Vor einigen Errungenschaften der Moderne wurde unser beschaulicher Ort lange verschont. Dazu gehört beispielsweise die Parkuhr. Bis jetzt reicht es einfach, die Parkscheibe zu stellen, wenn man sein Auto auf der Straße oder einem Parkplatz abstellt. Diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. Vorerst nur an zwei Stellen wird jetzt gebührenpflichtiges Parken in Schondorf eingeführt.
Parken in Schondorf
Noch gehört Schondorf zu den immer weiter schrumpfenden Inseln der Seligen für Autofahrer. Wer sein Auto abstellen will, kann das auf jedem freien Plätzchen tun. Nur an den Hauptstraßen und den großen Parkplätzen muss man eine Parkscheibe aufs Armaturenbrett legen. Geld muss man nicht ausgeben.

Gemeinden erlassen Gebührenverordnungen
Vielen Gemeinden machen die klammen Kassen zu schaffen, und sie suchen nach zusätzlichen Einnahmequellen. Gebühren für das Parken sind eine Möglichkeit, die Finanzen aufzubessern. Die Grundlage dafür ist das Straßenverkehrsgesetz des Bundes, das die Landesregierungen zum Erlass entsprechender Gebührenverordnungen ermächtigt. In Bayern hat der Freistaat diese Ermächtigung an die Gemeinden weitergereicht. Die dürfen also selbst entscheiden, ob sie den vorhandenen Parkraum bewirtschaften oder nicht.
Parken in Schondorf
Nun hat auch der Schondorfer Gemeinderat beschlossen, für einzelne Abschnitte Parkgebühren einzuführen. Fürs Erste soll sich das gebührenpflichtige Parken in Schondorf auf zwei Bereiche beschränken. Das ist zum einen die Seeanlage vom südlichen Ende bis zu An der Point und dem Parkplatz am Fischerweg. Auf dieses Gebiet werden vier Parkscheinautomaten verteilt. Ein fünfter Automat wird für den Parkplatz an der Kirche St. Anna angeschafft, der in Zukunft ebenfalls kostenpflichtig ist.
Bonus für Wirthausgäste
Beim gebührenpflichtigen Parken in der Seeanlage herrschte im Gemeinderat anscheinend schnell Einigkeit. Kein Wunder, denn das trifft hauptsächlich Besucher von Auswärts. Die Schondorfer selbst kommen eher zu Fuß oder mit dem Rad ans Seeufer.

Bedenken gab es höchstens, dass die Parkgebühren der örtlichen Gastronomie schaden können. Deshalb sollen Wirtshausgäste einen Bonus bekommen. Ein Code auf der Bewirtungsrechnung zieht beim Bezahlen die ersten beiden Parkstunden ab (https://www.augsburger-allgemeine.de/ammersee/auch-in-schondorf-werden-fuers-parken-kuenftig-gebuehren-verlangt-109271970). Wie das technisch funktionieren soll, ist mir noch nicht klar. Das Parkticket muss ja bezahlt werden, wenn man das Auto abstellt, nicht erst, wenn man aus dem Wirtshaus zurückkommt.
Kein QR-Code in der Kirche
Ein ähnliches Verfahren ist auch für den Parkplatz bei St. Anna geplant, um Friedhofs- und Kirchenbesucher zu schonen. Allerdings wird dafür nicht etwa ein QR-Code auf die Hostie gedruckt, sondern die ersten zwei Stunden sollen generell kostenfrei sein. Damit dürften die meisten Nutzer gar nichts zahlen.

Sicher stellen hier manchmal Wanderer ihr Fahrzeug ab, um dann auf dem Ammersee-Höhenweg spazieren zu gehen. Der Großteil kommt aber wegen der Grabpflege, einer Messe in der Kirche oder vielleicht einem Abstecher zu Seelawi (Gute Nachrichten für Genießer). Lauter Erledigungen, die nicht länger als die zwei kostenfreien Stunden brauchen. Ich habe Zweifel, ob sich dann der Parkautomat an dieser Stelle überhaupt lohnt. Immerhin kostet so ein Gerät rund € 6.000.
Nur ein erster Schritt
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das gebührenpflichtige Parken am See und bei der Kirche nur ein erster Schritt ist. Es ist unübersehbar, dass immer mehr Kommunen alle Straßenflächen als Parkraum bewirtschaften. Die größeren Städte haben dabei natürlich eine Vorreiterrolle, weil der verfügbare Platz knapper ist.

