Ich bekomme auf die Beiträge in meinem Blog pro Tag etwa 100 Kommentare. 99 davon sind Spam, manchmal auch 100. In letzter Zeit merke ich, dass dieser Kommentarspam immer besser wird. Offensichtlich ist da künstliche Intelligenz am Werken.
Kommentarspam in Blogs
Spam in den Kommentaren erlebe ich schon, seit ich mit diesem Blog angefangen habe. Üblicherweise sind das einfach nichtssagende Einträge mit Links zu Websites, auf denen man angeblich unglaublich günstig an Medikamente, Pornos oder Kryptowährung kommt. Dieser Kommentarspam ist übrigens zum ganz überwältigenden Teil auf kyrillisch verfasst.

Lange habe ich mich gewundert, warum die Leute das eigentlich machen. Klickt wirklich irgendjemand auf diese Links? Wie ich inzwischen gelernt habe, muss das gar nicht das eigentliche Ziel sein. Auf dieser Website wird sehr ausführlich erklärt, worum es beim Kommentarspam geht: https://teufelswerk.net/die-wahren-absichten-hinter-scheinbar-harmlosem-kommentar-spam/
Backlinks für Google-Ranking
Eines der Ziele ist das sogenannte Linkbuilding. Google bewertet Websites unter anderem danach, wie viele andere Websites darauf verweisen. Im Prinzip ein einleuchtender Gedanke: wenn viele andere Seiten auf eine bestimmte URL verlinken, dann hat diese wahrscheinlich qualitativ hochwertige Inhalte und wird deshalb in der Google-Suche weiter oben angezeigt.
Das machen sich Kommentarspammer zu Nutze. Sie versuchen, den Link zur Website auf möglichst vielen Seiten im Kommentarfeld zu platzieren, um Google eine hohe Relevanz vorzugaukeln. Natürlich geschieht das voll automatisiert, sodass man täglich auf hunderttausenden Kommentarfeldern versucht, den eigenen Link unterzubringen. Selbst wenn es in 99,9 % der Fälle blockiert wird, bleibt immer noch eine erkleckliche Anzahl übrig.

Neben dem schieren Massenansturm gibt es auch Spammer, die etwas subtiler vorgehen. Deren Kommentare beginnen typischerweise mit einem Lob, ich hätte das Thema – egal worum es gerade geht – in meinem Beitrag ganz hervorragend verständlich dargestellt. Und weil ich doch offensichtlich ein Experte auf diesem Gebiet sei, würde mich sicher die Website XYZ interessieren, die als Link eingefügt ist.
Wir alle sind für Lob empfänglich und wenn einem dermaßen Honig ums Maul geschmiert wird, dann ist die Versuchung schon groß, den Kommentar freizuschalten. Was dagegen spricht, sind die völlig allgemeinen Formulierungen, die prinzipiell auf jeden Blog und jedes Thema zutreffen.
Individuelle Kommentare dank KI
So war das bisher, aber in letzter Zeit bemerke ich eine Veränderung. Inzwischen sehe ich Kommentarspam, der nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Auf meinen Beitrag zu Tempo 30 in Schondorf (Mehr Sicherheit, weniger Lärm) wurde beispielsweise folgender Kommentar eingereicht:
Tempo 30? Haha, ja, klar, das wird die Politiker erstmal überwältigen – schon die Idee! Lärmaktionsplan, und, 95%-ige Überlebenschance – das sind Argumente, die einem die Ohren abnehmen könnten, wenn man nur wüsste, wie man sie anwenden sollte …
Das ist das generelle Schema: Die Aussage des Beitrags wird in anderen Worten zusammengefasst. Dazu gibt es noch ein kleines Witzchen oder ein allgemeines Schimpfen auf „die Politiker“. Noch ist dieser Kommentarspam erkennbar und ich kann ihn blockieren. Aber wie geht das weiter?
Die künstliche Intelligenz macht rasante Fortschritte (KI als Reiseführer). Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange, bis die maschinell erstellten Kommentare von echten Meinungsäußerungen nicht mehr zu unterscheiden sind. Wenn es soweit kommt, dann kann ich die Kommentarfunktion im Blog abschalten. Dann müsst ihr mir eure Meinung zu einem Beitrag eben persönlich sagen, wenn wir uns auf der Straße treffen. Das ist aber auch jetzt schon meine liebste Form des Dialogs mit den Lesern.