Kein Landsbergblog mehr in der Zeitung

Als Blogger lese ich selbstverständlich auch die Veröffentlichungen meiner Kollegen, beispielsweise von der Schondorferin Renate Blaes (https://renateblaes.de/blog/) oder das Landsbergblog von Werner Lauff (https://www.lauff.org/LLB/). Letzteres kennen wahrscheinlich viele aus dem Kreisbote, der wöchentlich einen Beitrag aus diesem Blog in der gedruckten Ausgabe veröffentlicht hat. Seit letzter Woche ist damit Schluss. Lauff vermutet, dass das mit den Gaspreisen der Landsberger Stadtwerke zu tun hat.

Gaspreise in Landsberg

Laut dem Landsbergblog begannen die Schwierigkeiten mit einem Beitrag, der am 13. November unter dem Titel Die Stadtwerke brauchen mehr Kontrolle veröffentlicht wurde. Darin kritisiert Lauff die hohen Gaspreise für Kunden der Landsberger Stadtwerke.

In diesem Beitrag werden die Stadtwerke mit der Erklärung zitiert, die Preise ergäben sich aus der im Unternehmen üblichen Beschaffungsstrategie. Das Erdgas muss auf dem Weltmarkt eingekauft werden, da Landsberg bekanntlich über keine eigenen Gasquellen verfügt (zumindest noch nicht, vielleicht gibt es ja einmal Bohrtürme am Ammersee). Da es jeweils auf drei Jahre im Voraus bestellt wird, ächzen die Kunden jetzt unter den exorbitanten Preisspitzen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Gas Großhandelspreise für den kommenden Monat (Future M+1) 2022 - 2024
Entwicklung der Gas-Großhandelspreise (Quelle: Bundesnetzagentur)

Wir erinnern uns wahrscheinlich alle an das Dilemma jener Monate, als sich die Energiepreise täglich verteuerten. Auch ich stand damals vor der Frage: Soll ich Heizpellets jetzt bestellen, bevor sie noch teurer werden, oder warten und hoffen, dass die Preise wieder fallen?

Die Stadtwerke Landsberg haben wohl auch in dieser Hochpreisphase langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Das schlägt sich jetzt in den Kosten für die Kunden nieder.

Über 1.000 Euro teurer

Natürlich ist es leicht, mit dem Wissen von heute die Fehler von damals zu kritisieren. Es ist aber offensichtlich so, dass andere Gasversorger hier deutlich geschickter agiert haben.

Gasflamme, Bild von Steven via Pixabay
Streitpunkt Gaspreise (Foto von Steven via Pixabay)

Ich habe mir dazu auf dem Vergleichsportal Verivox (https://www.verivox.de/gasvergleich/) die Angebote für 18.000 kWh pro Jahr angeschaut, eine realistische Menge für ein Häuschen mit 150 m2 Wohnfläche. Hier werden mir über 20 Tarife gezeigt, die alle unter € 2.000 pro Jahr liegen. Der Günstigste war (Stand 28. 11.) energie schwaben mit € 1.621.

Bei den Stadtwerken Landsberg (https://www.stadtwerke-landsberg.de/gas) dagegen war das aktuell günstigste Angebot € 3.153,60 pro Jahr, also mehr als € 1.000 teurer als die Vergleichstarife.

Der Landsbergblog fliegt raus

Dass ein Beitrag aus dem Landsbergblog zu diesem Thema im Kreisbote abgedruckt wurde, hat den Stadtwerken anscheinend gar nicht gefallen. Angeblich haben sie daraufhin beim Verlag interveniert, und die Blogbeiträge seien deshalb aus dem Blatt genommen worden. So lese ich den Vorgang im Blogbeitrag Der Landsbergblog fliegt aus dem Blatt.

Startseite des Landsbergblog von Werner Lauff
Startseite des Landsbergblog

Ob es tatsächlich so war, kann ich nicht beurteilen. Vom Kreisbote habe ich auf Nachfrage keine offizielle Stellungnahme bekommen. Einerseits verständlich, denn eventuelle Gespräche zwischen Verlag, Anzeigenkunden und freien Mitarbeitern sind interne Angelegenheiten und normalerweise nicht öffentlich. Andererseits bleibt Lauffs Darstellung der Vorgänge damit unwidersprochen.

Wem nützt es?

Cui bono? (Wem nützt es?) fragten die alten Römer, und auch ich stelle mir diese Frage. Mir als Leser nützt es jedenfalls nicht. Ich werde die kritischen, mit spitzer Feder geschriebenen Beiträge von Werner Lauff im Kreisbote vermissen. Das Landsbergblog hat durch den Wegfall der gedruckten Ausgabe eine geringere Reichweite, aber das dürfte zu verschmerzen sein, weil man die Texte auch in Zukunft auf https://www.lauff.org/LLB/ lesen kann.

