Heute habe ich einen Tipp für einen Sonntagsausflug. Nicht diesen Sonntag, denn da sind wir alle bei Schondorf taucht auf, aber an einem der folgenden. Da starten wir dann vom Schondorfer Bahnhof und fahren mit der Lokalbahn nach Mering. Dort ist im Februar und März eine Ausstellung zur Geschichte der Ammerseebahn zu sehen. Das ist nicht nur für Eisenbahnfreunde ein lohnendes Ziel, sondern auch für Geschichtsinteressierte. Immerhin hat der Bau der Bahnlinie unser Schondorf damals grundlegend verändert.
Anreise mit der Lokalbahn
Zu so einer Ausstellung muss man natürlich mit der Bahn anreisen, umso mehr, als es von Schondorf aus nur sieben Stationen mit der BRB sind. Vom Meringer Bahnhof aus geht man dann eine knappe Viertelstunde zum Gewerbeareal Ludwig Park, wo 125 Jahre Ammerseebahn zu sehen ist.
Ehrlich gesagt hatte ich nur ein, zwei kleine Räume mit ein paar alten Plakaten und Streckenplänen erwartet. Weit gefehlt. Die Ausstellung zur Geschichte der Ammerseebahn nimmt einen großen, liebevoll gestalteten Saal ein. Für Eisenbahnfreunde ist das natürlich ein Dorado. Sie können sich hier durch detaillierte Informationen zur Strecke, den Bahnhöfen und den eingesetzten Zügen arbeiten.
Die Ausstellung bietet aber auch viel für Leute wie mich, die eine Lok 41 018 nicht von einer 64 446 unterscheiden können. Die Modellbahnfreunde Mering (http://modellbahnfreunde-mering.de/) haben eine Fülle von Material zusammengetragen, um die Geschichte der Ammerseebahn anschaulich zu machen. Da gibt es natürlich Modellbahnen mit den Loks und Waggons, die im Lauf der Jahrzehnte auf der Strecke gefahren sind. Da sind aber auch historische Uniformen, Bahnsignale und Gepäckstücke, ein altes Dienstfahrrad und sogar der genaue Nachbau des Dienstraums eines Eisenbahners.
Zwei Jahre Bauzeit
Auf Informationstafeln sind Bau, Strecke und alle Bahnhöfe der Ammerseebahn genau beschrieben. Überraschend ist dabei schon alleine, wie schnell die Bahnverbindung gebaut wurde. 1896 erteilte Prinzregent Luitpold die Genehmigung, und bereits zwei Jahre später wurde die Strecke von Mering nach Weilheim eröffnet.
Heutzutage ist so etwas unvorstellbar. Alleine die verschiedenen Voruntersuchungen und Genehmigungsverfahren würden ein Vielfaches der Zeit beanspruchen. Wenn ich nur daran denke, wie lange jetzt schon am Ersatzbau der Fußgängerbrücke nach Greifenberg gearbeitet wird … In der Zeit hätten unsere Vorfahren die Ammerseebahn wahrscheinlich bis zum Mittelmeer weitergebaut.
Hauptzweck bei der Planung der Ammerseebahn war der Güterverkehr. Alte Frachtbriefe in der Ausstellung geben einen Eindruck davon, welche beachtlichen Mengen an landwirtschaftlichen Produkten, Baumaterial oder Kohle mit der Eisenbahn transportiert wurden. Das ist durchaus verständlich, denn Lastwagen gab es damals noch nicht, und mit Pferdefuhrwerken dauerte der Transport nicht Stunden, sondern Tage.
Vergnügungsbahn der Augsburger
Neben dem Frachttransport war aber von Anfang an auch der touristische Aspekt mit eingeplant. Das war einer der Gründe, warum sich Landsberg finanziell nicht beteiligte, und deshalb auch bei der Streckenführung nicht berücksichtigt wurde. „Wenn die Augsburger eine Vergnügungsbahn an den Ammersee wollen, dann sollen sie selbst eine bauen“, soll der damalige Landsberger Bürgermeister gesagt haben. Wie sich so ein Badeausflug mit der Dampfbahn anfühlte, kann man auch heute noch in den sommerlichen Bäderzügen der Ammersee Dampfbahn nacherleben (Kein Kohleausstieg).
Die Vergnügungsbahn erwies sich in der Folge als hochprofitabel, sowohl für die Bahn selbst als auch für die Orte an der Strecke. Von Augsburg aus kam man jetzt in zwei Stunden an den Ammersee. Grund genug für Augsburger Kaufleute und Künstler sich am Ammersee eine Sommerresidenz einzurichten, oder gleich ganz hierherzuziehen. Für Orte wie Schondorf war der Bahnanschluss ein Gamechanger, wie man auf Neudeutsch sagt. Der städtische Einfluss von damals prägt noch heute unser Ortsbild.
Die Bahnhöfe an der Strecke
Die doppelte Nutzung als Güter- und Badebahn sieht man sehr schön an den Bahnhöfen entlang der Strecke. Bis Walleshausen sind die Stationen nüchterne Zweckbauten. Meistens bestand der Haltepunkt aus nicht mehr als einer Laderampe, einem Bahnwärterhäuschen und einer Güterhalle.
Ab St. Ottilien werden die Bahnhöfe zusehends schmucker, wobei der schönste meiner Meinung nach natürlich der von Schondorf ist. In der Meringer Ausstellung sind auch einige Postkarten zu sehen, auf denen sich die Gemeinden stolz mit ihren schicken Bahnhöfen brüsten.
Bei der Rückfahrt von der Ausstellung sieht man die Strecke dann mit ganz anderen Augen. Man zählt mit, wie oft die Paar überquert wird, rätselt, wo wohl der Haltepunkt Wabern gewesen sein mag, und versucht einen Blick auf das alte Bahnhofsgebäude von Theresienbad zu erhaschen (L’Année dernière à Theresienbad). Ich habe diesen Einblick in die Bedeutung und Geschichte der Ammerseebahn jedenfalls sehr genossen, und kann den Besuch der Ausstellung nur empfehlen.
Ausstellung 125 Jahre Ammerseebahn
Februar und März 2024
jeweils Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr
Ludwig Park, Frühlingstraße 15
Mering
Danke für den Tip, lieber Leo!
Lieber Leo,
danke für Deinen ausführlichen Bericht zu der wirklich eindrucksvollen Ausstellung in Mering.
Marlies und ich waren bereits zur Eröffnung da und waren mehr als beeindruckt, was der kleine
Modellbahnverein da zusammengetragen hat. Ich kann nur jedem empfehlen einen kurzen
Sonntagsausflug nach Mering zu machen. Ich bin natürlich als „Amateur-Eisenbahner“ und
Modellbahnsammler voreingenommen. Aber die Ausstellung verleiht jedem einen interessanten
Einblick in die jüngere Geschichte Schondorfs und der Ammerseegemeinden. Da die Ausstellung
Vielfältiges für Alt und Jung zu bieten hat, ist ein Besuch mehr als empfehlenswert.