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Sieht doch hübsch aus

Das indische Springkraut Impatiens glandulifera

Impatiens glandulifera (Quelle: Wikimedia)

„Sieht doch hübsch aus“, dachte ich mir, als mir ein Foto des indischen Springkrauts geschickt wurde. Das eingeschleppte drüsige oder indische Springkraut ist eine schnellwachsende Pflanze mit rosaroten Blüten, und sieht überhaupt nicht gefährlich aus. Ist sie aber vielleicht doch. Sie breitet sich nämlich schnell aus, und könnte dadurch heimische Pflanzen verdrängen.

Natur und Kunst

Das Foto vom indischen Springkraut bekam ich übrigens von Jochen Seifert. Den kenne ich durch die JES Kulturstiftung, die er zusammen mit seiner Frau Erika gegründet hat. Die Stiftung betreibt die Website https://kuk.art/, auf der die Geschichte von Utting/Holzhausen als Künstlerort dokumentiert wird. Wer sich für Kunst- und Kulturgeschichte(n) am Ammersee interessiert, sollte unbedingt einen Blick in dieses sehr ausführliche Online-Museum werfen.

Das indische Springkraut

Zurück zum indischen Springkraut. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts brachten Reisende die Impatiens glandulifera vom Himalaya nach Europa. Sie wurde als Zierpflanze in Gärten gepflanzt und Imker nutzten sie gerne als Bienenweide. Die Pflanze hat sich seither stark ausgebreitet, insbesondere entlang von Flüssen und feuchten Standorten. In Bayern wurde das indische Springkraut bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Flora von Bayern beschrieben und ist seit den 1960er Jahren an den Ufern verschiedener Gewässer zu finden. Auch am Ammersee findet es die feuchten, nährstoffreichen Böden, die es braucht.

Das indische oder drüsige Springkraut (Foto: Wikimedia)

Problematisch ist, dass das indische oder drüsige Springkraut bis zu zwei Meter hoch wächst und dichte Bestände bildet. Dadurch reduziert es das Licht, das für kleinere Arten lebenswichtig ist. Durch seine schnelle Ausbreitung kann es konkurrenzschwache, einheimische Arten überwuchern. Außerdem verändert das Springkraut die Bodenbeschaffenheit, was das Wachstum einheimischer Pflanzen weiter hemmt​. Dies kann zur Verringerung der Artenvielfalt in den betroffenen Gebieten führen.

Ausrupfen oder blühen lassen

Ob das so ist, darüber ist sich die Fachwelt uneinig. Beispielsweise organisiert der NABU Stadtverband Aachen in regelmäßigen Abständen Aktionen zur Beseitigung des Springkrauts in gefährdeten Gebieten (https://www.nabu-aachen.de/235-2/).

Indisches Springkraut in Schondorf (Foto © Estelle Köhler)

Andererseits hat die Biologin Judith Bieberich an der Universität Bayreuth die Ausbreitung des indischen Springkrauts in einem Feldversuch erforscht. Sie kommt zu dem Schluss, dass Impatiens glandulifera nicht unbedingt der Treiber, sondern vielleicht nur ein Trittbrettfahrer von Veränderungen in unserem Ökosystem ist.

Impatiens glandulifera am Ammersee

Wie sehr das indische Springkraut an der Westküste des Ammersees verbreitet ist, das hat Estelle Köhler schon 2013 untersucht. Im Rahmen einer Seminararbeit recherchierte sie über „Das drüsige Springkraut am Ammersee – Westufer: Bedrohung oder Bereicherung?“. Die vollständige Arbeit hat sie unser netterweise zum Download zur Verfügung gestellt: https://schondorf.blog/wp-content/uploads/2024/10/Seminararbeit-Impatiens-glandulifera-Estelle-Koehler-2013.pdf

Köhler dokumentierte dazu die Ausbreitung des indischen Springkrauts in Schondorf, Utting, Holzhausen, Riederau und St. Alban, sowie im Uferbereich des Ammersees. Vor allem in Schondorf in der Brunnenstraße und am Wertstoffhof entdeckte sie starken Bewuchs, der sich durchaus Richtung Ufergürtel ausbreiten könnte.

Eine widerstandsfähige Pflanze

Allerdings ist es nicht einfach, das Springkraut zurückzudrängen. Selbst an Stellen, wo die Ausbreitung damals schon aktiv bekämpft wurde, war das Kraut immer noch zu finden. Die Pflanze ist nämlich ausgesprochen widerstandsfähig. Ausgerissene Pflanzen können schon über Nacht neue Wurzeln bilden, wie Köhler herausgefunden hat.

Wurzelbildung ausgerissener Stauden (Foto © Estelle Köhler)

Um wirkungsvoll gegen das indische Springkraut vorzugehen, müsste es also ausgerissen und anschließend abtransportiert werden. Ob das am Ammersee aktuell notwendig ist, ist schwer zu sagen. Köhlers Arbeit ist aber eine solide Dokumentation des Standes von vor zehn Jahren. Auf dieser Basis könnte man herausfinden, wie stark sich das indische Springkraut seither bei uns verbreitet hat, und ob man etwas dagegen unternehmen muss.

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