Am 4. Dezember fand die diesjährige Bürgerversammlung mit einem Rückblick auf das Jahr 2023 statt. Zu einem sehr großen Teil ging es dabei um Zahlen, Fakten und natürlich ums Geld. Trotz der Zahlenflut kam aber auch das zur Sprache, was wirklich wichtig ist, nämlich das persönliche Engagement der Menschen im Ort. Vier von ihnen erhielten an diesem Abend eine hochverdiente Auszeichnung fürs Ehrenamt.
Ganz viele Zahlen
In der gut gefüllten Aula der Schondorfer Grundschule ging es an diesem Abend vor allem um Zahlen. Wer wollte, konnte sich die Unterlagen mitnehmen. Darin waren auf 23 Seiten Zahlen und Fakten zur Lage der Gemeinde Schondorf und zur Verwaltungsgemeinschaft, die wir zusammen mit Eching und Greifenberg bilden. Auch der Vortrag von Bürgermeister Alexander Herrmann war gespickt mit Folien voller Linien-, Kuchen- und Balkendiagrammen.
![Schondorfs Bürgermeister Alexander Herrmann präsentiert den Jahresrückblick 2023](https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2024/12/Herrmann-Jahresrueckblick-2023-1024x576.jpeg)
Mir schwirrt immer noch der Kopf davon. Wenn ich mich mal in Ruhe durch die ganzen Tabellen gearbeitet habe, schreibe ich vielleicht etwas darüber. Was mir im Moment viel stärker in Erinnerung geblieben ist, waren die menschlichen Aspekte des Jahresrückblicks. Einige Mitarbeiter der Gemeinde traten selbst auf die Bühne und erzählten von ihrer Arbeit.
Der menschliche Aspekt
Fabian Hugo, der seit heuer die Jugendarbeit in Schondorf leitet, berichtete von seiner Arbeit im JuKult am Bahnhof. Er sprach darüber, wie er dort einen Raum gestaltet, in dem sich alle willkommen fühlen, wie man die zu sehr Testosterongeschwängerten einbremst, und die Schüchternen zum Mitmachen bewegt.
Angelika Benz arbeitet im Verein Gemeinsam als Fachkraft für Senioren. Eine Stelle, die von der Gemeinde bezuschusst wird. Wie wichtig diese Stelle ist, zeigen zwei Zahlen, die mir aus der Präsentation in Erinnerung geblieben sind. 2018 war knapp ein Viertel aller Schondorfer über 60 Jahre alt; letztes Jahr waren es schon 33 %. Den Menschen im Alter ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu ermöglichen, wird eine der ganz großen Aufgaben der nächsten Jahre.
![Der Treffpunkt "Dorfhaus" in Schondorf am Ammersee](https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2024/12/Treffpunkt-Dorfhaus-Schondorf-1024x576.jpeg)
Anne Pfefferkorn sprach über ihre Erfahrungen im Bereich Soziales und Integration. Ursprünglich war ihre Stelle für die Betreuung von Asylbewerbern und anerkannten Flüchtigen eingerichtet worden. Das klappte in Schondorf sehr gut, inzwischen haben alle anerkannten Asylbewerber eine Arbeit gefunden und leben in eigenen Wohnungen. Jetzt hat sie als Sozialreferentin ein breiteres Aufgabengebiet, das ihr sichtlich Freude macht.
Mit Herz und Seele
Die Vorträge der drei waren nicht so professionell ausgearbeitet und manchen merkte man an, dass die große Bühne für sie ungewohnt ist. Das macht aber nichts. Viel wichtiger war, dass man den Dreien die Freude an ihrer Arbeit ansah. Die sitzen nicht einfach von neun bis fünf ihre Arbeitsstunden ab, sondern sind wirklich mit Herz und Seele bei der Sache. Damit stehen sie stellvertretend für viele andere, die sich beruflich oder ehrenamtlich in der Gemeinde engagieren.
