Die Wochenenden im Februar waren ausgesprochen mild und sonig. Prompt passierten zwei völlig vorhersehbare Dinge. Erstens strömten tausende Besucher an den Ammersee. Zweitens schimpften die Einheimischen über diese Ammersee Touristenflut. Wie an jedem schönen Wochenende.
Auf Facebook hagelte es deftige Kommentare: „Es machte echt keinen Spass mehr, war zum Teil schlimmer wie auf dem Oktoberfest“. Auch eine Strandtaxe für Besucher wurde ins Gespräch gebracht. Der See wäre so schön, wenn das bloß noch niemand entdeckt hätte.
Schimpfen über die Ammersee Touristenflut
Ich halte mich mit Gemecker über die Ammersee Touristenflut zurück. Erstens bin ich in Innsbruck aufgewachsen, ebenfalls einem Fremdenverkehrsort. Dort hörte ich seit frühester Jugend, dass die Fremden ein Ärgernis sind. Die verstopfen mit ihren Autos die Straßen, belagern die schönsten Plätze, und treiben in der Gastronomie die Preise in die Höhe. Dass ich heute nicht mehr über die Besucher schimpfe liegt zum Teil daran, dass ich das in meinem Leben schon ausführlichst gemacht habe.
Zweitens sehe ich es inzwischen einfach entspannter. „Wohnen, wo andere Urlaub machen“ heißt ein beliebter Slogan von Immobilienmaklern. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen nicht mehr Urlaub machen, wenn man selbst erst einmal dort wohnt. Weder mit der Geburtsurkunde noch mit dem Hauskauf erwirbt man sich ein alleiniges Nutzungsrecht für die schöne Gegend.
Sanfter Tourismus
Trotzdem ist der wachsende Tourismus für die Gemeinden natürlich eine Herausforderung. Am Wörthsee hat letztes Jahr die CSU Ortsgruppe eine Veranstaltung unter dem Titel Nix geht mehr – wegen Überfüllung geschlossen abgehalten: https://www.merkur.de/lokales/starnberg/woerthsee-ort29717/starnberg-woerthsee-einheimische-genervt-von-muenchner-auf-tagesausflug-10544365.html
Dabei wurden verschiedenste Ideen diskutiert, wie man den Besucherstrom regeln könnte. Das ging von Pendelbussen über höhere Parkgebühren bis zu ziemlich radikalen Ideen, wie der Sperrung der Autobahnausfahrt. Klar ist, dass es nicht die eine Lösung gibt, mit der man Naherholung und örtliche Lebensqualität unter einen Hut bringt. Wenn, dann wird das nur mit vielen, sich ergänzenden Maßnahmen funktionieren. Eine davon könnte ein sanfter Tourismus sein.
In diese Richtung geht ein Projekt der Lokale Aktionsgruppe (LAG) Ammersee (Was LEADER so macht). Im Rahmen der Lokalen Entwicklungsstrategie erstellen Stadtplaner ein Konzept zur sanften Entwicklung der Freizeiträume als vernetzter Erholungsraum. In einem ersten Schritt wurde der Ist-Zustand erfasst. Darauf aufbauend sollen jetzt Lösungsansätze entstehen, wie sich die Freizeiträume am Ammersee sanft vernetzen lassen. Mehr dazu auf http://www.mein-ammersee-2020.de/.
Wie gesagt, dieses Projekt löst sicher nicht alle Probleme, aber vielleicht ist es ein Schritt in die richtige Richtung.
Trost am Sonntagabend
Wenn mich die Ammersee Touristenflut einmal wirklich nervt, bleibt mir immer noch der Trost des Sonntagabends. Da wälzt sich die Kolonne wieder zurück nach München und Augsburg. Ich schaue aus dem Fenster und denke mir: „Ätsch, ihr müsst wieder wegfahren, aber ich kann den Ammersee auch morgen wieder genießen.“