Heuer können wir ein Kirchenjubiläum in Schondorf feiern, oder besser gesagt ein Doppeljubiläum. St. Anna wird 525 Jahre alt, und St. Jakob sogar unglaubliche 875. Erstmal sind das nackte Zahlen. Wenn ich mir aber überlege, welche Zeiträume das sind, dann wird mir ganz schwindelig im Kopf.
Ur-ur-ur-ur-ur-ur …
Fangen wir mit der Kirche St. Anna an, die heute in frischem Glanz erstrahlt (St. Anna glänzt wieder). Urkunden belegen, dass Propst Johannes Zallinger in Oberschondorf eine Kirche erbauen ließ, die 1499 fertiggestellt wurde.
Wenn man eine Generation mit rund 30 Jahren rechnet, dann lebten damals unsere Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern. Sie lebten in einer Welt, die mit unserer nicht viel gemein hatte. Man wusste noch nicht, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Das entdeckte Kopernikus erst rund 50 Jahre später.
Der Buchdruck gab es zwar schon seit ein paar Jahren, in Schondorf war er aber höchstwahrscheinlich noch nicht angekommen. Natürlich gab es kein Internet, Fernsehen oder Handys. Um 1500 war gerade mal der Bleistift erfunden worden.
Die Welt zu jener Zeit war auch räumlich noch viel enger. Heute verstehen wir Mobilität als eine Art Grundrecht. Wer damals irgendwohin musste, ging zu Fuß oder ritt zu Pferde, wenn er sich das leisten konnte. Das Fahrrad (1817), die Eisenbahn (1825) oder das Automobil (1886) lagen noch weit in der Zukunft.
Die alte Dame
Das war also die Zeit, in der St. Anna errichtet wurde. Dabei ist sie ein junges Küken im Vergleich zur altehrwürdigen St. Jakobs Kirche. Als das Gotteshaus in Oberschondorf entstand, war St. Jakob den Fischern und Fährleuten auf dem Ammersee schon 300 Jahr lang ein vertrauter Orientierungspunkt. In diesen Jahren wird Barbarossa zum deutschen König gekrönt, und Heinrich der Löwe gründet München.
Um ein Gefühl für das Alter von St. Jakob zu geben: Kloster Andechs wurde 1455 gebaut. Würde St. Jakob jetzt errichtet, dann könnten wir erst im Jahr 2329 die Anlage auf dem Heiligen Berg am anderen Seeufer sehen. Oder auch nicht, denn heute gäbe es wahrscheinlich massive Proteste gegen das Bauvorhaben, weil es die Landschaft verschandelt und ein wertvolles Biotop bedroht.
Kirchenjubiläum in Schondorf
Auch wenn wir nur eine kleine Gemeinde sind, haben wir doch ein reiches historisches Erbe. Ein Erbe, das man beim doppelten Kirchenjubiläum in Schondorf am 27. und 28. Juli feiern kann. Die Pfarrgemeinschaft Utting Schondorf hat dazu ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, das gläubigen Katholiken und hartnäckigen Atheisten gleichermaßen etwas bietet.
Natürlich gibt es Festgottesdienste in beiden Kirchen, aber auch Blasmusik, Weißwurstfrühschoppen und ein Fischerstechen. Außerdem bringt das Theater Schondorf das Mysterienspiel der Jakobus Legende auf die Bühne, und die Familie Kloker ihr skurril-phantastisches Kasperltheater. Das vollständige Programm dieser beiden Tage findet man auf https://pg-utting.de/event/schondorf-feiert-seine-kirchen/