Dem Kreisbote nützt es auch nicht. Der steht jetzt im Verdacht, kritische Berichterstattung auf Druck von Anzeigenkunden zu löschen. Das tut der Reputation als seröses, unabhängiges Medium natürlich nicht gut.

Zu guter Letzt nützt die ganze Aktion auch den Stadtwerken Landsberg nichts. Die Kunden erfahren von ihren hohen Energiepreisen ja nicht aus der Presse, sondern direkt aus der Gasrechnung. Anders als vor zwanzig Jahren kann man heute auf Internetportalen in minutenschnelle die verschiedenen Anbieter vergleichen, und mit ein paar Mausklicks in einen günstigeren Tarif wechseln. Es sieht so aus, als stünden am Ende nur Verlierer da.

2 Gedanken zu „Kein Landsbergblog mehr in der Zeitung“

  1. Leserbrief an die Redaktion des Kreisboten:
    „Ich bin entsetzt über die Anordnung der Verlags-Geschäftsführung des KREISBOTEN in Weilheim den landsbergblog aus dem Kreisboten Landsberg zu entfernen. Dieser Schritt wirft Fragen auf, die weit über die lokale Medienlandschaft hinausgehen und eine äußerst bedenkliche Entwicklung in Bezug auf die Presse- und Meinungsfreiheit aufzeigen.
    Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, das in einer demokratischen Gesellschaft als fundamentales Recht gilt. Journalisten und unabhängige Blogger leisten einen unverzichtbaren Beitrag, indem sie unterschiedliche Perspektiven bieten, Missstände aufdecken und Debatten anregen. Welche Zensurmechanismen stecken hinter der Entscheidung, den landsbergblog zu entfernen? Was war der Grund, dass eine Stimme, die erfreulich kritisch und vielfältig war, plötzlich aus dem Blatt verbannt wurde? Es ist ein gefährliches Signal, wenn ein solcher Schritt auf den politischen Druck der Stadtwerke Landsberg durch dessen Pressestelle zurückzuführen ist!
    Der landsbergblog hat sich durch eine differenzierte Berichterstattung und eine kritische, fundierte Auseinandersetzung mit lokalen Themen profiliert. Gerade in einer Zeit, in der die Pressefreiheit unter Druck steht, dürfen wir nicht zulassen, dass Trends zur Zensur an Boden gewinnen. Die Meinungsvielfalt und die Möglichkeit kontroverse Themen zu diskutieren sind Eckpfeiler einer freien Gesellschaft. Der Wegfall des Blogs lässt befürchten, dass es immer weniger Platz für unabhängige und unkonventionelle Meinungen gibt.
    Wichtiger noch als die individuelle Meinung eines Blogs ist die Frage, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Gesamtlandschaft der Presse und die Öffentlichkeit hat. In Zeiten, in denen viele Printmedien mit wirtschaftlichen Herausforderungen kämpfen, kann es leicht passieren, dass der Wunsch nach massentauglichen, weniger kritischen Inhalten überhandnimmt.
    Wenn es ein Ziel gibt, das wir als Gesellschaft in Bezug auf Medien und Meinungsfreiheit verfolgen sollten, dann ist es das der Vielfalt, der Offenheit und der Unabhängigkeit. Die Anordnung, den landsbergblog aus dem Kreisboten zu entfernen, ist langfristig ein falsches Signal, das die Qualität und Integrität unserer Medienlandschaft nachhaltig bedroht.
    Mit besorgten Grüßen
    Hans-Hermann Brambach“

    Die Antwort der Redaktion:
    ..wir dürfen leider die Reaktionen nicht als Leserbriefe veröffentlichen, da es sich nicht um klassische Leserbriefe, sondern um Äußerungen über die Verlagsleitung handelt. Ich bitte Sie deshalb, Ihren Leserbrief direkt an die Verlagsleitung in Weilheim zu schicken. Verlagsleiter sind Helmut Ernst:
    https://www.kreisbote.de/ueber-uns/impressum/
    Sie können Ihren Leserbrief auch direkt an Ippen digital schicken (Emailadresse auch auf der Impressum-Seite), wenn Sie wollen.

    Herzliche Grüße und vielen Dank für Ihr Engagement,

    Die Reaktion der Verlagsleitung:
    ………Null!

    Die Reaktion der Mitglieder des Verwaltungrates:
    …….Null! Rühmliche Ausnahme Landsberger Stadtrat Christian Hettmer, der die Ansicht des Leserbriefschreibers teilt.

    Antworten
    • Das finde ich eigentlich den bedenklichsten Aspekt der ganzen Affäre: weder Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl noch die fünf Stadtratsmitglieder im Verwaltungsrat scheinen sich im mindesten daran zu stören, dass die Stadtwerke anscheinend ihre Marktmacht nutzen, um kritische Berichterstattung zu unterbinden.

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