In meiner Geburtsstadt Innsbruck ist schon seit Jahren das gesamte Gebiet als Parkzone ausgewiesen. An den Ortseinfahrten weisen große Bodenmarkierungen darauf hin, dass das Parken auf allen öffentlichen Straßen und Plätzen Geld kostet. Gratis ist es nur noch auf Privat- oder Kundenstellplätzen. In diese Richtung wird es wohl über kurz oder lang auch in den Gemeinden am Ammersee gehen.
€ 1,50 pro Stunde
Noch nicht entschieden ist, wie viel das Parken in Schondorf zukünftig kosten soll. In der Gemeinderatssitzung wurde ein Tarif von € 1,50 pro Stunde angedacht. Ich habe mal nachgeschaut, was es in anderen Orten kostet. In Dießen sind es aktuell 79 Cent pro Stunde, in Weilheim € 2,30. Mit € 1,50 würde Schondorf also etwa im Mittelfeld liegen.
Bezahlen wird man nicht nur an den Automaten können, sondern auch per App. Zum Glück setzt Schondorf hier nicht auf eine eigene Lösung, sondern auf das weit verbreitete EasyPark (https://www.easypark.com/). Diese App nutze ich bereits jetzt, wenn ich mit dem Auto in Augsburg, Weilheim oder Herrsching bin.

Das kostet zwar eine zusätzliche Servicegebühr von bis zu € 0,55 pro Parkvorgang, aber das ist es mir wert. Ich muss nicht vorher am Automaten ein Ticket ziehen, sondern die Zeit wird minutengenau abgerechnet. Eine Pushbenachrichtigung aufs Handy warnt mich vor dem Ablauf der Parkzeit, und ich kann sie bei Bedarf verlängern, egal wo ich gerade bin. Sehr praktisch, wenn es beispielsweise im Wartezimmer beim Arzt länger dauert als gedacht.
In Schondorf tangiert mich das ganze Thema Parkgebühren eigentlich überhaupt nicht. Glücklicherweise wohnen wir so zentral, dass ich von St. Anna bis zum Seeufer alles bequem zu Fuß erreichen kann. Kritisch ist die ganze Entwicklung eigentlich nur für die, die ihre Garage als Rumpelkammer nutzen und das Auto vor dem Haus abstellen (SUV oder SUP?). Für die könnten schwere Zeiten anbrechen, wenn das Parken auch in anderen Schondorfer Straßen kostenpflichtig wird.
Schade. Ich fand es immer schon peinlich genug, hier bei uns die Parkaufseher rumlaufen zu sehen, die die Bußtickets verteilen. Ich finde es sehr traurig, wie es sich in Deutschland in den Dörfern entwickelt. Haben wir diese Einnahmen denn sooooo nötig?
Wie viel freier und entspannter gehen doch da viele unserer Nachbarländer mit um. Es geht mir zuviel um Verbote und Gebote, aber das scheint ja auch typisch deutsch zu sein. Wie gesagt, ich finde es peinlich für Schondorf, dass es nun auch hier soweit gekommen ist. Wäre doch auch mal schön gewesen, sich von den Gemeinden drum herum einfach abzuheben und somit positiv auf uns aufmerksam zu machen. Ich bin stolz in Schondorf zu leben, weil es gerade in vieler Hinsicht so anders ist.
Nach allem was ich höre, haben wir zusätzliche Einnahmen tatsächlich dringend nötig. In Zukunft wird wohl noch an manch anderer stellschraube gedreht werden müssen, um die Finanzen ins Lot zu bringen.
an Parkgebühren haben sich die meisten Autofahrer inzwischen wohl gewohnt. Wir wurden einmal von Touristen aus München angesprochen, die verzweifelt auf der Suche nach dem nächsten Parkautomaten waren. Sie konnten gar nicht glauben, dass sie das Auto in Schondorf einfach mit Parkscheibe abstellen können.