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Warum ich Zeitungen liebe

Gedruckte Texte, so fing es an

Aktualisierung: Auch die New York Times ist meiner Meinung. Mehr dazu am Ende dieses Beitrags

Wie viele andere Leute auch, nehme ich manche Annehmlichkeiten als ganz selbstverständlich. Dabei sind sie das oft nicht. Ein Beispiel dafür ist die lebendige Regionalpresse in unserem Landkreis. Wir haben hier den Luxus von drei regelmäßig erscheinenden Zeitungen, dem Ammersee Kurier (https://www.ammerseekurier.de), dem Kreisboten (https://www.kreisbote.de) und dem Landsberger Tagblatt (http://www.landsberger-tagblatt.de). Die Reihenfolge ist strikt alphabetisch und keine Wertung. Ich lese alle drei abwechselnd und halbwegs regelmäßig. Diese Auswahlmöglichkeit ist keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der für viele Presseverlage die Luft dünn wird.

Zeitung vs. Google, Twitter und Co

Ich erinnere mich noch an die Zeit vor dem Internet. Damals war die örtliche Tageszeitung praktisch der einzige Weg, um ein Auto zu verkaufen, eine Wohnung zu vermieten oder eine Stelle auszuschreiben. Diese Anzeigensegmente sind heute zu einem großen Teil ins Netz abgewandert. Und viele Zeitungen kämpfen nicht nur mit sinkenden Anzeigenerlösen, sondern auch mit schwindenden Leserzahlen. Darüber hatte ich 2014 schon einmal geschrieben: Print ist tot. Warum sollte man eine Zeitung kaufen, wenn man per Google, Twitter, Facebook, etc. ohnehin den ganzen Tag mit Nachrichten zugeschüttet wird?

Man sollte es deswegen, weil es einen Unterschied zwischen professionellem Journalismus und Tratsch gibt. Das betrifft nicht nur die große Weltpolitik, sondern auch die Geschehnisse in der Region. Ich bin froh, dass sich unsere Lokalzeitungen am Ammersee noch Redakteure leisten, die vor Ort aktiv sind. Auch das ist nicht selbstverständlich.

In manchen Gegenden beschränkt sich die Arbeit der sogenannten Lokalredaktion darauf, die eingesendeten Pressemitteilungen ins Blatt zu bringen. Unsere Pressevertreter gehen zu Gemeinderatssitzungen, politischen Stammtischen und Veranstaltungen. Sie analysieren das Gehörte, und bereiten es journalistisch auf. Das hat eine andere Qualität, als eine schnell mal auf Facebook verbreitete Halbwahrheit.

Journalisten unter Druck

Dabei ist der Druck auf die Journalisten groß. Die meisten Verlage haben nicht das Geld, um die Redaktionen personell auszubauen. Gleichzeitig sollen aber immer mehr Kanäle bespielt werden. Mit dem Artikel für die gedruckte Ausgabe ist es heute nicht mehr getan. Der Beitrag muss auch online erscheinen, mit Hyperlinks und knapperem Text, weil hier die Aufmerksamkeitsspanne kürzer ist. Außerdem sollen im Artikel auf der Website mehr Bilder vorkommen, möglichst auch noch ein kleines Video. Dann soll dieser Inhalt für Facebook aufbereitet, und für Twitter auf 280 Zeichen komprimiert werden. YouTube, ein Newsletter oder Instagram kommen vielleicht auch noch dazu.

Wie gesagt, die Journalistinnen und Journalisten stehen heute unter großem Arbeitsdruck. Alle diese Kanäle bespielen, dabei auf die Kosten achten, und gleichzeitig journalistische Qualität gewährleisten, das ist für die Verlage ein schwieriger Balanceakt. Ammersee Kurier, Kreisboten und Landsberger Tagblatt machen das sehr gut. Zum Glück für uns, denn dadurch haben wir eine breite Auswahl an seriösen Lokalnachrichten. Ich weiß das zu schätzen, und andere hoffentlich auch. Leg also mal Dein Handy weg, und lies eine Zeitung.

Jetzt.

Die New York Times und ich

Das ist einfach zu schön, um es nicht zu Teilen. Michael Sorger hat mich auf einen Beitrag in der New York Times aufmerksam gemacht. Einen Tag nach mir schrieb NYT Kolumnist David Leonhardt einen Text, der genau in die selbe Richtung geht:

For anyone who plans to spend some money, I have a suggestion: Subscribe — or donate to — a media organization that covers your local area. I’m talking (instead) about local-only news organizations. They are vital to democracy — to holding accountable government agencies, businesses, schools and other institutions.

Der vollständige Text ist hier auf der Website der New York Times: https://www.nytimes.com/2018/11/23/opinion/black-friday-local-journalism.html

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