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Sollte ich Angst vor 5G haben?

Angst vor 5G: Funkmast

In Dießen hat sich eine Initiative formiert, die vor der Einführung von 5G warnt. 5G ist der nächste Mobilfunkstandard, der mittelfristig das heutige LTE (4G) ablösen wird. Sollte man deshalb besorgt sein? Dazu vorab zwei Dinge: Erstens will ich niemandem einreden, dass er Angst vor 5G oder keine Angst vor 5G haben soll. Informiert euch, bildet euch eine Meinung und entscheidet dementsprechend. Ich kann nur für mich sprechen.

Was ist 5G?

Zweitens bin ich zugegeben kein Mobilfunkexperte. Ich bin bei dem Thema nicht ganz unbeleckt, weil ich eine Ausbildung als Ingenieur der Nachrichtentechnik habe. Außerdem bin ich seit zehn Jahren Herausgeber der Zeitschrift Industrial Ethernet Book (www.iebmedia.com), die sich, unter anderem, mit diesen Themen beschäftigt. Deswegen bin ich aber noch keiner von den Fachleuten, die rund um diese Diskussion anscheinend wie die Pilze aus dem Boden schießen. MiMo könnte ich nur in Grundzügen, HetNet oder Carrier Aggregation gar nicht erklären (aber fragt doch dazu mal die vielen selbsternannten 5G-Experten).

Die Frequenzbereiche

Unsere Mobilfunknetze haben sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. Das begann Anfang der 90er mit 2G, allgemein bekannt als GSM. Weiter ging es über 3G (UMTS) zum heute gebräuchlichen 4G (LTE). Der nächste Schritt heißt nun 5G und wird wohl ab nächstem Jahr großflächig eingeführt. Für uns normale Anwender ist der große Unterschied die schnellere Datenübertragung. Sehr große Datenmengen, z. B. Filme, lassen sich in Sekundenschnelle herunterladen. Möglich wird das, neben einigen Tricks unter der Motorhaube, weil für 5G auch höhere Funkfrequenzen freigegeben werden. Das heutige LTE Netz nutzt vor allem den Bereich zwischen 1800 und 2600 MHz. 5G wird auch höhere Bänder belegen.

Hier gibt es ein weit verbreitetes Missverständnis. 5G heißt nicht automatisch höhere Frequenzen. Tatsächlich werden auch einige niedrigere Frequenzbänder, die bislang noch für GSM verwendet wurden, für 5G freigeräumt. Es ist mit 5G wie mit einem Porsche 911. Der kann seine Geschwindigkeit am besten auf der Autobahn ausspielen, aber das heißt nicht, dass er auf anderen Straßen nicht fahren kann.

Datenquelle: www.inside-handy.de

Man sieht schon, dass sich die Frequenzen von 5G nicht dramatisch von anderen Mobilfunkstandards unterscheiden. Außerdem wird dieser Frequenzbereich auch heute schon von etlichen anderen Sendern genutzt. Schnurlostelefone nach dem DECT Standard funken bei etwa 1900 MHz, Bluetooth arbeitet im Bereich von 2400 MHz. Auf dieser Frequenz und bei 5000 MHz laufen auch die meisten WLAN Router. Wäre Strahlung zwischen 1000 und 5000 MHz tatsächlich gesundheitsschädlich, dann hätten wir das in den letzten Jahren vermutlich gemerkt.

5G bei 60 GHz

Das obige Diagramm habe ich bei 6000 MHz abgeschnitten, um es etwas übersichtlicher zu machen. Tatsächlich wurden für 5G auch noch zwei deutlich höhere Frequenzen freigegeben, nämlich 26000 MHz und 60000 MHz. Hier ist das Diagramm für das ganze Frequenzspektrum.

Datenquelle: www.inside-handy.de

Ich mache mir über diesen beiden hohen Frequenzbereiche keine Sorgen, weil ich mir sehr sicher bin, dass wir als Privatanwender davon nichts mitbekommen werden. Mit höheren Frequenzen sind zwar nochmals höhere Datengeschwindigkeiten möglich, aber die Reichweite geht dramatisch zurück. Um ein 5G Netz bei 60000 MHz aufzubauen, müssten die Betreiber wohl alle 100 Meter eine Sendestation installieren. Diesen Aufwand wird sich kein Anbieter antun. Der Einsatz dieser hohen Frequenzbänder ist eher in vollautomatischen Fabriken denkbar, beispielsweise um autonome Förderfahrzeuge, Roboter und Werkzeugmaschinen zu steuern und miteinander zu synchronisieren.

Beamforming

Wenn über Angst vor 5G geschrieben wird, ist oft vom sogenannte Beamforming die Rede. Vereinfacht gesagt, strahlt eine Sendeantenne normalerweise kreisförmig, etwa so wie eine Straßenlampe gleichmäßig leuchtet. Beim Beamforming dagegen wird die Strahlung in die Richtung des jeweiligen Empfängers gelenkt. Man könnte das mit einem Autoscheinwerfer vergleichen. Wenn ich unter der Leuchte stehe, kann ich recht genau feststellen, wie hell es ist. Stehe ich dagegen Nachts an einer Straße, dann werde ich manchmal von den Scheinwerfern angeleuchtet, dazwischen wird es aber wieder dunkel. Hier wird es schwierig zu sagen, wie viel Helligkeit (wie viel Strahlung) ich durchschnittlich habe.

Die aktuellen Grenzwerte für Handystrahlung berücksichtigen das nicht. Hier hätte sich das Bundesamt für Strahlenschutz tatsächlich ein Messverfahren einfallen lassen können, um realistische Spitzen- und Durchschnittswerte zu ermitteln. Ganz neu ist die Technik aber nicht. Das Beamforming beruht auf der MiMo-Technik, die bei WLAN Routern schon länger eingesetzt wird.

Funkmast vs. Handy

Neulich habe ich einen Flyer mit dem Titel Handy Ja – 5G Nein Danke gesehen. Das halte ich für irreführend. Die Funkmasten strahlen mit einer Leistung im Bereich von 10 Watt. Da die Leistung aber sehr schnell mit der Entfernung abnimmt, erreichen uns nur einige Milliwatt (Tausendstel Watt). Die deutlich stärkere Strahlenquelle ist das eigene Handy, das bis zu 2 Watt Sendeleistung produziert, und zwar direkt an unserem Kopf: https://did.mat.uni-bayreuth.de/~werner/versuche/handystrahlung/facharbeit_mobilfunk.pdf

Strahlenbelastung minimieren

Bei schlechtem Empfang ist die Strahlung des Handys am Größten

Wer Angst vor 5G hat, sollte sich also zuallererst um das eigene Handy sorgen. Hier ein paar Tipps, falls man wegen der Strahlenbelastung beunruhigt ist, auf das Mobiltelefon aber nicht verzichten will.

 

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