei-kreuze-am-himmel).
Auch Schondorf bleibt verschont. Unsere Gemeinde ist in den jetzt präsentierten 22 Gebieten nicht enthalten. Wir müssen also keine Angst haben, dass der Kirchturm von St. Anna demnächst von einem Windrad überragt wird.
Fuchstal und Riederau
Tatsächlich enthält der Vorabentwurf des Planungsverbandes nur zwei Windkraftstandorte im Landkreis Landsberg. Eines davon ist – wenig überraschend – im Fuchstal. Die Gemeinde Fuchstal gehört bekanntlich zu den Pionieren der Windenergie in Bayern.
Die Bürgerwindkraft Fuchstal betreibt schon seit sieben Jahren vier Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 12 Megawatt (http://www.bwk-fuchstal.de/). Verständlicherweise will man lieber die bestehenden Anlagen erweitern, als neue Turbinen in bislang unberührten Gebieten aufzustellen.
Ganz lässt sich das allerdings nicht vermeiden, wenn 1,1 % der Fläche für Windenergie genutzt werden sollen. So ist in dem Entwurf auch ein weiterer, neuer Standort für Windkraft im Landkreis Landsberg ausgewiesen, und der liegt deutlich näher am Ammersee. Es geht um ein etwa 420 ha großes Gebiet westlich von Dießen, etwa zwischen Riederau und Dettenhofen.
Der Vorabentwurf bedeutet allerdings noch längst nicht, dass in den ausgewiesenen Gebieten tatsächlich Windparks entstehen. Nach der Erstellung eines Steuerungskonzeptes geht das ganze Verfahren Mitte 2024 in einen zweistufigen Anhörungsprozess, der mindestens bis Ende 2025 dauern wird.
Anhörungsverfahren bis 2025
In diesem Anhörungsverfahren können die Betroffenen ihre Bedenken einbringen. Dazu gehören die beteiligten Kommunen, die Öffentlichkeit und die Träger öffentlicher Belange, beispielsweise Landwirtschafts-, Forst- oder Naturschutzbehörden. Es wäre sehr überraschend, wenn hier keine Bedenken auftauchen würden, welche die Planung verzögern oder für einzelne Standorte ganz zum Ende bringen.
Und schließlich müssen natürlich noch Betreiber gefunden werden, welche an den ausgewählten Standorten Windkraftanlagen errichten wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob sich hier viele Interessenten drängeln werden. Mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von unter 6 m/s in 160 m Höhe, liegen viele der jetzt vorgestellten Standorte eher an der unteren Grenze des Bereichs, in dem sich der Betrieb überhaupt lohnt. Möglicherweise muss mit staatlicher Förderung nachgeholfen werden, damit das Ziel von 1,1 % Fläche für die Windkraft Wirklichkeit wird.