Regelmäßige Leser wissen, dass ich den Sommer gerne für eine mehrtägige Radwanderung nutze. Letztes Jahr bin ich auf dem Lechradweg nach Füssen gefahren, und wollte von dort aus die Lechschlucht stromaufwärts erkunden. Aus zeitlichen Gründen hat das leider nicht geklappt. Deshalb habe ich heuer einen neuen Anlauf unternommen. Diesmal fuhr ich nicht dem Lech entlang, sondern startete auf dem Ammer-Radweg. Ob meine Lech-Erkundung diesmal besser geklappt hat, erfahrt ihr weiter unten.
Entlang der Ammer nach Süden
Die Fahrt nach Füssen könnte ich eigentlich in einem Satz beschreiben: Auf dem Ammer-Radweg nach Süden, und bei Morgenbach rechts abbiegen, Richtung Füssen. Die dürren Fakten werden der Schönheit der Strecke aber nicht gerecht.
Streng genommen bin ich natürlich auf dem Ammer-Amper-Radweg gefahren, den man auf den Schildern mit der Abkürzung AAR gut erkennen kann. Die Amper beginnt aber bekanntlich erst bei Stegen, wenn der Fluss den Ammersee verlässt. Von Schondorf aus Richtung Süden ist man also eigentlich auf dem Ammer-Radweg unterwegs. Der ist eine ausgesprochen schöne und, zumindest bis Peißenberg, auch sehr gemütliche Radroute. Man rollt auf angenehm flacher Strecke immer nahe am Wasser dahin.

In Weilheim konnte ich mir natürlich einen Abstecher in die Stadt nicht verkneifen, um mich im Café Salento in der Pölterstraße mit Croissant und Cappuccino zu stärken.
Es wird sportlicher
Ab Weilheim wird es etwas sportlicher. Der Ammer-Radweg ist hier in weiten Abschnitten eine Schotterpiste, was etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert. Gar nicht so einfach, weil man immer wieder von beeindruckenden Ausblicken abgelenkt wird, beispielsweise auf die Säulenhalle Stoa169 des Künstlers Bernd Zimmer (https://stoa169.com/de/).

Etwa ab Peißenberg ist dann Schluss mit dem gemütlichen dahinrollen, es geht jetzt bergauf und bergab. Der Ammer-Radweg ist jetzt auch etwas weiter weg vom Fluss. Näher an die Ammer kommt man erst wieder auf der Höhe von Bad Bayersoien.
Durch den Pfaffenwinkel
So weit bin ich aber nicht gekommen, denn in Morgenbach bin ich vom Ammer-Radweg auf den Bodensee-Königssee-Radweg abgebogen. Der führt Richtung Westen nach Füssen. Auf diesem Abschnitt bin ich nur langsam vorangekommen. Zum einen besteht die Strecke fast nur aus Steigungen und Gefälle. Da war ich heilfroh, auf einem E-Bike unterwegs zu sein.
Zum anderen stößt man alle paar Kilometer auf einen Punkt mit so grandioser Aussicht, dass man stehenbleiben und den Anblick genießen möchte. Und dann kommt ein absolutes Highlight auf dieser Strecke, nämlich die Wieskirche, oder Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, wie sie offiziell heißt.

Es ist schon mal sehr eindrucksvoll, dass eine so große Kirche praktisch im Nirgendwo steht. Vollends überwältigend wird es, wenn man eintritt. Selbst für uns heutige Betrachter ist der üppige Rokoko-Dekor einfach umwerfend. Wie müssen das erst die Menschen zur Zeit der Erbauung der Kirche erlebt haben? Im 18. Jahrhundert war man noch nicht durch Hollywood Blockbuster, YouTube und Netflix visuell abgehärtet. Die Menschen damals muss das Werk von Dominikus Zimmermann schier vom Hocker gehauen haben.
Von der Wieskirche ging es dann etwas flacher über Halblech und den Bannwaldsee nach Schwangau, wo ich die Nacht verbrachte. Die ersten knapp 100 Kilometer waren ein richtig schöner Tag auf dem Fahrrad.
Die Lechschlucht
Am nächsten Morgen war ich bereit, die Lechschlucht flussaufwärts zu erkunden. Ich war bereit, das Wetter allerdings nicht. Es begann mit Nieselregen, der sich erst zum Dauerregen und dann zu einem veritablen Wolkenbruch steigerte. Außerdem fiel die Temperatur auf etwa 12 Grad, was sich in dem Regenwetter ausgesprochen kalt anfühlte.

Eine Zeit lang hielt ich durch, aber kurz hinter Reutte warf ich das Handtuch, und drehte wieder um. Schade, denn landschaftlich ist der Oberlauf des Lechs wirklich sehr reizvoll. Jedenfalls kam ich schon am frühen Nachmittag klatschnass und durchgefroren wieder in Schwangau an. Der Lech und ich haben noch eine Rechnung offen. I’ll be back, wie der Terminator sagt.
Auf dem Lechradweg zurück
Am nächsten Tag hatten sich die Regenwolken größtenteils verzogen, und ich radelte zurück nach Schondorf. Ein paar mal brauchte ich noch die Regenjacke, aber die meiste Zeit war es trocken. Die Strecke war in etwa dieselbe, die ich schon letztes Jahr gefahren hatte: dem Forggensee entlang nach Lechbruck und über Schongau nach Norden.

Bevor ich zum Ammersee abgebogen bin, habe ich noch einen kleinen Abstecher gemacht. Das liebe ich am Radfahren mit dem E-Bike: ich kann einen kleinen Umweg einlegen, ohne mich dabei völlig zu überanstrengen. Diesmal führte mich der Umweg ins Fuchstal.
Rast in der Seerose
Beim Stadtradeln 2023 hatte ich dort das Gasthaus Seerose am Weldener Weiher entdeckt (https://www.seerose-welden.de/). Das ist ein kleines, auf charmante Weise altmodisches Wirtshaus an einem Fischweiher. Man sitzt auf einer Terrasse direkt am Wasser und ist frische Fische aus dem Weiher. Ein schöner Schlusspunkt, bevor ich dann über Thaining und Finning zurück nach Schondorf gefahren bin.

Das Kapitel Lechschlucht ist für mich, wie gesagt, noch nicht abgeschlossen. Für nächstes Jahr werde ich mir aber erst einmal eine andere Richtung vornehmen. Vielleicht probiere ich nach dem Ammer-Radweg mal den Amper-Radweg bis zur Mündung in die Isar.