Auszeichnung fürs Ehrenamt
Damit kommen wir zu den Bürgern, die an diesem Abend eine Auszeichnung fürs Ehrenamt erhielten. Die Ehrennadel – ein silbernes Einhorn – ging zum einen an Christiane von Bechtolsheim. Die engagiert sich in unzähligen Initiativen, aber immer ganz ruhig und zurückhaltend. Beispielsweise steht ihr Name klein im Impressum der Dorfzeitschrift Einhorn, als Teil des Redaktionsteams (https://www.schondorf-ammersee.de/rathaus-verwaltung/gemeindezeitung-einhorn). Tatsächlich ist sie aber praktisch Chefredakteurin, Lektorin und Produktionsleiterin in Personalunion, ohne viel Aufhebens darum zu machen.
![Auszeichnung fürs Ehrenamt: Christiane von Bechtolsheim erhält von Bürgermeister Herrmann die Schondorfer Ehrennadel](https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2024/12/Auszeichnung-Bechtolsheim-1024x576.jpeg)
Der zweite Träger der Ehrennadel ist im Ort wahrscheinlich etwas bekannter, denn Bernhard Bienek ist schon seit 20 Jahren Vorsitzender der Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaft. Bürgermeister Herrmann betonte bei der Auszeichnung, wie wichtig er das von Bienek organisierte Totengedenken findet. Das sei eine Mahnung, dass uns das in der heutigen weltpolitischen Lage wieder passieren könnte.
Dankesurkunden vom Innenminister
Der Bürgermeister hatte auch noch zwei Dankesurkunden von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Gepäck. Eine davon ging an Gemeinderat Thomas Betz, der sich seit gut 30 Jahren in der Kommunalpolitik engagiert (Häufeln in Schondorf).
Das war insofern witzig, als Herrmann und Betz in den Ratssitzungen gerne mal heftig aneinander geraten. Bei der Preisverleihung konnte man aber sehen, dass sich die beiden trotz aller Meinungsverschiedenheiten persönlich respektieren. In der heutigen Politik ist das leider keine Selbstverständlichkeit.
![Auszeichnung fürs Ehrenamt: Schondorfs Bürgermeister Herrmann übergibt dem langjährigen Gemeinderat Kurt Bergmaier eine Dankesurkunde von Bayerns Innenminister](https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2024/12/Auszeichnung-Bergmaier-1024x577.jpeg)
Die zweite Dankesurkunde erhielt der langjährige Gemeinderat Kurt Bergmaier. 18 Jahre lang saß er ausgesprochen diskussionsfreudig am Ratstisch, und agierte einen Teil dieser Zeit auch als Zweiter Bürgermeister.
Ich freue mich für die vier Geehrten. Solange wir solche engagierten Mitbürger im Ort haben, sehe ich die Zukunft Schondorfs recht rosig. Ob die finanzielle Lage auch so optimistisch aussieht, muss ich wie gesagt erst noch studieren.
Eine Bürgerversammlung ist nicht dazu da, dass die Bürgerinnen und Bürger ein Publikum für das Vortragen von trockenen Zahlenwerken abgeben, sondern sie ist dazu da, Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Gemeinde zu ermöglichen, und zwar vorher und nicht nachher in Form eines „Jahresrückblicks“, wo nichts mehr zu ändern ist. Die Bürgerversammlung ist ein Mitberatungsrecht der Bürger einer Gemeinde. Das ist in Art. 18 Gemeindeordnung geregelt. Sie dient der Erörterung gemeindlicher Angelegenheiten. Jeder Bürger hat Rederecht. Die Bürgerversammlung ist also nicht nur ein Bericht des Bürgermeisters und eine Beantwortung vorab schriftlich eingereichter Fragen; jeder Bürger darf Reden und auch spontan Fragen stellen. Personen, die keine Gemeindemitglieder sind, haben kein Rederecht. Zudem kann die Bürgerversammlung Empfehlungen aussprechen, die der Gemeinderat innerhalb von drei Monaten behandeln muss. Bürger sollten über dieses Mitberatungsrecht aufgeklärt werden.
Soweit ich das sehe, hat die Schondorfer Bürgerversammlung alle diese Anforderungen erfüllt. Zwar nahm der Rückblick auf das letzte Jahr und der Ausblick auf anstehende Ausgaben den größten Teil ein. Darüber hinaus hatten aber die Bürger auch die Möglichkeit zu spontanen Fragen, was auch genutzt wurde.