Keine Frage, der Ammersee ist wunderschön. Der Verbindung zwischen West- und Ostküste liegt er allerdings als mächtige Barriere im Weg. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einer Seeseite zur anderen zu kommen, ist teilweise haarsträubend kompliziert. Deshalb fordert jetzt eine Petition im Internet eine Ammersee-Ringbuslinie. Damit zusammenwächst, was zusammengehört. Der Antrag ist auf der Plattform openPetition, wo man ihn noch bis 5. Oktober unterschreiben kann: openpetition.de/!seelinie
Der See als Barriere
Der See ist einerseits ein verbindendes Element in der Region. Entlang des Ufers sind wir alle stolz darauf, dass wir am Ammersee leben. Andererseits ist der See aber auch ein Hindernis. Ohne eigenes Auto gibt es kaum vernünftige Wege, um ans andere Ufer zu kommen.

Die bayerische Seenschifffahrt (https://www.seenschifffahrt.de/de/ammersee/) ist keine Alternative, denn die Tickets sind happig teuer. Eine einfache Fahrt von Schondorf nach Herrsching kostet mich € 11,30 (sogar € 17,30, falls ich eine Verbindung über Stegen wähle). Außerdem fahren die Schiffe im Winter gar nicht. Die Linien sind nun mal für Ausflugsfahrten konzipiert, nicht als Teil des öffentlichen Personenverkehrs.
Von Herrsching über Pasing nach Schondorf
Die MVV App findet durchaus Verbindungen mit Bus und Bahn. Beispielsweise kann ich mit dem Bus 894 nach Kottgeisering fahren, dort in den 805 nach Grafrath umsteigen, und in Grafrath die Linie 820 nach Hechendorf nehmen. Vom dortigen Bahnhof kann ich mit der S-Bahn S8 weiterfahren. Nach rund zweieinhalb Stunden komme ich dann in Herrsching an.

Es geht aber auch noch komplizierter. Angenommen, ich will auf der Herrschinger Strandpromenade den Sonnenuntergang genießen, und erst später zurückfahren. Dann empfiehlt mir der MVV eine Fahrt mit der S-Bahn nach Pasing. In Pasing geht es mit dem Regionalexpress zurück Richtung Westen, nach Geltendorf, wo ich eine Viertelstunde später in die Regionalbahn nach Schondorf umsteigen kann.
Die Streckenführung erinnert sicher nicht nur mich an das berühmte Taxilied von Fredl Fesl (https://youtu.be/UrXWYyCcdd8?si=sujwi6lOZKhqf_aT).
Schneller mit der Ammersee-Ringbuslinie
Um das Seeufer auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar zu machen, schlägt der Initiator der Petition eine Ammersee-Ringbuslinie vor. Streng genommen ist es keine Ringlinie, sondern ein System aus einer nördlichen und einer südlichen Busverbindung.
Im Norden würden die Busse von Schondorf über Eching, Inning und Breitbrunn nach Herrsching fahren. Der südliche Teil der Ammersee-Ringbuslinie soll über Utting, Dießen, Fischen und Wartaweil verlaufen. So würde man in rund einer Dreiviertelstunde von einer Endhaltestelle zur andren kommen.
Mit dieser Fahrzeit wäre die Buslinie nicht nur für Touristen, sondern auch für Berufspendler und Schüler attraktiv. Das könnte so manche Fahrt mit dem Elterntaxi einsparen.

Um CO₂-Ausstoß und Kosten möglichst gering zu halten, sollen je nach Bedarf unterschiedliche Busse fahren. Tagsüber wären wendige Kleinbusse im Einsatz, in den Stoßzeiten große Linienbusse wie der Mercedes Citaro.
Die Erfolgsaussichten
Ich habe die Petition für die Ammersee-Ringbuslinie zwar unterschrieben, bin bei den Erfolgsaussichten aber etwas skeptisch. Das größte Problem sehe ich darin, dass es drei verschiedene Landkreise betrifft. Da wartet dann wahrscheinlich jeder darauf, dass ein anderer die Initiative übernehmen soll. In der Planung öffentlicher Verkehrsverbindungen herrscht da noch der Geist deutscher Kleinstaatlichkeit, über die eigenen Grenzen schaut man kaum hinaus.

Vielleicht bin ich aber auch zu pessimistisch, und dank des Beitritts zum MVV wird möglicherweise in größeren Dimensionen gedacht. Außerdem erwähnt die Petition auch Förderprogramme wie LEADER, EFRE oder CEF. Speziell LEADER könnte ich mir als Impulsgeber vorstellen. Das ist meines Wissens das einzige Forum, in dem die Anrainergemeinden des Ammersees unabhängig von der Kreiszugehörigkeit an einem Tisch sitzen (Sie haben € 1,75 Mio. Spende erhalten). Hier könnte es zumindest eine Förderung für einen Probebetrieb geben.
Einen Versuch ist die Petition auf jeden Fall wert: openpetition.de/!seelinie. Falls es nicht klappt, kann ich mich immer noch für mein Lieblingsprojekt einsetzen, nämlich Wassertaxis auf dem Ammersee.